Die Ernüchterung des Heiligen Geistes
Am Samstagabend feierte der Heilige Geist in seinen Geburtstag hinein. In Begleitung eines entfernten Verwandten, des profanen Weingeists, zog er durch zahlreiche Wirtshäuser. Gevatter Weingeist verschaffte dem heiligen Kollegen eine hochprozentige Stimmung, und gemeinsam lachten sie über Gott und die Welt.
Nicht minder hochprozentig war der Haarspitzenkatarrh, mit dem der Heilige Geist am späten Nachmittag des Pfingstsonntags erwachte. Angewidert betrachtete er das Erbrochene auf dem Gebetsteppich vor seinem Bett. Sein Schädel pochte, als wolle das Universum zerbersten. Der Gebetsteppich war ein Geschenk eines nahen Verwandten, er würde ihn in die spirituelle Reinigung geben müssen.
Der Heilige Geist wusste, dass es Ärger geben würde, wenn er sich nicht an die Arbeit machte und in die Leute fuhr - aber hatte nicht der Große Vorsitzende selbst den Sonntag zum Ruhetag erklärt? Das treffliche Argument erinnerte ihn daran, dass er am kommenden Dienstag wieder einen dieser verhassten Termine beim Psychiater in Sachen Persönlichkeitsspaltung haben würde.
Als er die erste Flasche Prosecco öffnete, nahm sich der Heilige Geist vor, gleich am Pfingstmontagmorgen ans Werk zu gehen und in die Leute hineinzufahren. Aufgeschoben war nicht aufgehoben. Er stellte drei Wecker.
Tatsächlich gelang es dem Heiligen Geist, durch den Dunst seines Deliriums das Weckerrasseln zu vernehmen und sich aus den Federn zu quälen. Die Menge des Restalkohols, der ihn umnebelte, war beträchtlich und hätte weniger hart gesottene Schnapsdrosseln umgehend ins Koma versetzt. Aufgrund seines Brummschädels verspürte der Heilige Geist nicht die geringste Lust, in die Menschen hineinzufahren. Aber was sein musste, musste sein.
Er nahm ein Taxi in die Stadt und übergab sich während der Fahrt zweimal auf den Rücksitz. Als er den Fahrer mit seinem Segen für die Sauerei entschädigen wollte und ihm anbot, in ihn hineinzufahren, zog dieser ein Tränengas aus der Westentasche und drohte mit der Polizei. Da suchte der Heilige Geist das Weite.
An einem Zebrastreifen traf er auf eine junge Frau.
- Entschuldigen Sie bitte, wertes Fräulein, dürfte ich wohl in Sie hineinfahren?
Die Antwort erfolgte in Form einer schallenden Backpfeife.
Der Heilige Geist hatte vier weitere, erfolglose Versuche des Hineinfahrens hinter sich, als ein Polizeiauto neben ihm hielt.
- Ihren Ausweis, bitte. Sie stehen unter dem Verdacht, mehrere Passanten unsittlich belästigt zu haben.
Noch nie musste sich der Heilige Geist ausweisen, er besaß überhaupt keine Ausweispapiere. Nachdem er den Polizisten seine hochrangige Position und seinen Auftrag erläutert hatte, forderten sie ihn auf, in ihr Auto einzusteigen.
- Sie werden uns aufs Revier begleiten, dort stellen wir Ihre Identität fest und unterhalten uns etwas eingehender über Ihren Auftrag.
- Man kann mich nicht einsperren, ich bin der Heilige Geist!
- Und ich bin der Sohn vom Papst,
sagte einer der beiden Polizisten.
Der Heilige Geist erwog, sich zu wehren und zu randalieren, aber aus Imagegründen verzichtete er auf den Widerstand gegen die Staatsgewalt und stieg brav in das Polizeiauto ein.
- Der Kerl stinkt wie eine ganze Fuselbrennerei,
meinte der Sohn vom Papst zu seinem Kollegen.
- Erstmal Ausnüchterungszelle.
So kam es, dass der Heilige Geist seinen Pfingstrausch in Polizeigewahrsam ausschlief, und die Menschen auch in diesem Jahr davon verschont blieben, dass er in sie hineinfuhr.
Nicht minder hochprozentig war der Haarspitzenkatarrh, mit dem der Heilige Geist am späten Nachmittag des Pfingstsonntags erwachte. Angewidert betrachtete er das Erbrochene auf dem Gebetsteppich vor seinem Bett. Sein Schädel pochte, als wolle das Universum zerbersten. Der Gebetsteppich war ein Geschenk eines nahen Verwandten, er würde ihn in die spirituelle Reinigung geben müssen.
Der Heilige Geist wusste, dass es Ärger geben würde, wenn er sich nicht an die Arbeit machte und in die Leute fuhr - aber hatte nicht der Große Vorsitzende selbst den Sonntag zum Ruhetag erklärt? Das treffliche Argument erinnerte ihn daran, dass er am kommenden Dienstag wieder einen dieser verhassten Termine beim Psychiater in Sachen Persönlichkeitsspaltung haben würde.
Als er die erste Flasche Prosecco öffnete, nahm sich der Heilige Geist vor, gleich am Pfingstmontagmorgen ans Werk zu gehen und in die Leute hineinzufahren. Aufgeschoben war nicht aufgehoben. Er stellte drei Wecker.
Tatsächlich gelang es dem Heiligen Geist, durch den Dunst seines Deliriums das Weckerrasseln zu vernehmen und sich aus den Federn zu quälen. Die Menge des Restalkohols, der ihn umnebelte, war beträchtlich und hätte weniger hart gesottene Schnapsdrosseln umgehend ins Koma versetzt. Aufgrund seines Brummschädels verspürte der Heilige Geist nicht die geringste Lust, in die Menschen hineinzufahren. Aber was sein musste, musste sein.
Er nahm ein Taxi in die Stadt und übergab sich während der Fahrt zweimal auf den Rücksitz. Als er den Fahrer mit seinem Segen für die Sauerei entschädigen wollte und ihm anbot, in ihn hineinzufahren, zog dieser ein Tränengas aus der Westentasche und drohte mit der Polizei. Da suchte der Heilige Geist das Weite.
An einem Zebrastreifen traf er auf eine junge Frau.
- Entschuldigen Sie bitte, wertes Fräulein, dürfte ich wohl in Sie hineinfahren?
Die Antwort erfolgte in Form einer schallenden Backpfeife.
Der Heilige Geist hatte vier weitere, erfolglose Versuche des Hineinfahrens hinter sich, als ein Polizeiauto neben ihm hielt.
- Ihren Ausweis, bitte. Sie stehen unter dem Verdacht, mehrere Passanten unsittlich belästigt zu haben.
Noch nie musste sich der Heilige Geist ausweisen, er besaß überhaupt keine Ausweispapiere. Nachdem er den Polizisten seine hochrangige Position und seinen Auftrag erläutert hatte, forderten sie ihn auf, in ihr Auto einzusteigen.
- Sie werden uns aufs Revier begleiten, dort stellen wir Ihre Identität fest und unterhalten uns etwas eingehender über Ihren Auftrag.
- Man kann mich nicht einsperren, ich bin der Heilige Geist!
- Und ich bin der Sohn vom Papst,
sagte einer der beiden Polizisten.
Der Heilige Geist erwog, sich zu wehren und zu randalieren, aber aus Imagegründen verzichtete er auf den Widerstand gegen die Staatsgewalt und stieg brav in das Polizeiauto ein.
- Der Kerl stinkt wie eine ganze Fuselbrennerei,
meinte der Sohn vom Papst zu seinem Kollegen.
- Erstmal Ausnüchterungszelle.
So kam es, dass der Heilige Geist seinen Pfingstrausch in Polizeigewahrsam ausschlief, und die Menschen auch in diesem Jahr davon verschont blieben, dass er in sie hineinfuhr.
13 Comments:
godverdomme!
und ich sitze hier seit 50 tagen fest und warte vergebens!
dabei hatte ich doch schon mal geübt, in fremden sprachen zu sprechen...wieder mal alles umsonst?
- Wir sollten diess Triumvirat endlich auflösen, schau dir das an: Der Heilige Geist hat´s schon wieder vermasselt! Ich meine, für DEN hab ich mich damals ans Kreuz hauen lassen, also weißt du...
- Schweig, Sohn! Das Band der Tradition ist unauflöslich.
- Quatsch, Vater, man muss den Tatsachen ins Auge sehen!
- Aug um Auge, genau! Ja und Amen! Alles bleibt wie es war, mein Sohn.
- Oh Mann, ich glaub, ich gründe eine neue Religion...
- Ja, du warst schon immer ein wenig rebellisch.
- Ja, ja, ja, also gut, ich geh jetzt runter und hol die Flasche wieder mal aus dem Knast. Vielleicht kann er wenigstens bei der Fronleichnamsprozession wieder grade laufen...
- So ist es recht, geh, mein Sohn, geh mit Gott, aber geh, im Namen des Vaters, des Sohnes und...
- Das kannst du hier weglassen, bin ich ja wohl selbst!
- Mmmja ... also und des Heiligen Geistes.
wenn das hier in einer dänischen zeitung stünde und von einer anderen religion handelte ...
am besten gefällt mir die spirituelle reinigung. machen die auch businesskleidung?
Der Sohn vom Papst ist bei der Polizei? Echt jetzt?
Komisch. Bei mir war einer, der ist zwar nicht in mich hineingefahren, nur über mich gekommen, während ich mein ergonomisches Nickerchen machte.
Das bilde ich mir doch nicht ein! Es gibt sogar ein Foto.
Verbindlichsten Dank, noch so einen Kerl hätte ich heute auch nicht ertragen. (Ich gehe stillschweigend davon aus, dass Sie ihm den Prosecco in ausreichendem Maße bereitgestellt hatten)
/Frech'n'Nett: Bei Gelegenheit werde ich mich mit der Züchtung eines Babelfischs von vorgestern befassen.
/Mkh: Es ist wahrlich schwer, gutes Personal zu finden. In dieser Beziehung hat sich der Große Vorsitzende schon einige Fehlgriffe geleistet. Hier sind die Dienste eines professionellen Spirit Hunter gefragt.
/Mudshark: Du Träumer! Die spirituelle Kontaminierung von Businesskleidung ist irreversibel.
/FrauH.: Ja. Streife. Er ist durch die Aufnahmeprüfung für die Schweizer Garde gefallen. Da helfen auch verwandschaftliche Beziehungen nach ganz oben nicht weiter.
/Opa: Bestimmt wollte er dich nicht bei der Brutpflege stören.
/Kopffuessler: Klar. Ausnüchterungszellen sind bekannt für die gute Sortierung ihrer Minibars.
/mq
Werde ich vorsehen. Gib mir schon mal einige Rahmenkoordinaten zum gewünschten Heiligenprofil durch, bitte.
Das erklärt, warum ich mich während Pfingsten so profan gefühlt habe. Aber hey, wenigstens konnte ich am Sonntag eine Kirche betreten, ohne spontan in Flammen aufzugehen.
Das mit dem brennenden Busch war wahrscheinlich auch der Heilige Geist nach einem Spirituosenunfall. :-)
/Mkh: Profil bitte unter Berücksichtigung der Kriterien zur Einstellung von Scheinheiligen und anderer Lippenbekenner erarbeiten.
/Scheibster: Man sollte ihn wirklich keine Sekunde aus den Augen lassen. Wenn nichts anderes greifbar ist, nimmt er sogar Brennspiritus - und dabei kommt dann sowas raus.
Tja, wie man in die Leute reinfährt, so lallt es heraus...
Später in der Ausnüchterungszelle...
- Ey Alta! Bistenich... Klar biste! Heiljer Jeist, wa?!!
- Ja, genau! Kannst du das denen da draußen mal erklä...
- Nee..! Aber sach ma, wollteste nicht ma, die Flüsse in Wermut und so...??! Wollteste doch?!
- hm...
Irgendwie dringt der frühere Ministrant immer mal wieder durch, nicht? Was keinesfalls spöttisch gemeint ist, Sie wissen ja, dass ich Sie darum beneide. War das eigentlich bei Ihnen in Frankfurt, wo der Hl. Geist rumorte oder handelt es sich um Fernbeobachtungen?
/Eon: Dass die Leute ihn für allmächtig halten, mag einer der Auslöser für seine Affinität zu spirituosen Inhalten sein. Ich halte ihn sowieso eher für einen Misserfolgmeider, als für einen Erfolgsucher.
/Poodle: Hier in Frankfurt war das Wetter an Pfingsten dermaßen unter aller Sau, dass sogar die Vögel zu Fuß gegangen sind und man als anständiger Ex-Messdiener noch nicht einmal den Hl. Geist vor die Tür geschickt hätte. Wie Sie bereits richtig vermuten, handelt es sich um eine Fernbeobachtung während eines Pfingstspaziergangs über meine äußere Hirnrinde.
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