Angriff der Sekretärinnenzunge
In seinem Kopf herrschte ein Gedankenvakuum, ein Zustand der vollkommenen Leere. Die Generatoren seiner Wahrnehmung standen still, sämtliche elektrischen Ströme in den Leitungen zwischen den Nervenmasten schienen unterbrochen. Plötzlich brachte ein Kurzschluss das Vakuum zum Kollabieren. Es war die Frage nach der Ursache des Vakuums, die sich knisternd in Eschers Gehirn ausbreitete und sein Bewusstsein in künstliches Licht tauchte.
Zunächst machte er die Ohrensesselsituation für das Phänomen seines temporären Gedankenvakuums verantwortlich. In Eschers Ohrensessel waren schon die unmöglichsten Dinge passiert. Sobald er sich auf dem schwarzen Samt niederließ, veränderte sich sein Blick auf die Welt. Seit Jahren hatte er den Ohrensessel im Verdacht, über hypnotische Fähigkeiten zu verfügen.
Aber als Escher die Augen öffnete, fiel sein Blick auf die Pflanze. Es war absurd. Er hatte ein Gefühl, als ob die botanische Lebensform auf der Fensterbank ihn anlächelte. Seine gesamte Aufmerksamkeit und die dahinter liegenden Gedanken wurden vom Lächeln der Pflanze förmlich absorbiert.
Bei der Zimmerpflanze handelte es sich um Bogenhanf, im Volksmund auch Sekretärinnenzunge genannt. In der Zeitung hatte Escher gelesen, dass die NASA Sekretärinnenzungen einsetzte, um Spaceshuttles von der Weltallstrahlung zu entseuchen. Vielleicht taugten diese Pflanzen nicht nur zur Entseuchung von Weltraumgefährt, sondern auch zur Gedankenabsorbierung. Nicht umsonst fand die Sekretärinnenzunge als Büropflanze weite Verbreitung.
Die Situation schien seiner Kontrolle zu entgleiten, als Escher die sonore Stimme der Sekretärinnenzunge in seinem Kopf vernahm. Sie redete beruhigend auf ihn ein, er müsse sich keine Gedanken machen, da er sowieso nur in ihrer Phantasie existiere. Geistesgegenwärtig kombinierte Escher, dass es sich um einen besonders raffinierten Versuch der Gedankenentwendung handelte. Indem die Pflanze versuchte, ihm einzureden, er sei nur ein Produkt ihrer Phantasie, wollte sie sämtliche Räume für Spekulationen öffnen und ihn in die Abgründe existenzieller Zweifel locken. Wenn er die Türen öffnete, wäre Escher dem geistigen Beutezug der Sekretärinnenzunge rückhaltlos ausgeliefert! Um die drohende Gefahr des Wahnsinns zu minimieren, beschloss er, sich auf keinen inneren Dialog mit der Pflanze einzulassen.
Escher erhob sich aus dem Ohrensessel und schlich lautlos in Richtung des Fensterbretts. Er plante einen Überraschungsangriff auf die Verursacherin seines Gedankenvakuums, um der diabolischen Botanik den Garaus zu machen. Da hörte er ein Knurren hinter sich. Der Ohrensessel? Langsam drehte Escher sich um. Alles unverändert. Der schwarze Samt glänzte ihm unschuldig entgegen.
Als er seinen Blick wieder in Richtung des Fensterbretts wendete, war die Sekretärinnenzunge verschwunden. Das beruhigte ihn, denn er hatte noch nie eine Zimmerpflanze besessen.
Im weiteren Verlauf des Abends blieb der Ohrensessel stumm. Die Sekretärinnenzunge kam nicht zurück.
Zunächst machte er die Ohrensesselsituation für das Phänomen seines temporären Gedankenvakuums verantwortlich. In Eschers Ohrensessel waren schon die unmöglichsten Dinge passiert. Sobald er sich auf dem schwarzen Samt niederließ, veränderte sich sein Blick auf die Welt. Seit Jahren hatte er den Ohrensessel im Verdacht, über hypnotische Fähigkeiten zu verfügen.
Aber als Escher die Augen öffnete, fiel sein Blick auf die Pflanze. Es war absurd. Er hatte ein Gefühl, als ob die botanische Lebensform auf der Fensterbank ihn anlächelte. Seine gesamte Aufmerksamkeit und die dahinter liegenden Gedanken wurden vom Lächeln der Pflanze förmlich absorbiert.
Bei der Zimmerpflanze handelte es sich um Bogenhanf, im Volksmund auch Sekretärinnenzunge genannt. In der Zeitung hatte Escher gelesen, dass die NASA Sekretärinnenzungen einsetzte, um Spaceshuttles von der Weltallstrahlung zu entseuchen. Vielleicht taugten diese Pflanzen nicht nur zur Entseuchung von Weltraumgefährt, sondern auch zur Gedankenabsorbierung. Nicht umsonst fand die Sekretärinnenzunge als Büropflanze weite Verbreitung.
Die Situation schien seiner Kontrolle zu entgleiten, als Escher die sonore Stimme der Sekretärinnenzunge in seinem Kopf vernahm. Sie redete beruhigend auf ihn ein, er müsse sich keine Gedanken machen, da er sowieso nur in ihrer Phantasie existiere. Geistesgegenwärtig kombinierte Escher, dass es sich um einen besonders raffinierten Versuch der Gedankenentwendung handelte. Indem die Pflanze versuchte, ihm einzureden, er sei nur ein Produkt ihrer Phantasie, wollte sie sämtliche Räume für Spekulationen öffnen und ihn in die Abgründe existenzieller Zweifel locken. Wenn er die Türen öffnete, wäre Escher dem geistigen Beutezug der Sekretärinnenzunge rückhaltlos ausgeliefert! Um die drohende Gefahr des Wahnsinns zu minimieren, beschloss er, sich auf keinen inneren Dialog mit der Pflanze einzulassen.
Escher erhob sich aus dem Ohrensessel und schlich lautlos in Richtung des Fensterbretts. Er plante einen Überraschungsangriff auf die Verursacherin seines Gedankenvakuums, um der diabolischen Botanik den Garaus zu machen. Da hörte er ein Knurren hinter sich. Der Ohrensessel? Langsam drehte Escher sich um. Alles unverändert. Der schwarze Samt glänzte ihm unschuldig entgegen.
Als er seinen Blick wieder in Richtung des Fensterbretts wendete, war die Sekretärinnenzunge verschwunden. Das beruhigte ihn, denn er hatte noch nie eine Zimmerpflanze besessen.
Im weiteren Verlauf des Abends blieb der Ohrensessel stumm. Die Sekretärinnenzunge kam nicht zurück.
Labels: Escher
12 Comments:
Escher sollte dem Ohrensessel die Ohren zuhalten oder ihm als Gegenangriff die alten Formeln zuflüstern, die schon andere seiner Art zu zahmen Plüschsofas machten! Irgendwo hatt' ich sie doch ...
für solche, für den menschlichen verstand durchaus nicht ungefährlichen situationen empfiehlt es sich, einen bewusstseinspflock in eine, von der psyche abgekoppelte sphäre, beispielsweise eine waldlichtung oder den oberschenkel zu rammen und sich physisch nicht allzuweit davon zu entfernen (damit man das ding, sollte es zum extremum kommen, wieder findet). wahlweise hätte escher auf seiner virtuellen guitarre ein imaginäres solo, das die zunge der sekretärin in die knie (oder ein viertel stockwerk höher) zwingt, spielen können.
wassermelonen in österlichem heu eigenen sich hierfür hervorragend.
Ich habe einen Lesesessel ohne Ohren, und er ist eigentlich auch kein Lesesessel sondern ein Einschlafsessel, denn jedes Mal, wenn ich mich zum Lesen hineinfläze, schlafe ich zehn Minuten später ein. Alle Hirnschaltkreise schalten zurück auf Sparflamme, das assoziative Traum-Kraftwerk geht ans Netz, die Augenlider erliegen der Schwerkraft. Das Bewusstsein wird stumm geschaltet. Ein seltsamer Sessel, aber sehr entspannend.
Ich besitze lediglich eine Praktikantinnenzunge. Das ist ein gar fleißiges Lieschen und würde sich niemals oberhalb der Gürtellinie einnisten. Nicht im Herzen und nicht im Kopf.
Sie mag vielleicht jetzt unsichtbar sein, doch heißt das nicht, dass sie nicht da ist, du fühlst dich nur wohler so, denn die Arbeit ruft... Sie hatte schon recht: wenn du denkst, dass du da bist, dann bist du schon ein Produkt deiner Fantasie und ich im übrigen auch und nicht nur ich...dank Bogen- und Brückenhanf ist in kritischen Situationen wieder alles plausibel.
Die Aborigines glauben, das alle Existenz ein Traum ist. Nur wer träumt uns?
Hinterlistiger Ohrensessel, das. Kann man so einen irgendwo kaufen?
Mein Sessel reißt mich stets nur an sich und will mich zum Einschlafen bringen. Macht er auch mit Gästen. Furchtbar.
endlich ist mir klar, warum ich mich mit dieser gattung pflanze in einem raum so seltsam unwohl fühle...
phalaenopsis hieroglyphica sind auch nicht ohne tücke...lächeln einen immer auf hämische weise an..
Sollte sie jemals zurückkommen, die Sekretärinnenzunge, so empfehle ich Escher konsequente Ignoranz. Niemand kann auf Dauer von Luft und Gedanken leben, obwohl?
/Eon: Wahrscheinlich wurden die Formeln von einer gefräßigen Schublade des Nachttisches verschluckt.
/MudShark: Hervorragende Präventivmaßnahmen! Zusätzlich könnte man stets einen Patentanker mit sich führen und beim Durchsegeln schwarzer Gedankenmeere im Schlamm der Hafenbecken versenken.
/Ole: Sessel stehen in telepatischer Verbindung. Manche überwinden nie das Möbelhaustrauma, wenn sie verkaufsbedingt voneinander getrennt und als Sitzgelegenheitssklaven ihrer Verwendung zugeführt werden.
/Opa: Du bist ein großer Pflanzenpädagoge!
/der Nachbar: Escher denkt, also bin ich. Ich denke, also bist du.
/HinRichter: Im Sinne einer gerechten Arbeitsverteilung könnten wir uns mit den Aborigines darauf einigen, dass wir sie träumen und sie uns.
/Scheibster: Müsste die Frage nicht eher lauten, ob man so einen Sessel irgendwo kaufen will?
/Frech'n'Nett: Nomen est omen. Bei Gelegenheit werde ich meine Forschungsreihe zur Züchtung von Pflanzen, die Geräusche erzeugen können, wieder aufnehmen.
/FrauH.: Zumindest der Bedarf an Grundnahrungsmitteln sollte gedeckt sein.
Mist, genau das hab ich mir gedacht!
..Nomen est omen. Bei Gelegenheit werde ich meine Forschungsreihe zur Züchtung von Pflanzen, die Geräusche erzeugen können, wieder aufnehmen.
?
kapier ich nicht.
Kommentar veröffentlichen
<< Home