Am neunten Tag
Die Erschaffung der Götter
Nachdem sich durch einen weiteren genetischen Defekt ein brauchbarer Daumen entwickelt hatte, dämmerte das neue Wesen die ersten acht Tage in seiner Höhle vor sich hin. In dieser Zeit lernte es, seinen neuen Daumen zu benutzen und begriff damit die fassbare Welt. Erstmals ließen sich die Dinge nach verschwommenen Vorstellungen formen, die plötzlich irgendwo zwischen Hunger, Trieb, Kälte und Müdigkeit auftauchten. Faustkeile wurden entwickelt und das Feuer konnte unter Kontrolle gebracht werden.
Aber die Welt war zu riesig und die neue Bewußtseinsform suchte nach Erklärungen für das Unerklärbare. Und nach Hoffnung. Daher erschuf das Wesen am neunten Tag unsichtbare Mächte und nannte sie Götter. Sich selbst gab es den Namen Mensch. Mit Hilfe der Götter ließ sich alles erklären und rechtfertigen. In ihrem Namen entstand Herrschaft und die Vergänglichkeit bekam ein Gesicht. Und nur den Herrschenden gelang es, so groß zu erscheinen, dass sogar ihre eigenen Götter vor ihnen auf die Knie fielen und sie anbeteten.
Das Prinzip aller Ausprägungen des Glaubens an die unsichtbaren Mächte war stets dasselbe: Die Geburt war weiblich, der Tod männlich und das Leben dazwischen eine wertlose Sache.
3 Comments:
Das Leben ist ein Spiel. Die Frage ist: Welches Spiel spiele ich? (http://www.jesuiten.org/geschichte)
... und wer auf der Suche nach sich selbst ist, soll sich nicht wundern, wen er findet.
Ja, für Silber gibt es einen Fundort und eine Stelle für Gold, wo man es auswäscht. Eisen wird aus dem Erdreich hervorgeholt, und Gestein schmilzt man zu Kupfer. Man setzt der Finsternis ein Ende und durchforscht bis zur äußersten Grenze das Gestein der Dunkelheit und Finsternis. Man bricht einen Schacht fern von dem droben Wohnenden. Vergessen von dem Fuß , der oben geht, baumeln sie, fern von den Menschen schweben sie. Die Erde, aus der das Brot hervorkommt, ihr Unteres wird umgewühlt wie vom Feuer. Ihr Gestein ist die Fundstätte des Saphirs, und Goldstaub findet sich darin. Ein Pfad, den der Raubvogel nicht kennt und den das Auge des Geiers nicht erblickt hat, - nie hat das stolze Wild ihn je betreten, der Löwe ist auf ihm nicht geschritten. Nach dem harten Gestein streckt man seine Hand aus, wühlt die Berge um von Grund auf. In die Felsen treibt man Stollen, und allerlei Kostbares sieht das Auge. Die Sickerstellen von Wasseradern dämmt man ein, und Verborgenes zieht man hervor ans Licht.
Aber die Weisheit, wo kann man sie finden, und wo ist denn die Fundstätte der Einsicht? Kein Mensch erkennt ihren Wert, und im Land der Lebendigen wird sie nicht gefunden. Die Tiefe sagt: In mir ist sie nicht! - und das Meer sagt: Nicht bei mir! Geläutertes Gold kann für sie nicht gegeben und Silber nicht abgewogen werden als Kaufpreis für sie. Sie wird nicht aufgewogen mit Gold aus Ofir, mit kostbarem Onxy oder Saphir. Gold und Glas sind ihr nicht vergleichbar, noch läßt sie sich eintauschen gegen ein goldenes Gerät. Korallen und Bergkristall brauchen gar nicht erwähnt zu werden; und ein Beutel voller Weisheit ist mehr wert als ein Beutel voller Perlen. Nicht vergleichbar mit ihr ist Topas aus Kusch; mit dem reinsten Gold wird sie nicht aufgewogen. Die Weisheit nun, woher kommt sie, und wo denn ist die Fundstätte der Einsicht? Verhüllt ist sie vor den Augen alles Lebendigen, und vor den Vögeln des Himmels ist sie verborgen. Der Abgrund und der Tod sagen: Nur vom Hörensagen haben wir mit unsern Ohren von ihr gehört.
Gott ist es, der Einsicht hat in ihren Weg, und er kennt ihre Stätte. Denn nur er blickt bis zu den Enden der Erde. Unter dem ganzen Himmel schaut er aus, um dem Wind ein Gewicht zu bestimmen; und die Wasser begrenzte er mit einem Maß. Als er dem Regen eine Ordnung bestimmte und einen Weg der donnernden Gewitterwolke, da sah er sie und verkündigte sie, er stellte sie hin und erforschte sie auch. Und zu dem Menschen sprach er: Siehe, die Furcht des Herrn, sie ist Weisheit, und vom Bösen weichen, das ist Einsicht.
[Hiob, 28]
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