1987 (Teil 1/3)
Nach drei Wochen in glühenden Gewächshäusern, die einem zypriotischen Tomatenzüchter gehörten, bestiegen wir in Limassol eine Fähre nach Haifa. Der Zypriot hatte die Lust verloren, uns zu bezahlen, weil wir in der Dorfkneipe unangenehm aufgefallen waren. Es war Mitte Juli, wir hatten großen Durst.
Auf dem Deck des Schiffes erzählte ein Ire von den israelischen Kibbuzim und gab uns die Adresse eines Vermittlungsbüros in Tel Aviv.
Der zerbeulte Pritschenwagen sammelte uns an der Straße kurz hinter dem Hafen auf, wo wir unsere Handrücken sonnten. In Israel trampte man nicht mit dem Daumen, sondern bewegte die zur Straße zeigende Handfläche auf und ab. Zwei orthodoxe Juden mit langen Bärten und Schläfenlocken wurden zornig, weil der Fahrer sie nicht mitnehmen wollte. Durch die Staubwolke der durchdrehenden Reifen riefen sie uns Worte auf Hebräisch hinterher, die sehr unfreundlich klangen.
Erbarmungslos brannte die israelische Hitze auf die Ladefläche, und wir zogen unsere Schildmützen tief ins Gesicht. Der Beifahrer hatte das hintere Fenster geöffnet und stellte in gebrochenem Englisch die üblichen Fragen. Als er hörte, warum wir nach Tel Aviv trampten, lachte er und meinte, den Umweg könnten wir uns sparen. Die beiden waren Kibbuzniks und nahmen uns mit nach Maanit.
Maanit war eine grüne Insel inmitten des Staubs. Aber eigentlich war ganz Israel eine grüne Insel im Vergleich zu Syrien. Damals bewunderten wir die Tüchtigkeit der Israelis und verschwendeten keine Gedanken an die Quellen des Wassers und des Geldes, das für die Begrünung benötigt wurde.
Die beiden aus dem Pickup brachten uns zu R., die für die Einteilung ausländischer Hilfskräfte zuständig war. Sie wurde offiziell als Volunteers Leader bezeichnet. R. fragte, woher wir kamen, und als sie erfuhr, dass wir Deutsche waren, runzelte sie die Stirn. Sie sagte, wir seien die ersten Deutschen, die nach einem Job in Maanit fragten. Dieser Kibbuz war einer der ältesten in Israel. Es lebten dort viele Kibbuzniks, die den Holocaust überlebt hatten. Mein Gesinnungsgenosse A. und ich sahen uns an, erhoben uns von den Stühlen, die man uns angeboten hatte, und schulterten unsere Seesäcke.
R. meinte, wir sollten nichts überstürzen. Sie benötigte noch Arbeitskräfte für die Gärten, und sie wollte mit dem Verwaltungsrat des Kibbuz klären, ob sie uns einstellen durfte.
Wir setzten uns wieder und ließen uns vom Ventilator in R´s Büro hypnotisieren, bis sie nach einer Stunde zurückkam und mit einem Lächeln erklärte, dass wir zur Probe eingestellt seien.
--
Fortsetzung morgen
Auf dem Deck des Schiffes erzählte ein Ire von den israelischen Kibbuzim und gab uns die Adresse eines Vermittlungsbüros in Tel Aviv.
Der zerbeulte Pritschenwagen sammelte uns an der Straße kurz hinter dem Hafen auf, wo wir unsere Handrücken sonnten. In Israel trampte man nicht mit dem Daumen, sondern bewegte die zur Straße zeigende Handfläche auf und ab. Zwei orthodoxe Juden mit langen Bärten und Schläfenlocken wurden zornig, weil der Fahrer sie nicht mitnehmen wollte. Durch die Staubwolke der durchdrehenden Reifen riefen sie uns Worte auf Hebräisch hinterher, die sehr unfreundlich klangen.
Erbarmungslos brannte die israelische Hitze auf die Ladefläche, und wir zogen unsere Schildmützen tief ins Gesicht. Der Beifahrer hatte das hintere Fenster geöffnet und stellte in gebrochenem Englisch die üblichen Fragen. Als er hörte, warum wir nach Tel Aviv trampten, lachte er und meinte, den Umweg könnten wir uns sparen. Die beiden waren Kibbuzniks und nahmen uns mit nach Maanit.
Maanit war eine grüne Insel inmitten des Staubs. Aber eigentlich war ganz Israel eine grüne Insel im Vergleich zu Syrien. Damals bewunderten wir die Tüchtigkeit der Israelis und verschwendeten keine Gedanken an die Quellen des Wassers und des Geldes, das für die Begrünung benötigt wurde.
Die beiden aus dem Pickup brachten uns zu R., die für die Einteilung ausländischer Hilfskräfte zuständig war. Sie wurde offiziell als Volunteers Leader bezeichnet. R. fragte, woher wir kamen, und als sie erfuhr, dass wir Deutsche waren, runzelte sie die Stirn. Sie sagte, wir seien die ersten Deutschen, die nach einem Job in Maanit fragten. Dieser Kibbuz war einer der ältesten in Israel. Es lebten dort viele Kibbuzniks, die den Holocaust überlebt hatten. Mein Gesinnungsgenosse A. und ich sahen uns an, erhoben uns von den Stühlen, die man uns angeboten hatte, und schulterten unsere Seesäcke.
R. meinte, wir sollten nichts überstürzen. Sie benötigte noch Arbeitskräfte für die Gärten, und sie wollte mit dem Verwaltungsrat des Kibbuz klären, ob sie uns einstellen durfte.
Wir setzten uns wieder und ließen uns vom Ventilator in R´s Büro hypnotisieren, bis sie nach einer Stunde zurückkam und mit einem Lächeln erklärte, dass wir zur Probe eingestellt seien.
--
Fortsetzung morgen
7 Comments:
Fiktion oder tatsächlich erlebt oder beides?
Ich habe einen jungen Freund (Tobi), der arbeitet gerade in Israel an einem Bewässerungsprojekt.
Den 5. Absatz mußt du mir bitte später noch einmal erklären.
@bazi
einer der größten (vielleicht sogar der größte) konflikte im nahen osten ist der kampf (krieg) um das leben spendende wasser. in diesem sinn sind die golanhöhen ein teil der lebensversicherung israels. aber auch andere staaten mischen kräftig mit (z.B. staudammbauten in der türkei)
/Chris: 100% biografisch.
/Bazi: Der See Genezareth bezieht sein Wasser zum größten Teil aus den 1967 von Israel besetzten Golanhöhen. Die Besetzung ist einer der Gründe, warum die Friedensverhandlungen mit Syrien nicht fruchten.
(Das andere, natürliche Wasserreservat liegt unter dem Westjordanland, das ebenfalls 1967 besetzt wurde. Systematisch wurde damals palästinensischen Bevolkerungsteilen der Zugriff auf das Wasser entzogen.)
s.a.
weltpolitik.net
oder
AG Friedensforschung an der Uni Kassel
1987... Erstaunlich! Ich wüsste kaum noch, wie die Orte hießen, wo ich mich 1987 aufhielt. (Außer einer, der hieß Ano-Skotina und hat sich mir eingeprägt...)
Wir warten auf Teil 2!
Besten Dank für die Links zu diesen Artikel. Das Wasser-Problem war mir zwar bekannt, aber längst nicht in dieser detaillierten Form..
Ich werde mich mit Tobi über seine gegenwärtigen Erfahrungen austauschen, wenn wir uns wiedersehn.
Die momentane Lage/Stimmung aus der Sicht eines "Gastarbeiters" würde mich auch interessieren - die Idee eines Features/Interviews mit Tobi drüben im CdhD fände ich hochspannend ...
Kommentar veröffentlichen
<< Home