Mittwoch, Dezember 29, 2010

Brief von meinem Stuhl

Lieber Arsch,

obwohl du täglich auf mir sitzt, scheinst du kaum Notiz von mir zu nehmen. Dabei trage ich dein gesamtes Gewicht und bin dir eine Stütze, während du es dir bequem machst und deinen Hosenboden an mir wetzt. Du darfst dich nach Belieben setzen, nur ich muss immer stehen.

Ich finde weder deinen Anblick attraktiv, noch die Duftmarken, die du zuweilen absonderst. Du sitzt mir in der Sonne und nimmst mir die Luft zum Atmen. Kann es sein, dass du in jüngster Zeit zugenommen hast? Wenn meine Beine irgendeinen Nutzen hätten, außer dich zu tragen, würde ich weglaufen.

Ich weiß, dass du mich irgendwann lieblos entsorgen wirst und ich dann beinamputiert auf dem Sperrmüll lande. Dennoch erfülle ich pflichtbewusst meinen Zweck und habe dich bislang noch nie gebissen.

Manchmal denke ich, mein Schicksal sei besonders schwer, aber wenn man sich mit anderen Stühlen unterhält, verhärtet sich der Eindruck, dass die Menschheit ausschließlich aus Ärschen besteht.

Mit durchgesessenen Grüßen,
dein Stuhl

Freitag, Dezember 24, 2010

Die Weihnachtseinkäufe des Teufels

Es war ein dunkler, feuchtkalter Dezembertag. Frost lungerte hinter dem Wolkengrau. Wie in jedem Jahr hatte er seine Weihnachtseinkäufe bis zur letzten Gelegenheit aufgeschoben. Der Teufel mochte keine Kälte. Schneematsch hasste er wie das Weihwasser.

Nachdem er die Ziegenbockstiefel und den selbstgehäkelten Schweifwärmer angezogen hatte, setzte der Teufel seine Mütze mit den Ohrenklappen aus Asbest auf. Dann stapfte er durch das schmutzige Weiß zur Bushaltestelle und fuhr mit dem 666er in die Innenstadt. Bereits im Bus begegnete er Leuten, die satanischer dreinblickten als er selbst. An solchen Tagen erschien ihm sein Dasein besonders fragwürdig. Der Busfahrer murmelte irgendwas von einem höllischen Verkehr.

Im Vergleich mit den Warenhäusern, wo er sich zwischen Daunenjacken auf Rolltreppen eingekeilt fand, war die Hölle ein beschauliches Paradies. Zuerst begab sich der Teufel in die Zooabteilung, aber dort fand er kein geeignetes Geschenk für sein Haustier. Er wechselte zu den Lebensmitteln und kaufte eine Packung Äpfel. Braeburn. In Klarsichtfolie eingeschweißt.

Die armen Seelen würde er mit Schwefelhölzern beglücken, und für die Engel der Zweigstelle kaufte er Noppenkondome mit Lakritzgeschmack. Zuvor hatte er in der Metzgerei einen Teufelsbraten zum Abendmahl besorgt.

Und dann benötigte der Teufel noch ein Geschenk für sich selbst, denn wer außer ihm würde den Teufel beschenken? In der Phonoabteilung entdeckte er eine Death Metal Rarität aus pechschwarzem Vinyl. Er freute sich auf den Moment, wenn er die Scheibe rückwärts abspielen und böse Botschaften entschlüsseln würde.

Zuletzt, kurz vor Ladenschluss, erwarb der Teufel ein Enthaarungsgerät. Seine Mundwinkel verzogen sich zu einem diabolischen Schmunzeln, als er sich das Gesicht des Alten beim Auspacken vorstellte.

Mittwoch, Dezember 08, 2010

Voodoo Display #32

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