Tötungslehrgang
Nach den Grausamkeiten des ungleichen Gefechts sollten die wenigen Überlebenden behutsam an den Kern ihrer Aufgabe herangeführt werden. Im ersten Kampfeinsatz, in den man sie ohne militärische Kenntnisse und mit untauglicher Ausrüstung geschickt hatte, war ihre Fluchtfähigkeit getestet worden. Denn nicht der Mut, sondern die Feigheit war die gefährlichste aller kriegerischen Begabungen. Ihr Talent des Überlebens lieferte den Anlass für die weitere Ausbildung.
Der Ausbilder war ein feinfühliger Mensch mit viel Verständnis für seine Schützlinge. Seine Lehrmethode bestand in der sanften Steigerung des Schreckens. Er begann den Anschauungsunterricht unter Verwendung von wirbellosen Lebensformen. Von den Fliegen, Käfern und Würmern dehnte er die Experimente im Lauf der Wochen über Amphibien und Vögel bis zu den höher entwickelten Säugetieren aus. Minutiös zelebrierte er an seinen Objekten den gewaltsamen Übergang vom Leben in den Tod. Unter seinen Händen verlor das Leben seine Bedeutung und das Sterben den Schrecken.
Am letzten Tag des Lehrgangs erhob sich der Soldat in der hintersten Reihe von seinem Stuhl. Er trat mit schweren Schritten vor das Pult des Ausbilders. Langsam und unbestimmt nahm er die Pistole seines Vorgesetzten vom Tisch. Er entsicherte die Waffe, während der Ausbilder gelassen an ihm vorbei in Richtung des Fensters sah. Mit einer beiläufigen Bewegung schoss der Soldat sich selbst in den Kopf.
Die gefährlichste der kriegerischen Begabungen in Vollendung, endlich hatten alle Gefreiten die Schlacht gegen sich selbst gewonnen. Nun war auch der letzte den Kameraden gefolgt, die den Feind in sich selbst bereits im ersten Gefecht besiegt hatten. Sie hatten ihr Talent genutzt. Ohne Ausnahme. Zufrieden schaute der Ausbilder in die aufgerissenen, mit erloschener Angst und schwarzem Blut gefüllten Augen des am Boden liegenden Soldaten. Für den spät erworbenen Verdienst würde der Gefreite vor seiner Beisetzung nur eine Auszeichnung zweiter Klasse erhalten, aber die Lehrmethode des Ausbilders hatte letztendlich zum erfolgreichen Abschluss des Lehrgangs geführt. Die Truppe, die man in seine Verantwortung übergeben hatte, gehörte zu den Gewinnern im Krieg gegen den schlimmsten Feind.
Nach den erfolgreichen Kampfhandlungen hatte sich der Ausbilder einen Anspruch auf Beförderung erwirkt. Er saß im Offizierskasino, als der Bote ihm den Brief überreichte. Der Ausbilder öffnete das Kuvert, und nachdem er das Schreiben gelesen hatte, zitterten seine Hände. Man teilte ihm mit, dass im nächsten Lehrgang ein vorbildhaftes Verhalten von ihm erwartet wurde. Ein ranghöherer Offizier, der die Reaktion des Ausbilders aus sicherer Entfernung beobachtet hatte, runzelte die Stirn und bestellte einen Cocktail:
Suicide Sunrise.
Der Ausbilder war ein feinfühliger Mensch mit viel Verständnis für seine Schützlinge. Seine Lehrmethode bestand in der sanften Steigerung des Schreckens. Er begann den Anschauungsunterricht unter Verwendung von wirbellosen Lebensformen. Von den Fliegen, Käfern und Würmern dehnte er die Experimente im Lauf der Wochen über Amphibien und Vögel bis zu den höher entwickelten Säugetieren aus. Minutiös zelebrierte er an seinen Objekten den gewaltsamen Übergang vom Leben in den Tod. Unter seinen Händen verlor das Leben seine Bedeutung und das Sterben den Schrecken.
Am letzten Tag des Lehrgangs erhob sich der Soldat in der hintersten Reihe von seinem Stuhl. Er trat mit schweren Schritten vor das Pult des Ausbilders. Langsam und unbestimmt nahm er die Pistole seines Vorgesetzten vom Tisch. Er entsicherte die Waffe, während der Ausbilder gelassen an ihm vorbei in Richtung des Fensters sah. Mit einer beiläufigen Bewegung schoss der Soldat sich selbst in den Kopf.
Die gefährlichste der kriegerischen Begabungen in Vollendung, endlich hatten alle Gefreiten die Schlacht gegen sich selbst gewonnen. Nun war auch der letzte den Kameraden gefolgt, die den Feind in sich selbst bereits im ersten Gefecht besiegt hatten. Sie hatten ihr Talent genutzt. Ohne Ausnahme. Zufrieden schaute der Ausbilder in die aufgerissenen, mit erloschener Angst und schwarzem Blut gefüllten Augen des am Boden liegenden Soldaten. Für den spät erworbenen Verdienst würde der Gefreite vor seiner Beisetzung nur eine Auszeichnung zweiter Klasse erhalten, aber die Lehrmethode des Ausbilders hatte letztendlich zum erfolgreichen Abschluss des Lehrgangs geführt. Die Truppe, die man in seine Verantwortung übergeben hatte, gehörte zu den Gewinnern im Krieg gegen den schlimmsten Feind.
Nach den erfolgreichen Kampfhandlungen hatte sich der Ausbilder einen Anspruch auf Beförderung erwirkt. Er saß im Offizierskasino, als der Bote ihm den Brief überreichte. Der Ausbilder öffnete das Kuvert, und nachdem er das Schreiben gelesen hatte, zitterten seine Hände. Man teilte ihm mit, dass im nächsten Lehrgang ein vorbildhaftes Verhalten von ihm erwartet wurde. Ein ranghöherer Offizier, der die Reaktion des Ausbilders aus sicherer Entfernung beobachtet hatte, runzelte die Stirn und bestellte einen Cocktail:
Suicide Sunrise.
15 Comments:
Hier kräht die Welt, an deren Toren ich immer vorbei geschlendert bin. Und doch ist es immer wieder spannend, Geschichten von dort zu hören. Ich, der ich lieber privat durchs Gras gerobbt bin und nach dem Abi statt Waffen zu reinigen und dichtgeballert Däumchen zu drehen es vorgezogen habe, äußerst spannende Exkursionen in die Weltsicht schwerstbehinderter Jugendlicher zu nehmen, habe ja nur theoretische Ahnung vom militärischen Leben...
da fällt mir der song 'suicide commmando' von no more ein. war 'ne coole nummer damals in den wilden 8zigern.
mal wieder ein krasser text!
Gut zu wissen - mit ein bisschen Engagement kann man doch alles lernen.
Und wenn dann der Lehrer auch noch mit gutem Beispiel vorangeht, kann eigentlich gar nichts mehr schiefgehen.
Ein hochinteressantes Thema mit sowohl geschichtlichem wie auch tiefenpsychologischem Hintergrund.
Der Herzog hieß Herzog, weil er vor dem Heere herzog. Heute sitzen die hohen Herren in der Etappe und ihre Vorpeitscher agieren bestenfalls aus der zweiten Reihe. Ich möchte nicht wissen, wieviele von ihnen bereits friendly fire aus umgekehrter Knarre eigener Schützenärsche zum Opfer gefallen sind.
Der schlimmste Feind des tapferen Soldaten ist die Feigheit und zwar die Feigheit vor dem Freunde. Aber ich glaube, ich wiederhole mich.
Irgendwie yakuza das ganze...ganz hinten im Kopf.
Nice =)
Ein Wort reicht, so denke ich, aus.
Hier ist es wieder. Der zärtliche Umgang mit dem Tod. Sind Sie in etwa Sterbehospizbegleiter? Es ist beruhigend zu wissen, dass es da draussen solche Menschen gibt.
/Ole: Ich war damals auch Mitglied beim anderen Verein. Heute bereue ich, dass ich nicht strategisch vorgegangen bin und erst nach der militärschen Grundausbildung den Kriegsdienst verweigert habe. Es wäre eine interessante Erfahrung und ein deutlicheres Zeichen gewesen.
/Mudshark: Aus der heutigen Perspektive erscheinen mir die 8ziger auch wild, aber damals sind mir die Typen mit Gesichtsmatratze auf den Geist gegangen, die sich laut an die wilden 6iger erinnert haben. Vermutlich bleibt jeder ein Kind seiner Jugend.
/Falcon: Autorität ist ein elementarer Bestandteil jeder Erziehung. Oft habe ich mich schon gefragt, warum die Erziehung von Erwachsenen überhaupt möglich ist, denn mit dem Erwachsensein sollte die Akzeptanz von Autorität durch die Souveränität abgelöst werden.
/Opa: Es kann nicht oft genug gesagt werden, wobei ich die Tapferkeit von Soldaten grundsätzlich für einen Mythos halte. Wer sich im Angesicht des Todes nicht in die Hosen nässt, steht entweder unter Drogen oder leidet an einer psychischen Störung. Und für die Feigheit vor dem Freunde braucht es in manchen Fällen keinen Krieg.
/Eon: Ich hab gerade nachgezählt, und meine Finger sind alle noch vollständig.
/Mitz: Mir hat es damals an der Côte d'azur auch sehr gut gefallen.
/Joppi: Das nennen Sie zärtlich? Verdammt. Sie will ich nicht wütend erleben.
Wenn die Kameraden einmal diese Hürde genommen haben, sind sie wirklich reif für den Kampfeinsatz. Da fehlt unserer Truppe noch einiges an Konsequenz und Moral. Ich will ja nicht sagen, dass das alles Weicheier sind, aber man sollte den einen oder anderen Zug komplett austauschen. Ich will ja nichts sagen, aber so richtig sicher fühle ich mich nicht mit solchen Sensibelchen.
Ich würde mich im Ernstfall sowieso auf keine Truppe, sondern nur auf meinen natürlichen Fluchtinstinkt verlassen.
grrrrooooOOOOOOAAAGH
Ui. Heftig.
Okay! DAGEGEN kann ich nicht anstinken.. ich geh dann mal ne Milch kaufen.. soll ich Dir was mitbringen?
Diese Chewbaka-Seite ist wirklich zu schreien! Spätestens beider Katze mit dem Sprengdings ist es soweit...
/Joppi: Bitte ein Osterei (hartgekocht).
/Eon: Mir fällt schon bei der Festnahme von Ronald Mc D. der Stift aus der Hand.
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