Die Sprache hinter dem Verstummen
"Es ist nichts zu loben, nichts zu verdammen, nichts anzuklagen, aber es ist vieles lächerlich; es ist alles lächerlich, wenn man an den Tod denkt." (Thomas Bernhard)
Die Werkstatt befand sich im Untergeschoss eines Betongebäudes. Ein Teil der grünen Kacheln war aus der Fassade gebrochen, der Rest hatte Risse, die sich wie Spinnweben über das Haus zogen. Als er das Messing berührte, kroch die Kälte des Türgriffs in den ganzen Körper.
Beim Überschreiten der Schwelle überkam Escher ein drückendes Gefühl, als ob die abgestandene Luft seit Jahrzehnten zwischen Boden und Decke des Raumes gepresst wurde. Schwere Wolken einer Ahnung verdunkelten seine Seele, und sein Herz zog sich zusammen wie ein scheues Tier, das Angst vor dem nahenden Gewitter hatte und sich in einem geschützten Winkel verbergen wollte.
Es roch nach Metall. Der Uhrmacher, ein Asiate mit dünnen Barthaaren, saß hinter einem Glastisch und hatte sich mit Hilfe seiner Lupe in die Welt winziger Zahnräder vertieft. Er schien Eschers Anwesenheit nicht zu bemerken, bis dieser dicht vor den Tisch trat. Als der Handwerker aufblickte, hielt ihm Escher eine Uhr, die er vor einiger Zeit durch einen Zufall gefunden hatte, in den Lichtkegel vors Gesicht. Es war eine Uhr, die auf den ersten Blick keine auffälligen Merkmale besaß, aber durch ihre schlichte Erscheinung elegant wirkte. Escher hatte sich an die Uhr gewöhnt, sie war ihm unverzichtbar geworden.
Er kannte die Antwort des Uhrmachers, bevor dieser zu ihm sprach. Escher kannte die Antwort, bevor er die Werkstatt betreten hatte. Aber das Verstummen der Uhr war bedeutungslos, denn hinter ihrem Schweigen verbarg sich eine ferne Sprache. In Eschers Mundwinkeln zeichnete sich ein Lächeln ab. Er würde die Uhr nicht wegwerfen. Vielleicht würde er sie in eine Schublade legen und vergessen. Bis er die Schublade irgendwann zufällig öffnen, die Uhr entdecken, sie an sein linkes Ohr halten und sich an den wundersamen Klang ihres Tickens erinnern würde.
Gewidmet Eduard Karl Henn
(Opa Edi, Neobazi, 1940-2009)
Die Werkstatt befand sich im Untergeschoss eines Betongebäudes. Ein Teil der grünen Kacheln war aus der Fassade gebrochen, der Rest hatte Risse, die sich wie Spinnweben über das Haus zogen. Als er das Messing berührte, kroch die Kälte des Türgriffs in den ganzen Körper.
Beim Überschreiten der Schwelle überkam Escher ein drückendes Gefühl, als ob die abgestandene Luft seit Jahrzehnten zwischen Boden und Decke des Raumes gepresst wurde. Schwere Wolken einer Ahnung verdunkelten seine Seele, und sein Herz zog sich zusammen wie ein scheues Tier, das Angst vor dem nahenden Gewitter hatte und sich in einem geschützten Winkel verbergen wollte.
Es roch nach Metall. Der Uhrmacher, ein Asiate mit dünnen Barthaaren, saß hinter einem Glastisch und hatte sich mit Hilfe seiner Lupe in die Welt winziger Zahnräder vertieft. Er schien Eschers Anwesenheit nicht zu bemerken, bis dieser dicht vor den Tisch trat. Als der Handwerker aufblickte, hielt ihm Escher eine Uhr, die er vor einiger Zeit durch einen Zufall gefunden hatte, in den Lichtkegel vors Gesicht. Es war eine Uhr, die auf den ersten Blick keine auffälligen Merkmale besaß, aber durch ihre schlichte Erscheinung elegant wirkte. Escher hatte sich an die Uhr gewöhnt, sie war ihm unverzichtbar geworden.
Er kannte die Antwort des Uhrmachers, bevor dieser zu ihm sprach. Escher kannte die Antwort, bevor er die Werkstatt betreten hatte. Aber das Verstummen der Uhr war bedeutungslos, denn hinter ihrem Schweigen verbarg sich eine ferne Sprache. In Eschers Mundwinkeln zeichnete sich ein Lächeln ab. Er würde die Uhr nicht wegwerfen. Vielleicht würde er sie in eine Schublade legen und vergessen. Bis er die Schublade irgendwann zufällig öffnen, die Uhr entdecken, sie an sein linkes Ohr halten und sich an den wundersamen Klang ihres Tickens erinnern würde.
Gewidmet Eduard Karl Henn
(Opa Edi, Neobazi, 1940-2009)
Labels: Escher