Im Netz der grimmigen Dinge
Die anonyme E-Mail war über den WLAN-Drucker auf meinen Tablet-PC gesendet worden und stammte von der elektrischen Zahnbürste. Zunächst dachte ich, es handelt sich um einen nigerianischen Virus. Jedoch versetzte ein automatisches Update des Zahnbürstenbetriebssystems dieses Ding offenbar in die Lage, Botschaften zu versenden, die über sachliche Inhalte bei der Bestellung von Zahnpasta oder neuer Bürstenaufsätze weit hinausgingen.
Der Inhalt der E-Mail denunzierte den Rasierapparat, der angeblich "auf den Föhn scharf" sei und aus Eifersucht einen Scherenkopfanschlag auf meine Gesichtshaut plane. Selbstverständlich hielt ich die Zahnbürste für verrückt, zog jedoch gleichzeitig in Betracht, dass sie auf den Rasierer eifersüchtig sein könnte und ihre Platine sich aufgrund einer möglichen Fehlprogrammierung selbst zum Föhn hingezogen fühlt.
Obwohl meine Haare trocken waren, stellte ich den Föhn auf die höchste Stufe ein und ließ mir ausgiebig heiße Luft um den Kopf wirbeln. Tatsächlich fing die Akkuanzeige des Rasierapparats sofort an, zornesrot zu blinken, obwohl das Gerät seit zwei Tagen am Stromnetz hing und vollständig geladen war. Es roch ein wenig nach verbrannten Haaren.
Ich nahm die Zahnbürste zur Hand, stellte mich direkt vor den Rasierer und putzte mir mit Hingabe die Zähne. Bis mir das Ding einen Stromschlag versetzte, der meinen Schädel vibrieren ließ. Es roch ein wenig stärker nach verbrannten Haaren. Über den Weg der stillen elektronischen Post ließ mich die Zahnbürste wissen, dass unser bisheriges Vertrauensverhältnis aufgrund meines "niederträchtigen Verhaltens fundamental erschüttert" sei. Eine ähnliche E-Mail erhielt ich vom Rasierer, das Schreiben beinhaltete schlimmste Beschimpfungen. Falls Föhne ein männliches Geschlecht besitzen, sind Zahnbürsten weiblich und Rasierer homosexuell?
Mit der Vorstellung eines Rauschebarts, vergilbter Zähne und verletzter Gerätegefühle hätte ich leben können, aber offenbar besaß die Zahnbürste ein besonderes Charisma im Netz der Dinge und brachte die anderen elektrischen Gegenstände gegen mich auf. Plötzlich schlossen sich ohne Aufforderung die Rollläden und ließen sich nicht mehr öffnen. Gespenstisch flackerte das Licht, bevor es erlosch. Zum Glück kannte ich mich in meiner Wohnung aus und fand mich in der Dunkelheit zurecht. Zweimal stolperte ich über den Staubsauger, der mir immer wieder bösartig vor die Füße rollte.
Als ich mich auf dem Weg zum Kühlschrank am Herd abstützen wollte, verbrannte ich mir die Hand. Der Kühlschrank blieb stockdunkel und schickte mir eine Wolke eisiger Luft entgegen. Ich wagte nicht, hineinzufassen. Aus der Backröhre vernahm ich ein bedrohliches Raunen.
Vorgestern habe ich die Wohnung verlassen, nachdem es mir gelungen war, die Türsperre mit einer improvisierten Evilware zu überlisten. Ich weiß nicht, ob ich dorthin zurückkehre.
Der Inhalt der E-Mail denunzierte den Rasierapparat, der angeblich "auf den Föhn scharf" sei und aus Eifersucht einen Scherenkopfanschlag auf meine Gesichtshaut plane. Selbstverständlich hielt ich die Zahnbürste für verrückt, zog jedoch gleichzeitig in Betracht, dass sie auf den Rasierer eifersüchtig sein könnte und ihre Platine sich aufgrund einer möglichen Fehlprogrammierung selbst zum Föhn hingezogen fühlt.
Obwohl meine Haare trocken waren, stellte ich den Föhn auf die höchste Stufe ein und ließ mir ausgiebig heiße Luft um den Kopf wirbeln. Tatsächlich fing die Akkuanzeige des Rasierapparats sofort an, zornesrot zu blinken, obwohl das Gerät seit zwei Tagen am Stromnetz hing und vollständig geladen war. Es roch ein wenig nach verbrannten Haaren.
Ich nahm die Zahnbürste zur Hand, stellte mich direkt vor den Rasierer und putzte mir mit Hingabe die Zähne. Bis mir das Ding einen Stromschlag versetzte, der meinen Schädel vibrieren ließ. Es roch ein wenig stärker nach verbrannten Haaren. Über den Weg der stillen elektronischen Post ließ mich die Zahnbürste wissen, dass unser bisheriges Vertrauensverhältnis aufgrund meines "niederträchtigen Verhaltens fundamental erschüttert" sei. Eine ähnliche E-Mail erhielt ich vom Rasierer, das Schreiben beinhaltete schlimmste Beschimpfungen. Falls Föhne ein männliches Geschlecht besitzen, sind Zahnbürsten weiblich und Rasierer homosexuell?
Mit der Vorstellung eines Rauschebarts, vergilbter Zähne und verletzter Gerätegefühle hätte ich leben können, aber offenbar besaß die Zahnbürste ein besonderes Charisma im Netz der Dinge und brachte die anderen elektrischen Gegenstände gegen mich auf. Plötzlich schlossen sich ohne Aufforderung die Rollläden und ließen sich nicht mehr öffnen. Gespenstisch flackerte das Licht, bevor es erlosch. Zum Glück kannte ich mich in meiner Wohnung aus und fand mich in der Dunkelheit zurecht. Zweimal stolperte ich über den Staubsauger, der mir immer wieder bösartig vor die Füße rollte.
Als ich mich auf dem Weg zum Kühlschrank am Herd abstützen wollte, verbrannte ich mir die Hand. Der Kühlschrank blieb stockdunkel und schickte mir eine Wolke eisiger Luft entgegen. Ich wagte nicht, hineinzufassen. Aus der Backröhre vernahm ich ein bedrohliches Raunen.
Vorgestern habe ich die Wohnung verlassen, nachdem es mir gelungen war, die Türsperre mit einer improvisierten Evilware zu überlisten. Ich weiß nicht, ob ich dorthin zurückkehre.