Das Lebenswerk des Varios Entonzes
Er hatte sein gesamtes Leben damit verbracht, das Bild zu malen. Bereits während seiner Kindheit entwickelte Varios Entonzes eine genaue Vorstellung davon, was auf dem Bild zu sehen sein sollte. Die Bewegungen des Jungen waren zu ungelenk, um seine Vorstellung mit Hilfe der Buntstifte auf das Papier zu übertragen. Daher befasste er sich bald mit dem Handwerk und den Techniken der bildenden Künste. An seinem zehnten Geburtstag bekam Varios eine Leinwand geschenkt, vor der er die meiste Zeit seines restlichen Lebens verbringen würde. Er studierte das Zeichnen und die Malerei, um seine erworbenen Kenntnisse und Fähigkeiten auf die Erschaffung des einen Bildes zu verwenden. Das Ergebnis sollte eine Abbildung von allem und eine Erklärung für alles sein. Das Bild sollte das Wesentliche der Welt darstellen.
Varios wusste, dass er für sein Vorhaben keine großen Flächen benötigte. Alles würde auf die kleine Leinwand passen, denn sogar in seinem Kopf fand es Platz. So malte er ohne Unterlass an dem Bild. Er ließ sich einen Pinsel fertigen, der aus einem einzigen Haar bestand. Das Haar war dünn wie eine Spinnwebe, und für jeden der Millionen Pinselstriche ließ sich Varios Entonzes viel Zeit. Sämtliche Stellen der Leinwand übermalte er immer wieder, bis er an seinem achtundachtzigsten Geburtstag mit dem Ergebnis zufrieden war. Endlich. Varios legte den Pinsel aus der Hand, verschränkte die Arme vor der Brust und betrachtete sein Lebenswerk aus einer angemessenen Distanz. Alles war perfekt.
Aber bald, nachdem er das Werk vollendet hatte, entwand sich ihm der Sinn seines Daseins. Eine grenzenlose Leere machte sich in seinem verbrauchten Leben breit. Hinzu kamen Zweifel, die mit jedem Mal wuchsen und unerbittlicher wurden, wenn er das Bild betrachtete. Er entdeckte kleine Fehler. Es wurden immer mehr Fehler, und die Fehler addierten sich zu einem einzigen großen Fehler. Sein Lebenswerk war am Ende nur ein Entwurf.
Nachdem Varios die Terpentinreste aus den alten Blechdosen im Zimmer verteilt hatte, warf er einen letzten, traurigen Blick auf das Bild. Dann entzündete er ein Streichholz und ließ es, nicht ohne dramatische Geste, fallen.
Das Feuer wollte jedoch auf dem dicken Wollteppich nicht anständig lodern, und der Schwelbrand konnte schnell gelöscht werden, nachdem aufmerksame Passanten die Feuerwehr verständigt hatten. Der Kunstmaler Varios Entonzes starb an einer Rauchvergiftung. Er hinterließ keine Angehörigen, daher beauftragte der Eigentümer der kleinen Dachwohnung eine Entrümpelungsfirma. Einem Mitarbeiter der Firma gefiel das Bild des Varios Entonzes. Der Rahmen war zwar ein einer Ecke leicht verkohlt, aber er nahm das Bild mit nach Hause und hängte es über das Sofa im Wohnzimmer.
Das Lebenswerk des Varios Entonzes zeigte einen röhrenden Hirsch.
Kurze Zeit, nachdem er das Bild aufgehängt hatte, begann der kleine Sohn des Möbelpackers, sich auffällig häufig mit seinen Buntstiften zu beschäftigen.
Varios wusste, dass er für sein Vorhaben keine großen Flächen benötigte. Alles würde auf die kleine Leinwand passen, denn sogar in seinem Kopf fand es Platz. So malte er ohne Unterlass an dem Bild. Er ließ sich einen Pinsel fertigen, der aus einem einzigen Haar bestand. Das Haar war dünn wie eine Spinnwebe, und für jeden der Millionen Pinselstriche ließ sich Varios Entonzes viel Zeit. Sämtliche Stellen der Leinwand übermalte er immer wieder, bis er an seinem achtundachtzigsten Geburtstag mit dem Ergebnis zufrieden war. Endlich. Varios legte den Pinsel aus der Hand, verschränkte die Arme vor der Brust und betrachtete sein Lebenswerk aus einer angemessenen Distanz. Alles war perfekt.
Aber bald, nachdem er das Werk vollendet hatte, entwand sich ihm der Sinn seines Daseins. Eine grenzenlose Leere machte sich in seinem verbrauchten Leben breit. Hinzu kamen Zweifel, die mit jedem Mal wuchsen und unerbittlicher wurden, wenn er das Bild betrachtete. Er entdeckte kleine Fehler. Es wurden immer mehr Fehler, und die Fehler addierten sich zu einem einzigen großen Fehler. Sein Lebenswerk war am Ende nur ein Entwurf.
Nachdem Varios die Terpentinreste aus den alten Blechdosen im Zimmer verteilt hatte, warf er einen letzten, traurigen Blick auf das Bild. Dann entzündete er ein Streichholz und ließ es, nicht ohne dramatische Geste, fallen.
Das Feuer wollte jedoch auf dem dicken Wollteppich nicht anständig lodern, und der Schwelbrand konnte schnell gelöscht werden, nachdem aufmerksame Passanten die Feuerwehr verständigt hatten. Der Kunstmaler Varios Entonzes starb an einer Rauchvergiftung. Er hinterließ keine Angehörigen, daher beauftragte der Eigentümer der kleinen Dachwohnung eine Entrümpelungsfirma. Einem Mitarbeiter der Firma gefiel das Bild des Varios Entonzes. Der Rahmen war zwar ein einer Ecke leicht verkohlt, aber er nahm das Bild mit nach Hause und hängte es über das Sofa im Wohnzimmer.
Das Lebenswerk des Varios Entonzes zeigte einen röhrenden Hirsch.
Kurze Zeit, nachdem er das Bild aufgehängt hatte, begann der kleine Sohn des Möbelpackers, sich auffällig häufig mit seinen Buntstiften zu beschäftigen.
5 Comments:
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Bei dir muss man echt schauen, dass man schnell genug mit dem Lesen hinterher kommt! ;-))
Intelligente Produktivität hat einen Namen: Quint!
Da kann ich mich nur Anschließen. Habe dank Blogpause ein wenig den Anschluss verloren. Ziemlich sehr.
Aber der ist gut. Das könnte man verfilmen. "The Deer", "The Deer 2", und "The Deer Returns" wären sicher passende Titel. :-)
So siehts aus. Meine Schreibblockade kränkelt noch was vor sich hin. Aber zum Glück gibts ja Blogs wie diese hier ^^
Herzlichen Dank allerseits. Ein guter Tag, um sich zu betrinken.
Ich denke, dass für einen Menschen, der sein ganzes Leben lang genau eine Idee verfolgt, VARIOS eine ziemlich gelungene Namenswahl ist.
...
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...und: Jeder Tag ist ein guter Tag um sich zu betrinken.
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