Walking on air
1995 veröffentlichten die Progressive-Rocker King Crimson das Album THRAK. Darauf kann man das schönste Lied aller Zeiten entdecken: Walking on air. Die filigrane Kombination des Textes und der Stimme von Adrian Belew mit dem lyrischen Gitarrenspiel von Robert Fripp stellt einen musikalischen Idealzustand dar: hören mit einem Gefühl der Schwerelosigkeit.
"Ich setzte meinen Fuß in die Luft und sie trug." (Hilde Domin)
Walking on air würde sogar einen Mann entschuldigen, der heimlich ein Wannenbad nimmt, denn Wannenbäder sollten dem weiblichen Geschlecht vorbehalten sein. Für ein solches akustisches Experiment empfehlen sich allerdings wasserdichte Kopfhörer.--
>> Text>> Reinhören>> Wasserdichter Sound
Wolfsnacht
Gestern Nacht habe ich mich in einen Wolf verwandelt. (Ohne Vollmond, nur mit Hilfe chronischer Schlaflosigkeit, einer mittelmäßigen Digitalkamera und einer Bildbearbeitung.)
Das Wanderliederdrama
Meine ersten Gitarrenlehrer hießen Bob Dylan, Paul Simon und Neil Young. Das stimmt nicht ganz.Denn meine allererste Gitarrenlehrerin war Frau Puck. Bevor ich im Alter von elf Jahren die ersehnte Sperrholzgitarre bekam, musste ich Blockflöte bei Frau Puck lernen. Blockflöte ist das grauenerregendste Instrument unter der Sonne.Beim Musikexamen auf der Hochschule spielte vor meinem Gitarrenauftritt eine Studentin der Kontrasubbassblockflöte. Sie wählte zeitgenössische Stücke für ihre Prüfung und es war überwältigend, welches Rumoren man diesem hölzernen Monstrum entlocken konnte. Dennoch gibt es keine schlüssige Erlärung dafür, weshalb man unschuldige Kinder bis heute dazu nötigt, auf einer Blockflöte herumzupfeifen. Mir fällt jedenfalls auf Anhieb keine schlimmere Bestrafung ein. Sogar Maultrommel ist besser.Ich hatte das Blockflötendrama hinter mir und wollte werden wie Elvis, dessen Hollywood-Filme jeden Montagabend auf Südwest 3 liefen. Frau Puck brachte mir Wanderlieder bei und heute habe ich den Verdacht, dass manche dieser Wanderlieder ihren Ursprung im Dritten Reich hatten. Jedenfalls traf das deutsche Liedgut nicht meinen Geschmack. Ich sah meine musikalische Karriere gefährdet. Erschwerdend kam hinzu, dass Frau Puck leidenschaftlich dem Eierlikör zusprach und komisch roch. Zu ihrer Entschuldigung sei erwähnt, dass Frau Pucks Hauptinstrument das Akkordeon war und sie das Schicksal der frustrierten, in der Profiliga spielenden Akkordeonisten teilte, denen man entweder in Fußgängerzonen oder in privaten Musikschulen begegnet.Irgendwann begann ich, dem Gitarrenunterricht unentschuldigt fernzubleiben. Jeden Freitag nach der Schule schulterte ich meine Gitarre, verließ die Wohnung und setzte mich auf eine Mauer hinter dem Einkaufszentrum. Nach einer halben Stunde brachte ich die Gitarre zurück nach Hause. Das fiel ein halbes Jahr keinem auf. Frau Puck überbrückte meine Fehlzeit mit Eierlikör. Irgendwann rief meine Mutter bei Frau Puck an, um sich nach meinen Fortschritten zu erkundigen. Es gab nämlich keine feststellbaren Fortschritte. Zur Tarnung übte ich zwar jeden Tag auf der Gitarre, indem ich atonale Tonleitern klimperte und Nazi-Wanderlieder schmetterte, aber das einfältige Katzengejammer war die reinste Umweltvergiftung.Der Schwindel flog auf und Frau Puck sah sich um eine Erwerbsquelle erleichtert. Zwei Jahre später hörte ich Dylan, Simon und Young. Sie wurden meine ersten nützlichen Gitarrenlehrer. Meine späteren Lehrer hießen Hilpert und Bitterwolf. Erstlassige Musikpädagogen, die mir vor allem die lateinamerikanische Klassik nahebrachten.-->> Für die Freunde der Maultrommel
Die Welt zu Gast bei Faschisten
Wittgensteins Schweigen
Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen. Vernachlässigt man den restlichen Inhalt des Werkes, ist Ludwig Wittgensteins abschließendes Postulat des Tractatus Logico-Philosophicus beeindruckend einfach und fatalistisch. Allerdings stellt sich in Gedankenbruchteilen die banale Frage, worüber man eigentlich nicht sprechen kann. Was ist so unbesprechbar, als dass man darüber schweigen müsste?
Bei manchen Menschen liegt die Hemmschwelle zur inneren Entblößung sehr hoch, während andere behaupten, dass sie über alles sprechen können. In diesen Fällen stellt man dann erwartungsgemäß fest, dass die Selbstbewussten nicht über alles, sondern um das Wesentliche herum sprechen. Entweder weil sie vom Wesentlichen keine Ahnung haben oder weil sie erkannt haben, dass getarnte Ahnungslosigkeit bei gleichzeitigem Sprachfluss ein erfolgreiches Manöver im Überlebenswettbewerb sein kann. Aber Taktik ist in diesem Zusammenhang zu vernachlässigen.
Die Hintergründe eines Schweigens können auch Abgründe sein. Denn in manchen Situationen beruht Schweigen nicht auf Unwissenheit oder Unbesprechbarkeit, sondern ist entweder einer Feigheit oder einer Lüge untergeordnet. Dann gilt: Wovon man nicht sprechen kann, daran muss man denken. Wittgenstein will aber nach eigenen Worten nicht dem Denken, sondern dem Ausdruck der Gedanken (Anm. also der Sprache) eine Grenze ziehen. Seinem im Vorwort erklärten Ziel, die Probleme im Wesentlichen endgültig gelöst zu haben, konnte sich Wittgenstein im Tractatus nicht annähern. Darauf weist sowohl die Ironie der nachträglichen Zieldefinition als auch die am Ende durch das Postulat des Schweigens zum Ausdruck gebrachte Frustration hin.
Die Eingangsthese des Werkes hingegen ist unwiderlegbar: Die Welt ist alles, was der Fall ist. Höchstens noch zu ergänzen durch die Behauptung, die Welt sei zusätzlich alles, was nicht der Fall ist.
+++ newsflash +++
+++ wetter humorlos +++ heute talent entdeckt, die eigene vergangenheit vorherzusehen +++ endlich bild vom ältesten punk thailands gefunden +++
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Ein Porsche in Tarnfarben (III)
Wir unterhielten uns über Musik. Wipers, Sonic Youth und Radio Birdman. Plötzlich drückte mir Ari seine zerkratzte Gitarre in die Hand und meinte, ich solle auch mal was spielen. Ich spielte Never talking to you again von Hüsker Dü und Arie sagte anschießend, es gäbe keinen Zweifel daran, dass ich in seine Band aufgenommen sei. Das gefiel mir, denn meine letzte Band war gerade in einem Meer aus Lärm ertrunken.Ari meinte, es sei an der Zeit, den Leidseplein zu verlassen und den Umsatz des Auftritts sinnvoll zu investieren. Er schlug vor, den Coffee Shop The Other Place aufzusuchen, weil er dort seinen Cousin Tony treffen wollte.Ich kannte The Other Place vom Vorbeigehen, hätte mich damals aber nicht hinein getraut. Es war ein Treffpunkt der Hells Angels und immer schauten schwergewichtige Gestalten mit gewaltigen, schwarz tätowierten Oberarmen feindselig durch das Fenster zur Gracht.Auf dem Weg zum Coffee Shop erzählte Ari, dass er seit seiner Geburt in Amsterdam lebte und auch keine große Lust hatte, die Stadt zu verlassen. Er war siebenundzwanzig und erst zweimal außerhalb von Amsterdam gewesen. Das eine Mal fuhr er nach Antwerpen, um seinen Vater kennen zu lernen. Eine zweite Reise führte ihn ins ferne Indonesien, weil er sich in ein Mädchen verliebt hatte, das von dort kam. Nach beiden Reisen war er froh, zurück in seinem Amsterdam zu sein.-->> Never Talking to You Again
Popstars und die Arbeiterwohlfahrt
Wer heute noch Popstar werden will, begibt sich sofort zu Dr. Hochs Konservatorium in der Sonnemannstraße 16 (Frankfurt am Main). Dort findet nämlich gerade unter Gejohle, das bis in mein Arbeitszimmer dringt, ein Casting für die Stars der Zukunft statt. Und wer kein Popstar wird, geht zur Arbeiterwohlfahrt.
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>> Popstars Casting in Tschechien
Grabe ein tiefes Loch !
Natürlich wollen wir alle gerne wissen, wo man herauskäme, wenn man an seinem momentanen Standort ein tiefes Loch graben würde.
Bei mir wäre die Wohnung geflutet. Aber das wäre nicht das erste Mal.
Netter Sprössling von Google Earth ...-->> map.pequenopolis.com
Namen und Menschen
Von Zeit zu Zeit begegnen einem Leute, die mit einem gewissen Stolz behaupten, sie könnten sich zwar keine Namen merken, dafür aber umso besser Gesichter. Das zeugt nicht nur von zerebralen Schwächen, sondern auch von Respektlosigkeit. Denn zum einen kann sich jeder geistig Minderbemittelte Gesichter merken, zum anderen ist der Namen eines Menschen ein zentraler Teil seiner Idendität.
Die einfachste Anwendungsebene von Sprache beinhaltet, allem Sichtbaren einen Namen zu geben. Es existiert keine Kultur- oder Sprachgemeinschaft, deren Mitglieder zwar Gesichter, aber keine individuellen Namen besitzen. Die Namensgebung folgt zwar in den verschiedenen Erdteilen unterschiedlichen Regeln, aber überall auf der Welt ist jedem Menschen eine definierte Lautfolge als Namen zugeordnet.
Eine erzwungene Änderung des Namens, wie die Anordnung der Zwangsvornamen "Sara" und "Israel" für Juden während der nationalsozialistischen Diktatur, stellt einen unmenschlichen Gewaltakt dar.
Man kann seinen Namen zwar freiwillig ändern, aber es gibt keinen Fall, in dem es gelungen wäre, sich seines Namens zu entledigen, ohne dabei seine Idendität zu verlieren. Popstar Prince hat versucht, sich ausschließlich über ein grafisches Symbol zu kennzeichnen. Erstens stellte auch das Symbol über seine semiotische Bedeutungsebene eine persönliche Zuordnung dar, zweitens misslang der Versuch und Prince kehrte zu Prince zurück.
In seinem Roman Der Namenlose, der aufgrund der Doppeldeutigkeit der Artikel in den Orginalfassungen (frz. L´Innommable, engl. The Unnamable) im Deutschen auch Die Namenlose oder Das Namenlose heißen könnte, versuchte Samuel Beckett, einem indifferenten, namenlosen Ich jede innere und äußere Ortsbestimmung zu entziehen. Eine Idendität, die sich das namenlose Ich allein durch seine Rede erwirbt, wird trotzdem geschaffen. Denn Idendität kann allein durch das Schweigen ausgelöscht werden.
Vielleicht gibt es tatsächlich Fälle unter irgendwelchen Brücken, denen der Namen abhanden kam. Aber wie sollten wir davon wissen? Denn wie sollten wir einen solchen Jemand bezeichnen?
Sogar Tieren im persönlichen Umfeld des Menschen werden Namen gegeben. Wenn man es mit Menschen zu tun hat, sollte man sich für ihre Namen interessieren und den Respekt aufbringen, sich die Namen zu merken.
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>> Namenlose Gesichter?
Die Welt ist ein Würfel
Entgegen älteren populärwisseschaftlichen Behauptungen, denen zufolge die Erde eine Scheibe oder möglicherweise sogar eine Kugel sei, kam eine Forscherin (s. Abb.) aus einer Legebatterie bei Magdeburg nach exakter Beobachtung und Analyse ihrer Umgebung zu der Erkenntnis, dass die Erde ein Würfel sein müsse. Demzufolge bestünde das Universum aus einer unendlichen Anzahl von Würfeln. Die Wissenschaft steht Kopf, denn nach genauer Vermessung bestätigte sich die These als unwiderlegbar.
-->> Weiterführende Forschungsergebnisse
Ein Porsche in Tarnfarben (II)
Es war Spätsommer und auf dem Leidseplein im Zentrum Amsterdams war noch jede Menge los. Clowns, Jongleure, Feuerspucker, Theatermacher und Musiker gaben ihre Straßenvorstellungen. Ich kaufte mir eine Tüte Vanilla Vla, diesen holländischen Flüssigpudding, setzte mich irgendwo auf das Pflaster und sah mir eine improvisierte Show an.Da fiel mir ein Gitarrist mit langen, orange gefärbten Haaren, Nietenarmbändern und einem Sex Pistols T-Shirt auf, der mit einer beeindruckenden Lautstärke Lieder von den Violent Femmes sang: ... don´t shoot shoot shoot that thing at me, don´t shoot shoot shoot that thing at me, you know you´ve got my sympathy but don´t shoot shoot shoot that thing at me ... Mir gefiel seine Stimme und die Songs der Femmes gefielen mir sowieso. Also wechselte ich meinen Sitzplatz, um ihm besser zuhören zu können. An einem Lederband um den Hals trug er ein merkwürdiges Amulett und auf die kurze Entfernung erkannte ich, dass er nicht mehr so jung sein konnte, wie es zunächst schien.Die Inflation der Attraktionen war groß und weil ich sein einziges Publikum war, grinste er mich bald an, worauf wir ins Gespräch kamen. Sein Name war Ari Noorlander. Er hatte während der Stunde, die er spielte, nur vier Gulden eingenommen. (Fortsetzung folgt)-->> Grundkurs Feuerspucken
Gespenster
Im Untergrund der Frankfurter S–Bahn Haltestelle Ostendstraße begegnete man täglich Gespenstern.
Einige Gespenster saßen versunken auf der Treppe zum Tunnel, ihre narkotisierten Köpfe baumelten zwischen den Knien, vergilbte Haare hingen auf den Boden. Manche bewegten sich hektisch und ohne Zielkoordinaten durch den Raum. Sie hatten blasse Gesichter, über die sich eine glänzende Schicht Schweiß wie eine Folie zog. Andere schwebten traumverloren durch die gekachelten Hallen. Ihre Köpfe sahen aus wie Trockenobst und waren durch das Fehlen der Zähne um ein Drittel ihrer ursprünglichen Größe geschrumpft. Sie besaßen Körper ohne Masse und konnten sich kaum auf ihren streichholzdünnen Beinen halten. Die Gespenster spürten jeden Blick auf ihren inhaltslosen Hüllen und wenn man versehentlich in ihre Richtung schaute, starrten sie aus schwarzen Augenhöhlen zurück.-->> Heute: 100. Todestag von Henrik Ibsen
Warum wir Stöckchen apportieren
Das Rätsel ist gelöst. Lange Zeit fragte ich mich, warum der Hund ständig Stöckchen anschleppt und mich mit bemerkenswerter Ausdauer immer wieder dazu auffordert, die Stöckchen durch die Landschaft zu schleudern. Die meisten Hunde, die sich im Besitz eines Menschen befinden, gehen regelmäßig mit ihrem Menschen spazieren. Dann dauert es nicht lange und sie kommen schnaubend mit einem Stöckchen zwischen den Zähnen angetrabt, während ihnen der Sabber aus dem Maul rinnt. Sie wedeln mit dem Schwanz und tänzeln solange um einen herum, bis man ihnen das vollgesabberte Stöckchen halbwegs angewidert abnimmt. Man wirft es in hohem Bogen über eine Wiese, wobei einem der Sabber um die Ohren fliegt, und der Hund wetzt los, um die Beute zu apportieren. Wenn man ihn für das Erledigen dieser sinnlosen Aufgabe lobt, wird der Ehrgeiz des Hundes weiter angestachelt. In manchen Fällen wäre dieser Vorgang solange wiederholbar, bis das Tier vor Entkräftung tot umfällt. Hunde tun dies aus demselben Grund, aus dem Menschen sich durch Schulabschlüsse quälen, arbeiten gehen, Karriere machen wollen und Bausparverträge abschließen: Sie brauchen eine lösbare Aufgabe und die anschließende Bestätigung durch ihre Herrchen oder Frauchen. -->> Super retarded dog
Knisterkassetten
Nichts gegen klassische Musik, aber bis heute kann ich Leute nicht verstehen, die zu einem Sonntagsfrühstück gerne aromatisierten Tee trinken und Klassik im Hintergrund plätschern lassen. Ich trinke zu einem Sonntagsfrühstück am liebsten Bier und höre Motörhead.Meine persönliche Biographie als Freund des hart gekochten Rock 'n' Roll begann 1979 mit einer Hörkassette von AC/DC, die mir mein Klassenkamerad Norbert ausgeliehen hatte. Dafür bin ich ihm bis heute dankbar. Norbert war der erste Mensch in meinem Umfeld, der eine an den Ärmeln abgeschnittene Jeansjacke mit Killernieten auf den Schultern und Heavy Metal Stickern auf dem Rücken trug.Ich besaß einen rudimentär ausgestatteten Kassettenrekorder ohne Überspielkabel. Musik wurde aufgenommen, indem ich mir von einem Freund ein zweites Abspielgerät auslieh, den Aufnahmeknopf des anderen Geräts drückte und auf Zehenspitzen den Raum verließ, um keine Nebengeräusche während der Aufnahme zu hinterlassen. Dennoch knisterten die Aufnahmen und während der Songs waren trotz geschlossener Fenster immer Fahrgeräusche von Autos oder frisierten Mopeds zu hören. Oder Protestrufe meines Bruders, der für die Zeit der Aufnahmen des gemeinsamen Zimmers in der kleinen Dachwohnung verwiesen wurde.Meine erste unzerknisterte Kaufkassette mit angeblicher Stereo-Dolby-Qualität war von Kiss. Damals regte sich noch jeder über den Schriftzug auf, weil er in seiner Gestaltung den SS-Runen nachempfunden war. Sowas würde heute keine Sau mehr interessieren. Das erste T-Shirt mit Bandaufdruck, das ich bei einem fliegenden Händler in der Fußgängerzone von Bad Mergentheim für elf Mark produzieren ließ, zeigte auf der Vorderseite Eddy the beast, das Maskottchen von Iron Maiden. Auf der Rückseite waren das Logo von Saxon und ein glitzernder Totenkopf mit gekreuzten Knochen zu sehen. Das T-Shirt gibt es heute noch. Es befindet sich in Bill Kinderhirns historischem Museum of Heavy Metal.-->> Schwermetall im Blut
Am neunten Tag
Die Erschaffung der Götter
Nachdem sich durch einen weiteren genetischen Defekt ein brauchbarer Daumen entwickelt hatte, dämmerte das neue Wesen die ersten acht Tage in seiner Höhle vor sich hin. In dieser Zeit lernte es, seinen neuen Daumen zu benutzen und begriff damit die fassbare Welt. Erstmals ließen sich die Dinge nach verschwommenen Vorstellungen formen, die plötzlich irgendwo zwischen Hunger, Trieb, Kälte und Müdigkeit auftauchten. Faustkeile wurden entwickelt und das Feuer konnte unter Kontrolle gebracht werden.Aber die Welt war zu riesig und die neue Bewußtseinsform suchte nach Erklärungen für das Unerklärbare. Und nach Hoffnung. Daher erschuf das Wesen am neunten Tag unsichtbare Mächte und nannte sie Götter. Sich selbst gab es den Namen Mensch. Mit Hilfe der Götter ließ sich alles erklären und rechtfertigen. In ihrem Namen entstand Herrschaft und die Vergänglichkeit bekam ein Gesicht. Und nur den Herrschenden gelang es, so groß zu erscheinen, dass sogar ihre eigenen Götter vor ihnen auf die Knie fielen und sie anbeteten.Das Prinzip aller Ausprägungen des Glaubens an die unsichtbaren Mächte war stets dasselbe: Die Geburt war weiblich, der Tod männlich und das Leben dazwischen eine wertlose Sache.
Ein Porsche in Tarnfarben (I)
Mit 17 trampte ich zum ersten Mal nach Amsterdam. Ich war schon zuvor während eines Interrail Trips dort gewesen und hielt diese Stadt für eine Art Erlösung vom deutschen Mief. Clubs wie das Paradiso oder das Melkweg trugen ihren Teil zur Erlösung bei.
Ein Übernachtungsklassiker war das Last Waterhole, wo man in einem rostigen Hochbett für zehn Gulden übernachten konnte. Es gab keine Trennung nach Geschlechtern und um einen herum lagen knutschende englische Pärchen und deutsche Fixer. Die kamen meistens übers Wochenende aus dem nahe gelegenen Ruhrpott und versorgten sich mit Stoff, den sie dann auf der Kölner Domplatte weiterverkauften. Mein Geld habe ich mir nachts in die Unterhose gestopft. Aber ich musste mir keine Sorgen machen, denn ich war selbst ausreichend schmutzig, wild und aggressiv. (Fortsetzung folgt)
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>> Hitchbase - Ortsdatenbank für Tramper
>> Hitchhiking Wiki
Motocross - Motokrass
Quelle:ebaumsworld.comGanz großer Sport. Die beiden sind dicht dran, am Sinn des Lebens.
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Sich ulkig um die Ecke bringen
Bildquelle: Bill Thomas
Dog and Shotgun, 1991
In seiner Serie Suicide dokumentiert der Fotograf Bill Thomas spektakuläre Konzepte des wohldurchdachten und technisch perfektionierten Freitods.
-->> Suicide
Überflüssige Todesarten (III)
Suizid an sich ist schon ausreichend überflüssig. Richtig ärgerlich für die Umwelt wird es allerdings, wenn sich der selbsternannte Todeskandidat eine Bahnschiene als Tatwaffe auswählt.
Bei folgender Standard-Durchsage in der S-Bahn bleibt kaum ein Passagier gelassen: "Wegen eines Personenschadens verzögert sich unsere Weiterfahrt um wenige Minuten." Nur führt diese Durchsage nach meinen Beobachtungen in den seltensten Fällen zu einem aufrichtigen Mitgefühl mit der geschädigten Person. Man ärgert sich einfach nur, dass man schon wieder irgendwo zu spät kommt, weil man sich für das falsche Verkehrsmittel entschieden hat und einem Verzweifelten nichts Besseres einfiel, als sich vor die S5 zu werfen.
Ganz zu schweigen von den Fahrern, die sich wahrscheinlich den Rest ihres Lebens mit einem ungerechtfertigten schlechten Gewissen und den dazu passenden Albträumen herumplagen. In einem Hotel in Rom unterhielt ich mich vor einigen Jahren mit einem Fahrer der New Yorker Verkehrsbetriebe, der sich auf einer ausgedehnten Europatour befand, um sich von einem solchen traumatischen Ereignis zu erholen. Er meinte, dass er kaum einen Fahrer kenne, der diesen Beruf längere Zeit ausübt und es noch nie erlebt hat, dass sich ein Mensch vor seinen Zug warf. Zur perfekten Tragödie wird es, wenn der Selbstmörder kurz vor dem Aufprall noch in die Augen des Fahrers schaut.
All denen, die sich selbst zwingend aus der Welt schaffen wollen, schlage ich vor, sich eine umweltschonende Methode zu überlegen. Vielleicht einen Spaziergang durch eine unbekannte Moorlandschaft. Davon würden wenigstens die Archäologen der Zukunft profitieren.
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>> WHO: Suizid-Statistik
Überflüssige Todesarten (II)
Während meines Zivildienstes als Sanitäter beim Roten Kreuz erlebte ich einige unappetitliche Todesfälle. Seit dieser Zeit steht für mich fest, dass Suizid keine adäquate Verabschiedung aus dem Dasein ist.
Stets betrifft ein sogenannter Freitod verschiedene Menschen - und wenn es nur Dienstleister sind, deren Job darin besteht, die unästhetische Sauerei aufzuräumen.
Während einer Nachtschicht wurden wir auf einen Aussiedlerhof gerufen: "Der Opa hat sich erhängt!" Als wir mit dem Rettungswagen angerast kamen, standen der Bauer und die Bäuerin mit abgestumpften Gesichtern in der Hofeinfahrt. Der Bauer roch nach Schnaps. Er hatte eine Taschenlampe in der Hand und brachte uns mit behäbigem Gang auf den Dachboden der Scheune. Von dort führte eine Holztreppe auf einen weiteren, etwa drei Meter höher gelegenen Dachboden. Ein alter, schwerleibiger Mann hing mit einer Schlinge um den Hals und eingeknicktem Kopf zur Hälfte in der Luft. Die untere Hälfte seines Körpers lag mit den Füßen nach oben auf der Treppe. Als wir ihn losschnitten und auf den Dachboden legten, betrachtete ich sein Gesicht, aus dem eine blaue Zunge quoll. Dabei fiel mir ein kaum wahrnehmbares, rotes Loch in der Mitte seiner Stirn auf, aus dem ein Tropfen Blut gesickert war.
Ich wies meinen Kollegen darauf hin, aber wir konnten es uns nicht erklären. Der Kollege ging dem Notarzt entgegen, der inzwischen eingetroffen war und nur noch den Tod festzustellen hatte. Währenddessen stieg ich die Treppe zum zweiten Dachboden hinauf und entdeckte dort ein Gewehr auf den Holzdielen, direkt neben der Treppe.
Von einem Polizisten erfuhren wir später die Rekonstruktion dieses Freitods. Der alte Mann hatte einen Nagel in den Stützbalken neben der Treppe horizontal eingeschlagen und das Sturmgewehr vom Typ Mauser K98k am Abzug daran eingehängt. Dann hat er sich den Lauf des geladenen Gewehrs an die Stirn gehalten und das Gewehr zu sich gezogen, so dass der Abzug ausgelöst wurde. Auf diese Weise schoss er sich mit dem Karabiner in den Kopf und da er mit dem Rücken zur Treppe stand, fiel er in das Seil, das er sich zuvor um den Hals geknüpft hatte. Für mich unerklärlich bleibt allerdings die hervorquellende blaue Zunge, die auf einen Erstickungstod hinweist. Aber dazu müsste man einen Pathologen befragen.
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>> Nazischrott
Typisch infantile Regression (II)
Nach dem Konzert im Club W71 überlegten wir, was man mit der unverbrauchten Nacht noch anfangen konnte. In einem Anflug von Geisteskrankheit fiel mir ein, meinem Jahrgang beim Abitur-Abschlussball einen Überraschungsbesuch abzustatten.
Als wir die Festhalle der Kleinstadt betraten, erfasste mein ehemaliger Biologielehrer, Herr Berner, unseren Zustand auf einen Blick und begrüßte mich mit den Worten: "Besser, du haust gleich wieder ab!" Mir wurde auf der Stelle klar, dass er recht hatte. Aber meinen alkohol- und drogenstimulierten Freunden gefielen die festliche Atmosphäre und die Menschen in feiner Abendkleidung. Es gab kein Zurück.
Sofort nach Betreten des Parketts stieg Elmar wankend aufs Ehrenpodium, besetzte das Rednerpult und hielt einen wirren Vortrag, in dem er sich bei den Anwesenden für alles Mögliche bedankte.
Gonzo und ich schnappten uns einen Wagen, den wir in einer unverschlossenen Kammer fanden und auf dem Turnmatten gestapelt waren. Gegenseitig schoben wir uns im Slalom mit fataler Geschwindigkeit zwischen meinen ehemaligen Mitschülern und ihren Eltern durch den Saal.
Als Andiekanne von einer Abiturientin namens Ursel eine Abfuhr bekam, fing er an, ungezielt Flaschen an die Decke zu werfen, wahrscheinlich in melancholisch-infantiler Reminiszenz an Gonzo. Dabei brüllte er unentwegt "Uuuuuuuuuuuuuuurrrssseeeeeeeeeeel!"
Der Saal leerte sich.
Das Schicksal wollte es, dass der Splitter einer Flasche besagte Ursel am Kopf traf und eine Schnittwunde verursachte. Das sorgte für zusätzliche Aufregung und mir bleibt es bis heute ein Rätsel, warum keiner der verbliebenen Festgäste polizeiliche Maßnahmen anforderte. Die Nacht war jedenfalls gelaufen. Andiekanne und Gonzo prügelten sich dann noch vor der Halle aus Gründen, die sie selbst nicht kannten. Elmar und ich sahen ihnen dabei zu und lachten, weil die Schlägerei aussah wie in Zeitlupe.
Ungefähr zwei Jahre später hat sich Gonzo in einem Wohncontainer für Obdachlose in Stuttgart tot gefixt und es wurde nicht mehr mit Flaschen geworfen.
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>> play: Flaschen werfen
Typisch infantile Regression (I)
Im Sommer 1987 hatte ich das Abitur in der Tasche und damit endlich die verhasste Schulzeit hinter mir. An einem Freitagabend begab ich mich mit Elmar, Andiekanne und Gonzo auf ein Punkkonzert in den Club W71. Es spielten die Spermbirds und Walter Elf. Wie immer, wenn die Spermbirds in der Gegend spielten, war der Konzertraum vollgestopft mit nackten, schwitzenden Oberkörpern.
Wir tranken draußen Bier und Gonzo zerschmetterte aus Liebeskummer leere Flaschen an der Hauswand. Ein verantwortungsbewusster junger Student der Soziologie in Springerstiefeln gesellte sich zu uns und meinte zu Gonzo, sein Verhalten zeuge von einer typisch infantilen Regression. Die letzten zwei Wörter hatte Gonzo vermutlich zum ersten Mal in seinem Leben gehört. Er fasste die Bemerkung aber als Kompliment auf und entgegnete, er fände sowas auch ziemlich geil und hinterher ginge es ihm immer besser. Dann spendierte er dem Student ein Hansa Pils und die beiden wurden Freunde.
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>> play: Punk-O-Matic
Überflüssige Todesarten (I)
Der Tod gehört merkwürdiger Weise zu den Ereignissen, vor denen ich keine Angst verspüre. Das hat nichts mit der Unvermeidlichkeit zu tun. Wie die meisten Religionslosen ängstigt mich eher der Gedanke an die Momente kurz vor dem Tod, als die Unvorstellbarkeit des Nichts danach.
Sollte es also besser ein schneller Tod sein? Wenn ich mir einen natürlichen oder auch einen anderen gewaltsamen Tod aussuchen könnte - denn der Tod ist immer gewaltsam - würde mir auf Anhieb nichts Geeignetes einfallen.
Es gibt allerdings eine Todesart, die mir Kopfzerbrechen bereitet. Da ich ein Stadtbewohner bin, befürchte ich, dass mir irgendwann ein aus einem Fenster fallender oder geworfener Gegenstand den Schädel zerschmettern könnte. Aus diesem Grund schaue ich oft nach oben, während ich durch die Straßen gehe.
Den Schriftsteller Ödön von Horváth ereilte bekanntlich eine skurile Todesart. An einem Junitag 1938 traf er sich in einem Pariser Café mit dem Regisseur Robert Siodmak, um mit ihm die Verfilmung seines Romans Jugend ohne Gott zu besprechen. Am selben Abend wurde Horváth auf den Champs-Élysées während eines Sommergewitters von einem herabfallenden Ast erschlagen.
Schon zweimal fielen wenige Meter hinter mir Gegenstände aus einem der oberen Stockwerke auf den Bürgersteig. Das erste Mal war es ein Blumentopf. Beim zweiten Mal war es ein Fernseher, dessen Bildröhre mit einem monumentalen Knall implodierte. Und nie war jemand zu sehen, als ich nach oben schaute. Ich bin gespannt, was als nächstes vom Himmel fällt.
Jedenfalls will ich so nicht sterben, weil mir das völlig überflüssig erscheint. Außerdem würde dann jeder sagen: Das war doch der Typ, der so ähnlich starb wie Ödön von Horváth, oder?
Ich werde also weiterhin nach oben schauen, während ich durch die Straßen der Städte gehe. Und vermutlich werde ich irgendwann völlig banal von einem Auto überfahren.
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>> Ödön von Horváth
699 Millionen Schläge überstanden
Meine Pulsfrequenz liegt bei etwa 70 Schlägen in der Minute. Das sind 4.200 Schläge in der Stunde, 50.400 Schläge am Tag und ungefähr 18,4 Millionen Schläge im Jahr. Mein Herzmuskel hat sich also seit meiner Geburt 699 Millionen Mal zusammengezogen. Genau genommen beginnt das menschliche Herz zwischen der dritten und vierten Woche nach der Empfängnis zu schlagen, man könnte also noch diese lächerlichen neun Monate abzüglich 25 Tage addieren.
Laut aktuellen Berechnungen des Statistischen Bundesamts bleiben mir noch weitere 39 Jahre. Sollte ich das wirklich schaffen, hätte mein Herz ungefähr 1,4 Milliarden Mal geschlagen, wenn das Licht ausgeht. Beeindruckende Leistung.
Bei der Gelegenheit fällt mir ein, dass meine Mutter bei meiner Geburt, also vor ihrer Heirat, Herz hieß. Klingt nach einer guten Voraussetzung, ist aber am Ende belanglos.
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>> Herzwurst
Der Traum vom Leben auf einem Baum
Sobald ich klettern konnte, verbrachte ich viel Zeit allein auf Bäumen. Vor allem eine alte Buche am Ende der Straße, neben einer Fabrik für Raumentlüfter, hatte es mir angetan. Ich konnte stundenlang auf meinem Lieblingsast sitzen und durch die Blätter auf die Welt dort unten schauen, die damals schon sehr weit entfernt schien. Man entzog sich dem Leben auf der Erde und fühlte sich trotz der Höhe sicher.
Obwohl ich kein Naturromantiker bin, hat mich der Traum vom Leben auf einem Baum seit meiner Kindheit nicht verlassen. Noch heute interessiere ich mich für Baumhäuser und ich glaube, dass es die beste Möglichkeit wäre, zu wohnen.
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>> Baumhaus-Konstruktionen
Plankon in der Luft
Das erste, woran ich mich erinnern kann, war das Plankton in der Luft. Damals hätte ich es natürlich noch nicht als Plankton bezeichnen können, denn ich verfügte über keine artikulierte Sprache und kannte die Bedeutung des Wortes Plankton nicht.
Tatsächlich handelte es sich überhaupt nicht um Plankton, sondern um winzige Staubpartikel, die durch einen Sonnenstrahl schwebten. In der Erinnerung nenne ich es Plankton, denn während ich in dem Gitterbett lag und mir verlassen vorkam, dachte ich, die Staubpartikel seien etwas Lebendiges. Ich suchte einen Kontakt und streckte meine Finger nach ihnen aus. Auch daran erinnere ich mich, den Anblick meines kleinen Handrückens in der Sonne. Das Licht stand wie eine Säule in der Düsternis des großelterlichen Schlafzimmers.
Ich bekam keines der tanzenden Wesen zu fassen, sondern wirbelte sie nur durcheinander, aber die Haut meiner Hand wurde angenehm warm. In dem Moment, als ich den Zusammenhang zwischen dem Sonnenstrahl und der Wärme auf meiner Haut begriff, begann mein Bewusstsein und damit der ganze Schlamassel.
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>> Anpassung an die schwebende Lebensweise
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Markus Quint (V.i.S.d.P.),
Frankfurt am Main
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