Montag, Oktober 02, 2006

Bound for the sea of live and Tod

Romanen gebe ich eine Chance von maximal fünf Seiten, um mich in die Handlung zu ziehen. Wenn es dem Autor in dieser Zeitspanne nicht gelingt, lese ich noch einige Abschnitte quer und lege das Buch dann meistens zur Seite. Die Lebenszeit ist sowieso zu limitiert, um sie mit der Lektüre von mittelmäßigen, epischen Texten zu verplempern. Daher lese ich auch meinen eigenen Kram kein weiteres Mal, nachdem ich einen Schlussstrich unter einen Text gezogen habe. Ich lese lieber die Tageszeitungen. Oder philosophische Texte. Oder im Großen Brehm. Oder Fachliteratur über Musik, Astronomie, Linguistik. Oder Wikipedia.

Es passiert sehr selten, dass ich einen gedruckten Text der epischen Gattung mehrfach lese. Noch seltener im Internet. Es gibt allerdings eine Ausnahme. Dieser Text einschließlich der dazu gehörenden Bilder und abschließenden Kommentare berührt mich sehr tief und stellt für mich eine existenzielle Metapher dar.

Der Text wurde von einem weit gereisten Seemann aus dem Allgäu verfasst. Ich habe ein Bookmark auf die Geschichte gesetzt und lese sie immer wieder, vor allem an Tagen wie heute, an denen mir der Regen die Seele durch den Gulli ins Schwarze Meer schwemmt.

Bound for Veracruz (1) zeigt auf eine nicht zu übertreffende, authentische Weise die Bandbreite des Lebens von Fröhlichkeit bis Trauer. Wer mehr über den Autor erfahren möchte, sollte das kürzlich in der taz erschienenes Feature Der Seeblogger lesen. Oder einfach alle anderen Texte in seinem Weblog Club der halbtoten Dichter. Es rentiert sich.

6 Comments:

Blogger der Nachbar said...

Danke für den Tipp, werde nun öfters mal im Club vorbeischaun. Die Sache mit der begrenzten Zeit und dem Lesen sehe ich auch so; es gibt allerdings viele Leute, die es nicht ertragen, ein Buch, wie schlecht auch immer, vorzeitig wieder ins Bücherregal zurück zu schieben. Mutet dann ein wenig zwanghaft an. Wir müssen nicht alles beenden und schon gar nicht alles wissen, Mut zur Lücke...ähmm...hüstel

3.10.06  
Anonymous Anonym said...

.
Manchmal gibt das Unvollendete mehr Impulse als das Vollendete...

Bound for Veracruz hinterlässt Eindrücke!

3.10.06  
Anonymous Anonym said...

Danke Markus. Daß gerade du das sagst, freut mich wirklich.

4.10.06  
Blogger MudShark said...

[zitat]
... und über Main, Rhein, Donau ins Schwarze Meer schwemmt
[/zitat]

[klugscheissermodus]
moin marq, gestern konnte ich es mir verkneifen, aber heute zwingt mich meine geographenseele zu diesem post. der main fliesst in den rhein und dieser in die nordsee. um von ffm ins schwarze meer zu gelangen musst du den main aufwärts schwimmen und durch den main-donau-kanal in die donau schleusen ...
[/klugscheissermodus]

5.10.06  
Blogger mq said...

[dämliche_Ausflucht]
Man wird (sich) doch mal als Seele in seiner Beklemmung verschwimmen dürfen. Wenn man den Irrtum in Mainz erst bemerkt, mag es sich um eine Verschwendung von Ressourcen auf dem Weg in den persönlichen Untergang handeln, aber zum Umkehren ist es nie zu spät. Hauptsache, man verliert die ewige Verdammnis als mustergültiges Ziel nicht aus den Augen.
[/dämliche_Ausflucht]

Danke für deine Aufmerksamkeit, Text ist korrigiert. Auf den guten Süßwasserhai ist Verlass! Ich nehme ab heute eine Abkürzung über die Schlammpfütze am äußeren Rand meiner Hirnrinde.

5.10.06  
Anonymous Anonym said...

Bei mir fließen alle Flüsse in ein schwarzes Meer.

1.12.06  

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