Montag, November 20, 2006

Die Totengräber der Götter

Wie viele Seelen finden nach dem Verlassen ihrer Gehäuse aus geordneten Teilchen noch einen Platz an jenem Ort ohne Koordinaten? Kurz vor Ablauf der Unendlichkeit erleichterte das Sein das Stellen der ursprünglichen Frage. Nachdem die Grenzen der Zeit überschritten waren, hatte sich das Sein vor seinen Besitzern in die Vergessenheit geflüchtet. Im unbestimmten Moment des Übergangs des Seins in die Vergessenheit ging jede Erinnerung daran verloren, an welche Instanz die ursprüngliche Frage zu richten gewesen wäre. Und auch die Erinnerung an die Frage selbst war verschwunden.

Das letzte Ziel allen Seins besaß keine Eigenschaften, die Kategorien der Dimensionen oder Maßeinheiten waren nicht anwendbar. Die Anzahl der Seelen belief sich in einem zeitlosen Zustand auf nn-1, wobei nn für eine Neun mit unendlich vielen Nullen stand. Nur vom Verschwinden und vom Entstehen der Universen unterbrochen, kamen neue Seelen hinzu. Ihre Herkunft war ebenso bestimmungslos wie ihr Ziel. Sie sammelten sich nach dem kurzen Dasein in der Hülle einer materialisierten Existenz an jenem Ort ohne Ausdehnung.

Die Totengräber der Götter hatten die Formen und Namen ihrer Auftraggeber vergessen. Für die Lösung ihrer unmöglichen Aufgabe war ihnen als Entlohnung die unmögliche Lösung ihrer Aufgabe versprochen worden. Wo etwas entstand, konnte jedoch kein Nichts sein, denn das Nichts kannte keine Existenz. Das Nichts konnte also nicht existieren, denn das Nichts konnte nicht entstehen. Und daher konnte auch nichts aus dem Nichts entstehen. Das Nichts existierte nur in der Formlosigkeit der Götter, denn die Götter kannten kein eigenes Sein. Bis nn.

14 Comments:

Anonymous Anonym said...

Wenn das so ist, laßt uns doch die Götter begraben. Samt ihrer Totengräber.

21.11.06  
Blogger Oles wirre Welt said...

Lasst uns die Götter speisen.

21.11.06  
Anonymous Anonym said...

ich würde spontan einfach das nichts begraben, das sollte doch jedem logikproblem den garaus machen ...

21.11.06  
Anonymous Anonym said...

Soviel Abstraktion zum Wiedereinstieg ist mir jetzt abba schon fast zuviel, Herr Quint!
Ich will mir z.Z. gar nicht vorstellen, irgendwann mal nicht vorhanden zu sein, wesenlos und nichtig, nur noch als Hülle wer weiß wo mich mit anderen Hüllen zu sammeln und eingegraben zu werden. Mein Quantum an Leere reicht mir jetzt schon.
Nichts desto Troz a warm welcome back! Wollte Ihnen aber für die nächste längere Abwesenheit noch die Idee des Blog-Sitters ans Herz legen; so lange können Sie Ihren Epik-Quell nicht einfach unbeaufsichtigt lassen :)!

21.11.06  
Anonymous Anonym said...

Ich leide beim Lesen des Textes unter dem Eindruck, dass zwar mein Körper noch im Hier und Jetzt ist aber das Hirn schon in jenem Ort ohne Koordinaten weilt. Volle Breitseite als Overtüre, Herr Quandt. Besinnungslos hänge ich hier in den Seilen und löse die Seile.

21.11.06  
Anonymous Anonym said...

Von Ewigkeit zu Ewigkeit.

Warmes Willkommen ins spätestsommerlichen FFM

22.11.06  
Anonymous Anonym said...

Wie abgesprochen: Du das Nichts, ich die Leere.

22.11.06  
Anonymous Anonym said...

Das Nichts existiert also nicht, sondern nur Alles. Sind wir dann bei dem Einem der Alles zugleich ist ? Und dehnt sich das Universum nicht aus ? Oder fällt es schon wieder zusamen - bis es auf einen Punkt vereint ist der Alles ist ? Das ist Alles etwas zu hoch für mich...

22.11.06  
Anonymous Anonym said...

Dennoch sollten alle aufkommenden Fragen zwischen dem nicht existierenden und unmöglichen Nichts, also dem unmöglichen Anfang und dem unmöglichen Ende des Seins (das als Gegenteil vom nicht existierenden Nichts auch nicht existieren kann, weil es sich nicht duch Merkmale davon unterscheiden kann), mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln geklärt werden. Ohne Götter. Von mir aus mit Hilfe von Totengräbern. Die haben wenigsten Schippen.

22.11.06  
Anonymous Anonym said...

(...)

23.11.06  
Blogger mq said...

/Good god grandpa: ... und dem ganzen Rest?

/Ole: Ich würde eher dazu neigen, sie zu verspeisen. ;)

/Stard: Genial. Die Lösung des gordischen Knotens. Sogar ohne Loch.

/Frollein Müller-El.: Verzeihung, ich kenne mich mit diesem neumodischen Kram nicht aus. Was ist die Funktion eines Blog-Sitters? Wechselt sie nässenden Texten die Windeln? Reicht sie mir die Schoppen?

/Joppi: Wir verstehen uns :) Dasselbe hinterhältige Gefühl erreicht mich auch immer nach dem neunten White Russian.

/Andie: Amen. F liegt starr unter einer gefühlten, 15 Meter dicken Eisschicht.

/Kopffuessler: Wenn wir zusammenlegen, gehört uns die Welt.

/Martha: Nach der Leere kommt eine neue Nacht.

/Lundi: Der Punkt des kollabierenden Universums hat am Ende die Größe einer Aspirin-Tablette. Man kann dann alles in Wasser auflösen und verschlucken.

/Eon: Wir werden nicht ruhen, bevor alle Akten geschlossen und vergraben sind.

/Mkh: Das lag mir auch auf der Zunge.

23.11.06  
Blogger Oles wirre Welt said...

@markus: Das meinte ich eigentlich damit auch. :)

24.11.06  
Anonymous Anonym said...

@MQ
Wenn's das noch nicht geben sollte, erhebe ich hiermit Patentanspruch. Ich dachte da an jemanden, der tgl. hier das Licht an- & ausmacht, mal über die Buchstaben staubt, evt. Fragen nach Verbleib des Hausherrn beantwortet, Ihre zahlreichen Postkarten an die Leserschaft in den Blog stellt pun pun pun, äh, und und und..

24.11.06  
Blogger mq said...

Ui. Die Urheberschaft der Idee zu diesem Beschäftigungsmodell sei Ihnen versichert - jedoch wäre ich kein guter Kunde für eine solche Firma, da ich mich hinlänglich unwichtig nehme.

25.11.06  

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