Die gekaufte Seele
Von der Wand glotzte ein Keilerkopf. Die Atmosphäre zeichnete sich durch einen hinterhältigen Duft nach Zitronengras und Schwefel aus, der von den Urinalsteinen aus den Herrentoiletten in jeden Winkel des Gastraums kroch, wo er sich mit kaltem Rauch vermengte. Wie eine Holzpuppe, über die ein Gerberlehrling schwammige Häute gezogen hatte, stand die Wirtin hinter dem Tresen und starrte stumpf an ihm vorbei. Als hätte sie jede Erinnerung daran verloren, was möglich gewesen wäre, wenn sie sich nicht schon zu lange an diesem Ort befunden hätte. Selbst ein Leben im Waswärewenn war zwischen den grauen Landschaften in ihrem Gesicht abhanden gekommen.
Escher trat an den Tresen, legte seinen Mantel über einen Hocker und bestellte ein geistiges Getränk. Die Fellmütze behielt er auf dem Kopf. Mit mechanischen Bewegungen nahm die Alte ein Glas vom Regal und füllte es bis zum Rand aus einer Flasche ohne Etikett. Sie lieferte die Bestellung wortlos auf dem Tresen ab und kehrte anschließend wieder in ihre Bewegungslosigkeit zurück.
Seine Zeit pendelte an einem endlosen Gummiband. Irgendwann bemerkte er, dass sich jemand neben ihn gesetzt hatte. Der neue Gast trug eine schwarze Krawatte über seinem weißen Hemd und erweckte den Eindruck, als käme er von einer Beerdigung auf dem nahen Friedhof. Er hatte rote Flecken im Gesicht und verströmte einen Geruch, der sich in den Raum fügte wie ein fehlendes Teil. Der Andere bestellte das gleiche Getränk, aber in kürzeren Abständen.
Niemand sprach. Bis der Besitzer des dunklen Anzugs fragte, ob Escher an einem Geschäft interessiert sei. Er verfüge nicht über die Mittel, um seine Rechnung zu begleichen. Und dann bot er seine Seele als Gegenwert für die Zeche an. Escher benötigte keine Seele. Aber als der Andere erklärte, es handle sich um nichts Geringeres als die Seele des Teufels, warf Escher mehrere Scheine auf den Tresen, zog seinen Mantel an und verließ das Wirtshaus.
Im Morgengrauen entdeckte er einen Lederhandschuh auf der Lehne seines Ohrensessels. Das Zimmer roch nach Zitronengras. Ihm wurde klar, dass man den Teufel nur einmal an seine Seele verkaufen konnte.
Escher trat an den Tresen, legte seinen Mantel über einen Hocker und bestellte ein geistiges Getränk. Die Fellmütze behielt er auf dem Kopf. Mit mechanischen Bewegungen nahm die Alte ein Glas vom Regal und füllte es bis zum Rand aus einer Flasche ohne Etikett. Sie lieferte die Bestellung wortlos auf dem Tresen ab und kehrte anschließend wieder in ihre Bewegungslosigkeit zurück.
Seine Zeit pendelte an einem endlosen Gummiband. Irgendwann bemerkte er, dass sich jemand neben ihn gesetzt hatte. Der neue Gast trug eine schwarze Krawatte über seinem weißen Hemd und erweckte den Eindruck, als käme er von einer Beerdigung auf dem nahen Friedhof. Er hatte rote Flecken im Gesicht und verströmte einen Geruch, der sich in den Raum fügte wie ein fehlendes Teil. Der Andere bestellte das gleiche Getränk, aber in kürzeren Abständen.
Niemand sprach. Bis der Besitzer des dunklen Anzugs fragte, ob Escher an einem Geschäft interessiert sei. Er verfüge nicht über die Mittel, um seine Rechnung zu begleichen. Und dann bot er seine Seele als Gegenwert für die Zeche an. Escher benötigte keine Seele. Aber als der Andere erklärte, es handle sich um nichts Geringeres als die Seele des Teufels, warf Escher mehrere Scheine auf den Tresen, zog seinen Mantel an und verließ das Wirtshaus.
Im Morgengrauen entdeckte er einen Lederhandschuh auf der Lehne seines Ohrensessels. Das Zimmer roch nach Zitronengras. Ihm wurde klar, dass man den Teufel nur einmal an seine Seele verkaufen konnte.
Labels: Escher
4 Comments:
dieser text ist zu geil!
ich stelle mir bei den eschertexten immer vor ich wäre deutschlehrer in der oberstufe. ich ließe die armen, pubertätskranken schüler in einer klausur einen solchen text interpretieren. die korrektur würde ich mit einer flasche gutem whisky geniessen.
hallo mg,
ich habe jüngst deinen blog entdeckt (über mkh) und bin ziemlich begeistert!
ich darf dich wohl in meiner blogroll verewigen?!
gruß
gesche
/Tom: Irgendwann mit Texten zwischen dem kartonierten Umschlag eines gelben Bändchens den Nachwuchs quälen, das ist das hehre Ziel und der tiefe Sinn des Schreibens.
/yael: Auch wenn gewiss Kollege AK 47% gemeint ist, bin ich geneigt, die Bezeichnung mg als Kompliment zu begreifen.
haha, tschuldigung, freudscher vertipper ;-) kein emdschie auf meiner blogroll...
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