Sehr geehrte DB,
in Zeiten, in denen jeder auf Sie einprügelt - und an andere Zeiten kann ich mich kaum erinnern - ist es an der Zeit, Ihre guten Seiten zu beleuchten. Man kann nicht bestreiten, dass Züge sich verspäten oder ausfallen, aber im öffentlichen Diskurs werden solche Unregelmäßigkeiten behandelt, als ob sie beabsichtigt herbeigeführt würden und mindestens mit der Todesstrafe für sämtliche Bahnbedienstete geahndet werden müssten.
Auch wenn man die physikalische Erklärung nachvollziehen kann, warum sich tonnenschwere Flugzeuge in der Luft halten können, sollte jede Flugreise ein kindliches Staunen über dieses wundersame Phänomen hervorrufen. Ähnlich verhält es sich mit Netz- und Fahrplänen für Zugverbindungen: rechnerisch erklärbar und tiefgründig logisch, aber in ihrer Komplexität schwer nachzuvollziehen. Daher mag der rechnerisch durchschnittlich begabte Reisende wenig Verständnis dafür aufbringen, dass sich die Ankunft eines Zuges in Passau verzögern kann, wenn zuvor eine Kettenreaktion durch ein Unwetter in Kiel ausgelöst wurde, die sich dann über die unzähligen Abhängigkeiten im Streckennetz auf das gesamte Bundesgebiet auswirkt.
Schlechte Erfahrungen nisten sich im Speicher der Erinnerungen nachhaltiger ein als gute Erfahrungen. Daher erinnert sich der Reisende selten an die vielen pünktlichen und angenehmen Fahrten mit Ihnen, sondern meistens an die Ausnahmeerlebnisse, wenn ein Zug oder eine Klimaanlage ausfiel, oder wenn es kein Bier im Bistrowagen gab.
Alles lässt sich verbessern. Aber wer Zugreisen in Asien oder Afrika erlebt hat, lernt Ihre Annehmlichkeiten zu schätzen, sogar ohne Bistrobier und Sitzplatzreservierung im handyfreien Bereich mit Tisch, Stromanschluss und klimatisiertem Fensterplatz in Fahrtrichtung. Man kann auch nicht behaupten, dass sich Ihre Mitarbeiter im Vergleich zu anderen Dienstleistungsbranchen oder Ländern durch markante Unfreundlichkeit auszeichnen. Häufig sind Zugbegleiter unaufgefordert bereit, sich für Unannehmlichkeiten, die sie nicht im Entferntesten persönlich verschuldet haben, zu entschuldigen. Und häufig bekommen sie dennoch die Wut der Passagiere in beleidigender Form zu spüren.
Liebe DB, Ihre Probleme sind nicht durch die vielen Menschen verschuldet, die zu Ihrem Betrieb beitragen, sondern durch die jeweils regierenden Parteien, die sich auf Börsengangdiskussionen einlassen, Ihre Personalpolitik zum bestimmenden Teil mitverantworten und als Mehrheitseigentümer Überschüsse nicht ins Netz investieren, weil sie nicht begreifen, wie entscheidend eine funktionierende Logistik zur gesellschaftlichen Entwicklung beiträgt, und warum sich der Staat dieser Verantwortung stellen sollte.
Aber im Sommerlochtheater, noch dazu vor Wahlen, war es noch keiner Partei zu peinlich, themenunabhängig ihre Verantwortung für die eigenen Fehler der politischen Konkurrenz in die Schuhe zu schieben. Man fragt sich nur immer, ob diese Typen alle anderen für geistesgestört halten oder selbst geistesgestört sind. Die Antwort darauf ist Ihnen bekannt.
Mit mobilen Grüßen,
mq
Auch wenn man die physikalische Erklärung nachvollziehen kann, warum sich tonnenschwere Flugzeuge in der Luft halten können, sollte jede Flugreise ein kindliches Staunen über dieses wundersame Phänomen hervorrufen. Ähnlich verhält es sich mit Netz- und Fahrplänen für Zugverbindungen: rechnerisch erklärbar und tiefgründig logisch, aber in ihrer Komplexität schwer nachzuvollziehen. Daher mag der rechnerisch durchschnittlich begabte Reisende wenig Verständnis dafür aufbringen, dass sich die Ankunft eines Zuges in Passau verzögern kann, wenn zuvor eine Kettenreaktion durch ein Unwetter in Kiel ausgelöst wurde, die sich dann über die unzähligen Abhängigkeiten im Streckennetz auf das gesamte Bundesgebiet auswirkt.
Schlechte Erfahrungen nisten sich im Speicher der Erinnerungen nachhaltiger ein als gute Erfahrungen. Daher erinnert sich der Reisende selten an die vielen pünktlichen und angenehmen Fahrten mit Ihnen, sondern meistens an die Ausnahmeerlebnisse, wenn ein Zug oder eine Klimaanlage ausfiel, oder wenn es kein Bier im Bistrowagen gab.
Alles lässt sich verbessern. Aber wer Zugreisen in Asien oder Afrika erlebt hat, lernt Ihre Annehmlichkeiten zu schätzen, sogar ohne Bistrobier und Sitzplatzreservierung im handyfreien Bereich mit Tisch, Stromanschluss und klimatisiertem Fensterplatz in Fahrtrichtung. Man kann auch nicht behaupten, dass sich Ihre Mitarbeiter im Vergleich zu anderen Dienstleistungsbranchen oder Ländern durch markante Unfreundlichkeit auszeichnen. Häufig sind Zugbegleiter unaufgefordert bereit, sich für Unannehmlichkeiten, die sie nicht im Entferntesten persönlich verschuldet haben, zu entschuldigen. Und häufig bekommen sie dennoch die Wut der Passagiere in beleidigender Form zu spüren.
Liebe DB, Ihre Probleme sind nicht durch die vielen Menschen verschuldet, die zu Ihrem Betrieb beitragen, sondern durch die jeweils regierenden Parteien, die sich auf Börsengangdiskussionen einlassen, Ihre Personalpolitik zum bestimmenden Teil mitverantworten und als Mehrheitseigentümer Überschüsse nicht ins Netz investieren, weil sie nicht begreifen, wie entscheidend eine funktionierende Logistik zur gesellschaftlichen Entwicklung beiträgt, und warum sich der Staat dieser Verantwortung stellen sollte.
Aber im Sommerlochtheater, noch dazu vor Wahlen, war es noch keiner Partei zu peinlich, themenunabhängig ihre Verantwortung für die eigenen Fehler der politischen Konkurrenz in die Schuhe zu schieben. Man fragt sich nur immer, ob diese Typen alle anderen für geistesgestört halten oder selbst geistesgestört sind. Die Antwort darauf ist Ihnen bekannt.
Mit mobilen Grüßen,
mq