Samstag, Februar 20, 2010

Ketten im Eis


Aus bilderlosen Träumen zerrt dich ein Gedanke ins Bewusstsein, der sich selbst für einen Teil deiner Zukunft hält. Das Nervengift der Stille macht dich bewegungsunfähig. Während du in die Dunkelheit starrst und nicht sicher bist, ob deine Augen offen oder geschlossen sind, kommt dir jener Gedanke wie die Einladung zu einer Gesellschaft ohne Gäste vor. Aber es gibt nichts zu vermissen, denn am Ende des Tunnels, den du durch dein Leben gräbst, erwartet dich die Finsternis.

Mittwoch, Februar 17, 2010

Die gekaufte Seele

Von der Wand glotzte ein Keilerkopf. Die Atmosphäre zeichnete sich durch einen hinterhältigen Duft nach Zitronengras und Schwefel aus, der von den Urinalsteinen aus den Herrentoiletten in jeden Winkel des Gastraums kroch, wo er sich mit kaltem Rauch vermengte. Wie eine Holzpuppe, über die ein Gerberlehrling schwammige Häute gezogen hatte, stand die Wirtin hinter dem Tresen und starrte stumpf an ihm vorbei. Als hätte sie jede Erinnerung daran verloren, was möglich gewesen wäre, wenn sie sich nicht schon zu lange an diesem Ort befunden hätte. Selbst ein Leben im Waswärewenn war zwischen den grauen Landschaften in ihrem Gesicht abhanden gekommen.

Escher trat an den Tresen, legte seinen Mantel über einen Hocker und bestellte ein geistiges Getränk. Die Fellmütze behielt er auf dem Kopf. Mit mechanischen Bewegungen nahm die Alte ein Glas vom Regal und füllte es bis zum Rand aus einer Flasche ohne Etikett. Sie lieferte die Bestellung wortlos auf dem Tresen ab und kehrte anschließend wieder in ihre Bewegungslosigkeit zurück.


Seine Zeit pendelte an einem endlosen Gummiband. Irgendwann bemerkte er, dass sich jemand neben ihn gesetzt hatte. Der neue Gast trug eine schwarze Krawatte über seinem weißen Hemd und erweckte den Eindruck, als käme er von einer Beerdigung auf dem nahen Friedhof. Er hatte rote Flecken im Gesicht und verströmte einen Geruch, der sich in den Raum fügte wie ein fehlendes Teil. Der Andere bestellte das gleiche Getränk, aber in kürzeren Abständen.


Niemand sprach. Bis der Besitzer des dunklen Anzugs fragte, ob Escher an einem Geschäft interessiert sei. Er verfüge nicht über die Mittel, um seine Rechnung zu begleichen. Und dann bot er seine Seele als Gegenwert für die Zeche an. Escher benötigte keine Seele. Aber als der Andere erklärte, es handle sich um nichts Geringeres als die Seele des Teufels, warf Escher mehrere Scheine auf den Tresen, zog seinen Mantel an und verließ das Wirtshaus.


Im Morgengrauen entdeckte er einen Lederhandschuh auf der Lehne seines Ohrensessels. Das Zimmer roch nach Zitronengras. Ihm wurde klar, dass man den Teufel nur einmal an seine Seele verkaufen konnte.

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Sonntag, Februar 14, 2010

Valentinstag

Montag, Februar 08, 2010

Unidentified Flying Objects

Es soll Zeiten gegeben haben, in denen ein Hut nicht nur modisches Beiwerk oder einen Schutz vor dem Wetter darstellte, sondern wie die Hose zu den unverzichtbaren Bekleidungsgegenständen gehörte. Wenn die Männer inmitten riesiger Menschenmengen aus Begeisterung ihre Hüte in die Luft warfen, fragte ich mich als Kind beim Anschauen alter Schwarzweißfilme, was mit den vielen Hüten passierte, die irgendwo in der Masse landeten. Wurden sie von ihren Besitzern vermisst, sobald die Begeisterungsstürme abflauten? Waren die Hüte austauschbar, oder gelang es jedem, den eigenen Hut inmitten des Gedränges zu fangen? Mein Großvater trug einen Hut, wenn er das Haus verließ. Aber die Vorstellung, dass er ihn jemals in die Luft geworfen haben könnte, erscheint mir bis heute absurd.

Donnerstag, Februar 04, 2010

Retroveranstaltungskalender

Historische Situationen, bei denen ich gern zugegen gewesen wäre:

13.07.13700000000 v. Chr., überAll, UrknAll


06.09.1522, Sanlúcar de Barrameda, Rückkehr der ersten Weltumsegler


17.10.1604, Prag, Keppler entdeckt seine Supernova


31.07.1954, K2 Gipfel, Erstbesteigung


28.06.1959, Berlin, Finale Deutsche Meisterschaft (SGE-OFC)


13.01.1969, London, Fulham Palace Cafe, King Crimson


20.07.1969, Mare Tranquillitatis, Mondlandung


01/02 1972, Huallaga, Nana (Peru), Herzog dreht mit Kinski "Aguirre, der Zorn Gottes"


31.08.1972, Reykjavík, Fischer gegen Spasski


30.10.1974, Kinshasa, "Rumble in the Jungle" (Zitat Ali vor dem Kampf gegen Forman: "I'm so mean I make medicine sick.")