Che, Instantidol?
"Glaubst du an den lieben Gott oder an Guevara? Ich glaube an die Deutsche Bank, denn die zahlt aus in bar", näselte der Barde Müller-Westernhagen reimverdächtig zu einer Zeit, als es noch reuelos konsumierbare Instantideale gab, leicht verdauliche Weltanschauungskost. Nach wie vor steht der liebe Gott ganz oben auf der Speisenkarte im Schnellrestaurant für den Sinnhunger zwischendurch, mit den beiden anderen Menüs tun sich die Geschmacksnerven mancher Konsumenten inzwischen schwer.
Benicio del Toro hat mit seinem Film "Che" tief hineingegriffen, in die Kammer der Konserven mit den verblichenen Etiketten. Der Stoff wurde allerdings nicht in der Mikrowelle der Historienaufwärmung verkocht, sondern kam halbwegs haltbar aus dem Räucherofen. Das liegt zum einen an del Toros glaubwürdiger Verkörperung des Guerilleros und zum anderen daran, dass sich das Drehbuch authentisch an den Tagebüchern Guevaras und der Biografie von John Lee Anderson orientiert.
Bei der Schilderung des Kampfes um Kuba wird vor allem deutlich, dass die Bevölkerung der Insel auf Seiten der Revolutionäre stand, und dass mit Kampfgeist, der aus den Quellen absoluter Überzeugung gespeist wird, ein überlegener Gegner bezwungen werden kann.
In beeindruckenden Bildern zerlegt der Film einen Idealismus jenseits der Grenzen zum Größenwahn in psychosoziale Puzzleteile. Der auffälligste Charakterzug von Personen, die sich ins Rampenlicht der Weltgeschichte begeben, ist ein markanter Narzissmus. Die Gesellschaft von allen Geißeln befreien zu wollen, ist die eine Sache, aber das Ganze kann nur von der Motivation persönlicher Bestätigungen getrieben sein. Nach den Erfolgen auf Kuba wollte Che seine Revolution in das restliche Lateinamerika exportieren. Am Ende ist er in den bolivianischen Bergen kläglich gescheitert, weil die Schablone seiner Botschaften nicht zum Lebensentwurf der dortigen Bevölkerung passte. Dennoch ist der Argentinier ein Held geblieben, und das hat er nicht nur jener berühmten Fotografie von Alberto Korda zu verdanken, die ihn in heroisch entschlossener Pose zeigt.
Man darf die kubanische Realität nicht aus den Augen verlieren und kann sich über politische und moralische Folgen der Revolution streiten - oder darüber, ob Che tatsächlich ein Wegbereiter scheinbar besserer Lebensbedingungen um den Preis einer Diktatur ohne Presse-, Reise- und anderer Freiheiten war. Aber in erster Linie dient Che als Symbol für den konsequenten Kampf zur Durchsetzung von persönlichen Idealen, auch unter Einsatz des eigenen Lebens. Che suchte Macht, und dafür wählte er Mittel der Gewalt. Aber von anderen machtbesessenen Kriegsherren unterscheidet er sich durch seine Begabung zum Verzicht. Er verzichtete auf Macht, um an anderen Orten seine, im Rückblick aussichtslose Revolution fortzusetzen. Aber gehört nicht zu jedem großen Erfolg auch ein großes Scheitern?
Ein Freund kam kürzlich von einer längeren Motorradtour durch Nordafrika zurück und berichtete, dass in Ländern wie Mauretanien, Mali und Senegal anhand der T-Shirt-Motive im Straßenbild drei Idole sehr präsent seien: Bin Laden, Obama und Che.
Benicio del Toro hat mit seinem Film "Che" tief hineingegriffen, in die Kammer der Konserven mit den verblichenen Etiketten. Der Stoff wurde allerdings nicht in der Mikrowelle der Historienaufwärmung verkocht, sondern kam halbwegs haltbar aus dem Räucherofen. Das liegt zum einen an del Toros glaubwürdiger Verkörperung des Guerilleros und zum anderen daran, dass sich das Drehbuch authentisch an den Tagebüchern Guevaras und der Biografie von John Lee Anderson orientiert.
Bei der Schilderung des Kampfes um Kuba wird vor allem deutlich, dass die Bevölkerung der Insel auf Seiten der Revolutionäre stand, und dass mit Kampfgeist, der aus den Quellen absoluter Überzeugung gespeist wird, ein überlegener Gegner bezwungen werden kann.
In beeindruckenden Bildern zerlegt der Film einen Idealismus jenseits der Grenzen zum Größenwahn in psychosoziale Puzzleteile. Der auffälligste Charakterzug von Personen, die sich ins Rampenlicht der Weltgeschichte begeben, ist ein markanter Narzissmus. Die Gesellschaft von allen Geißeln befreien zu wollen, ist die eine Sache, aber das Ganze kann nur von der Motivation persönlicher Bestätigungen getrieben sein. Nach den Erfolgen auf Kuba wollte Che seine Revolution in das restliche Lateinamerika exportieren. Am Ende ist er in den bolivianischen Bergen kläglich gescheitert, weil die Schablone seiner Botschaften nicht zum Lebensentwurf der dortigen Bevölkerung passte. Dennoch ist der Argentinier ein Held geblieben, und das hat er nicht nur jener berühmten Fotografie von Alberto Korda zu verdanken, die ihn in heroisch entschlossener Pose zeigt.
Man darf die kubanische Realität nicht aus den Augen verlieren und kann sich über politische und moralische Folgen der Revolution streiten - oder darüber, ob Che tatsächlich ein Wegbereiter scheinbar besserer Lebensbedingungen um den Preis einer Diktatur ohne Presse-, Reise- und anderer Freiheiten war. Aber in erster Linie dient Che als Symbol für den konsequenten Kampf zur Durchsetzung von persönlichen Idealen, auch unter Einsatz des eigenen Lebens. Che suchte Macht, und dafür wählte er Mittel der Gewalt. Aber von anderen machtbesessenen Kriegsherren unterscheidet er sich durch seine Begabung zum Verzicht. Er verzichtete auf Macht, um an anderen Orten seine, im Rückblick aussichtslose Revolution fortzusetzen. Aber gehört nicht zu jedem großen Erfolg auch ein großes Scheitern?
Ein Freund kam kürzlich von einer längeren Motorradtour durch Nordafrika zurück und berichtete, dass in Ländern wie Mauretanien, Mali und Senegal anhand der T-Shirt-Motive im Straßenbild drei Idole sehr präsent seien: Bin Laden, Obama und Che.