Montag, Januar 13, 2014

Flamingo

Im Zoo von San Diego habe ich einen halben Vormittag damit verbracht, das zweite Bein an jenem Flamingo zu suchen, der regungslos in den Teichrand gespießt war. Ich verspürte eine dunkle Neigung, gegen das dürre Standbein der Kreatur zu treten. Dann überwältigte mich das schlechte Gewissen. Denn wie würde man sich fühlen, wenn der Flamingo aus einem tragischen Grund tatsächlich nur ein Bein besessen hätte und umgekippt wäre? Plötzlich hob der Vogel ab und winkte mir mit seinem zweiten Bein, das er beim Start aus dem Gefieder geklappt hatte, verächtlich zu.

5 Comments:

Anonymous Frau H. said...

Eine schöne Parabel dafür, dass "Schonung" bisweilen auch nur dem eignen Interesse gilt/der eigenen Überheblichkeit gezollt ist, Sir MQ.

Ich finde es trotzdem gut, dass Sie den Flamingo nicht getreten haben. Und der Flamingo sicher auch.

Niemand sollte (es) sich auf eine solche Art beweisen müssen...

13.1.14  
Blogger mq said...

Wer diesen Gedanken konsequent verfolgt, kommt zum Ergebnis, dass jede Handlung letztlich dem eigenen Interesse gilt.

19.1.14  
Anonymous Frau H. said...

Exakt meine Meinung. Nur die Interessen sind unterschiedlich.

19.1.14  
Blogger 100 Goldfischli said...

Bereits Erdmöbel problematisierten das Flamingophänomen.

22.1.14  
Blogger mq said...

/100 Goldfischli: Die Metapher wankt durch meinen Kopf, es scheint nicht ganz einfach, mir ein Gesicht als Flamingo vorzustellen. Aber ansonsten ok. Den Herrn Gesangsverein wollte ich schon immer mal kennenlernen.

23.1.14  

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