Falls es die Welt gibt
Falls es die Welt gibt, ist sie das trügerische Spiegelbild einer Miniaturlandschaft, die du jeden Tag in dir selbst einreißt, zermalmst und in anderer Gestalt wiederaufbaust. Mühevoll schaffst du Aussichten und Ansichten und bebilderst das Dasein mit deinen Vorstellungen. Um die Landschaft zu bereisen, errechnest du Fahrpläne und stellst Weichen. Du lässt Züge gegeneinander prallen und setzt sie mit einem Handgriff zurück auf die Schiene. Gleichzeitig sitzt du selbst in diesen Zügen und lässt dein Werk an dir vorüber ziehen. Wenn der Schaffner das Abteil betritt und nach deiner Fahrkarte verlangt, lachst du ihn aus. Denn auch der Schaffner bist du selbst. Beide wissen, dass der Zug an der nächsten Weiche entgleisen wird. Aber in diesem Moment sitzt du schon wieder in einem anderen Zug. Je länger die Reise dauert, desto mehr verdichtet sich der Eindruck, dass du alle Stationen kennst, und es fällt dir auch immer schwerer, neue Landschaften zu erschaffen. Der Raubbau am Rohstoff deiner verblassenden Träume hinterlässt leere Räume. Dennoch kannst du dir nicht vorstellen, dass alles irgendwann verschwindet, wenn es dich nicht mehr geben soll.