Fröhlicher begraben
Der Tod ist ein originelles und einträgliches Geschäft. Mit Accessoires wie ulkigen Erdmöbeln oder bunten Urnen wird jedes Begräbnis fröhlicher. Zusätzlich könnte man während einer Beisetzung Fingerfarben zur Bemalung des Mobiliars verteilen. Der Fröhlichkeit sind kaum Grenzen gesetzt.
Kommentarvorlage
Dieser Beitrag ist wieder einmal / superdufte. / eine Pestbeule am Darmausgang der Hölle. / unterirdisches Mittelmaß. / ein deutlicher Beweis für die Verschlimmerung Ihres Geisteszustandes. / solala. / höchstens als Klolektüre geeignet. / in der Genialität des inhaltlichen Aufbaus nur noch mit dem Schachspiel Anatoli Karpows vergleichbar.
Ihr Stil erinnert mich an / die Bildunterschriften der St. Pauli Nachrichten. / meine alte Religionslehrerin. / das Stottern eines Junkies auf Entzug. / Gott.
Wie kommt es eigentlich, dass / Ihre Phantasie sprudelt wie ein niemals versiegender, himmlischer Quell? / Sie trotz Zwangsjacke noch in der Lage sind, eine Tastatur zu bedienen? / ich mich immer wieder hier herumtreibe?
Bitte / betreiben Sie Ihren Weblog bis ins hohe Alter. / knüpfen Sie sich auf, bevor es andere tun. / fahren Sie nie wieder ohne Helm im Hühnerstall Motorrad. / kümmern Sie sich zukünftig intensiver um Ihre Balkonpflanzen. / senden Sie mir eine Locke Ihres Schamhaares. / ändern Sie Ihre Essgewohnheiten.Diese Vorlage entstand nach Steilvorlage durch >>diese Vorlage.
Incontentinenz im Sanitärbereich
"Ich bin ein Assi mit Niveau, ich lese Lyrik auf dem Klo", bekannte Jürgen Zeltinger einst euphorisch. Es fiel damals nicht leicht, sich den wohlgenährten Barden vorzustellen, wie er - in ein Gedicht von Hilde Domin vertieft - auf der Schüssel thront und kontemplative Geräusche produziert. Thematisierte Zeltinger in seinem Liedtext einen kurzfristigen Trend der damaligen Sponti-Szene, oder handelt es sich beim Konsum von Toilettenlektüre um ein anhaltendes, gesellschaftliches Phänomen? Neben der Zusammenstellung des Gewürzsortiments in der Küche dienen im Wesentlichen zwei Kriterien der kulturellen Klassifizierung eines Haushalts: Umfang und Inhalt der Bücherregale in den Wohnräumen sowie Auswahl des Leseangebots im Sanitärbereich. In primitiven Badezimmern lassen sich keinerlei Schriftstücke zur informativ angereicherten Gestaltung der Verweildauer finden. Gerät der Gast in einen solchen Haus- und Hinterhalt, ist er auf die rückseitigen Beschriftungen von Shampooflaschen oder Deorollern angewiesen. Da es sich hierbei um vorsätzlich sinnfreie Gebrauchstexte handelt, erschöpft sich das Interesse rasch in chemischen Bezeichnungen der Inhaltstoffe, schwer entzifferbaren Haltbarkeitsdaten und verdauungshemmender Werbesülze. Der aufmerksame Gastgeber sorgt für ein kurzweiliges Leseangebot am stillen Örtchen. Übertriebener Eifer ist jedoch nicht zielführend: die Werkausgabe von Karl May oder ein Stapel veralteter Tageszeitungen schaffen in der intimen und häufig räumlich beengten, auf jeden Fall aber zeitlich limitierten Situation keine idealen Voraussetzungen für eine kontrollierbare literarische Beschäftigung. Vielmehr erscheinen übersichtliche Texte mit Unterhaltungswert angemessen. Comics eignen sich hervorragend zur Bestückung der klorikalen Bibliothek, und selbst eine Zeitschrift älteren Datums kann die Aufmerksamkeit des Lesers fesseln. Niemand würde eine Pardon-Ausgabe von 1967 oder eine Bäckerblume desselben Jahrgangs verschmähen.Gerne darf man auch diesen Text auf einem Streifen Toilettenpapier ausdrucken und für unterschiedliche Verwendungszwecke im Sanitärbereich bereitstellen. Angabe zum Copyright bitte nicht vergessen.
Bioidiotie
Früher war nicht alles besser. Es gab Norwegerpullis, Stehblues und den Kalten Krieg. Aber früher erschien manches einfacher, vor allem der Glaube an Gegensätze: entweder Osten oder Westen. (Heute ist Osten Westen.) Entweder fern oder nah. (Heute ist fern nah.) Entweder Punk oder Pop. (Heute ist Punk Pop.) Entweder Politik oder Feuilleton. (Heute ist Politik Feuilleton.) Entweder heute oder früher. (Heute ist heute früher.)Entweder böse oder gut. (Heute ist böse gut.) Sogar der Lebensmittelerwerb war einfacher, als man das Gute noch vom Bösen unterscheiden konnte. Früher. Es gab Läden von der Größe einer Sammelumkleidekabine, deren Besitzer selten Tanten waren und gleichzeitig auf den Namen Emma hörten. Aber die untanten Nonemmas vermittelten ihrer Kundschaft glaubhaft, dass man sich bei ihnen ohne Gewissenskonflikte mit Lebensmitteln versorgen konnte. Ihre Argumente bestanden in runzeligem Obst und in Gemüse mit einem beträchtlichen Gewichtsanteil der Ackerschollen, denen man es abgerungen hatte. In ästhetischer Hinsicht handelte es sich um Second Mouth Produkte. Auf der dunklen Seite der Lebensmittelmacht formierten sich Supermarktketten, deren Sortiment vornehmlich aus Blechbüchsen bestand. Konserven besitzen die Eigenschaften, beliebig lang haltbar und weitgehend geschmacksfrei zu sein. Zwecks Simulation von Lebensmitteln natürlicher Herkunft boten die Supermärkte auch uneingedostes Gemüse an. Jene Ware besaß dieselben Eigenschaften wie der konservierte Matsch, aber man benötigte keinen Dosenöffner zum Verzehr.Vom Gemüse der untanten Nonemmas unterschied sich die Supermarktsimulation durch das Fehlen des Geschmacksverstärkers Ackerscholle. Ebenso wie das Gemüse wurde auch das Obst hochkomplexen Sterilisationsprozessen unterzogen, bevor studentische Aushilfskräfte es in symmetrischer Perfektion zum Verkauf anordneten.Es gilt als ökonomisches Axiom, dass der Einkaufspreis einer Ware mit steigender Stückzahl sinkt. Von diesem Gesetz profitierten die Supermärkte, während ihm die untanten Nonemmas zum Opfer fielen. Erstens besaßen sie nicht die finanziellen Mittel zum tonnenweisen Erwerb von Kohlköpfen, zweitens fehlte in den Sammelumkleidekabinen der Platz zur symmetrischen Anordnung, und drittens hätte ein solches Einkaufsgebaren gegen das Untante-Nonemma-Prinzip verstoßen. Aber nicht jeder Kunde ließ sich von der dunklen Seite der Lebensmittelmacht akquirieren, und so wurden die einzelhandelslandschaftlichen Gewissenslücken, die durch den Niedergang der untanten Nonemmas entstanden waren, vom Phänomen der Ökoläden geschlossen. Und weil früher manches einfacher erschien, war der Ökobegriff umgehend mit einem lmage von lila Wadenwärmern, unverdaulicher Rohkost und Norwegerpullis besetzt. Um dieses grobgeschrotete Image zu korrigieren und Kundenzielgruppen mit einem regelmäßigen Einkommen zu erschließen, wurde das Ök durch ein Bi ersetzt, und man ersann komplizierte Vorschriften, unter welchen Voraussetzungen ein Produkt mit dem - durch den Buchstabenaustausch entstandenen - Prädikat Bio versehen werden durfte. Wenn es darum ginge, welche Silben in den letzten Jahren den höchsten Wertverfall an der Wörterbörse erfuhren, würde Bio auf einem der vorderen Plätze rangieren. Die Vertrauenskreditwürdigkeit dieser Silbenhülse nähert sich dem Nullwert. Gibt es überhaupt noch irgendwelche Produkte in der Nahrungskette, die auf ihren verschlungenen, dunklen Wegen in die Lebensmittelregale nicht mit dem Biostempel abgefertigt werden? Neben Biogemüse kann man sich Biofleisch, Biofisch, Biobrot, Biokäse, Bioschokolade, und vermutlich auch Biozigaretten andrehen lassen. Sobald sämtliche Schnellrestaurantketten ihre Abfallprodukte unter dem Biolabel verhökern, wird die schöne neue Biowelt endlich perfekt sein.