Sing uns ein Lied aus deiner Heimat
Was ist zu tun, wenn man im Verlauf eines geselligen Abends in einer irischen Kneipe, an einem Lagerfeuer in Ghana, oder in einer japanischen Karaoke-Bar dazu aufgefordert wird, ein deutsches Lied zu singen?
Am einfachsten ist die japanische Situation zu lösen. In fernöstlichen Karaoke-Kästen lungern manchmal Gassenklopper wie Da-da-da von Trio oder Ich weiß, es wird einmal ein Wunder geschehen, zur Not auch in der Version von Nina Hagen. Danach werden die Japaner kichern und den Gast aus Deutschland für noch exotischer halten. Aber erstens kommt Exotik in Japan gut an, und zweitens ist Deutschland dort tatsächlich exotisch.
Der Abend wäre gerettet.
Schwieriger wird es beim freihändigen Singen in Irland oder Ghana. Bisher habe ich mich in den gefürchteten Lagerfeuer-, oder Kneipensituationen an einem Gefäß mit dem jeweiligen alkoholischen Nationalgetränk festgehalten und Die Gedanken sind frei in die fröhliche Runde geschmettert. Aber der Text des Liedes deprimiert mich jedes Mal, denn wem nutzen freie Gedanken, wenn man sie nicht jederzeit und an jedem Ort der Welt frei äußern kann? In der dritten Strophe dieser Hymne der 48er Revolution kommt das Malheur deutlich zum Ausdruck. Außerdem - und dieser Punkt ist wesentlich entscheidender, weil den Text versteht sowieso keiner in den wilden Gegenden Ghanas oder Irlands - tritt aufgrund des verfänglichen A-Dur eine Schwermut ans akustische Licht, die im deutschen Liedgut verankert zu sein scheint. Man könnte es auch im unverfänglicheren C-Dur schmettern, aber das käme meiner Stimmlage nicht so beherzt entgegen.
Ich kenne deutlich mehr englische Texte von Interpreten unterschiedlichster Couleur auswendig, als deutsche Lieder. Leider nur halbverblasste Erinnerungen an die deutsche Hitparade mit Dieter Thomas Heck bieten ebenso wenig Inspirationshilfe, wie Modetrends, angefangen bei der NDW, bis hin zu Hamburger und sonstigen Schulschwänzereien.
Bei der nächsten zwingenden Gelegenheit in der Fremde werde ich vielleicht den Mackie Messer darbieten. Oder vielleicht sogar die Arie des Vogelfängers aus der Zauberflöte. Eine witzige Vorstellung, irgendwo im Herzen Afrikas.
Am einfachsten ist die japanische Situation zu lösen. In fernöstlichen Karaoke-Kästen lungern manchmal Gassenklopper wie Da-da-da von Trio oder Ich weiß, es wird einmal ein Wunder geschehen, zur Not auch in der Version von Nina Hagen. Danach werden die Japaner kichern und den Gast aus Deutschland für noch exotischer halten. Aber erstens kommt Exotik in Japan gut an, und zweitens ist Deutschland dort tatsächlich exotisch.
Der Abend wäre gerettet.
Schwieriger wird es beim freihändigen Singen in Irland oder Ghana. Bisher habe ich mich in den gefürchteten Lagerfeuer-, oder Kneipensituationen an einem Gefäß mit dem jeweiligen alkoholischen Nationalgetränk festgehalten und Die Gedanken sind frei in die fröhliche Runde geschmettert. Aber der Text des Liedes deprimiert mich jedes Mal, denn wem nutzen freie Gedanken, wenn man sie nicht jederzeit und an jedem Ort der Welt frei äußern kann? In der dritten Strophe dieser Hymne der 48er Revolution kommt das Malheur deutlich zum Ausdruck. Außerdem - und dieser Punkt ist wesentlich entscheidender, weil den Text versteht sowieso keiner in den wilden Gegenden Ghanas oder Irlands - tritt aufgrund des verfänglichen A-Dur eine Schwermut ans akustische Licht, die im deutschen Liedgut verankert zu sein scheint. Man könnte es auch im unverfänglicheren C-Dur schmettern, aber das käme meiner Stimmlage nicht so beherzt entgegen.
Ich kenne deutlich mehr englische Texte von Interpreten unterschiedlichster Couleur auswendig, als deutsche Lieder. Leider nur halbverblasste Erinnerungen an die deutsche Hitparade mit Dieter Thomas Heck bieten ebenso wenig Inspirationshilfe, wie Modetrends, angefangen bei der NDW, bis hin zu Hamburger und sonstigen Schulschwänzereien.
Bei der nächsten zwingenden Gelegenheit in der Fremde werde ich vielleicht den Mackie Messer darbieten. Oder vielleicht sogar die Arie des Vogelfängers aus der Zauberflöte. Eine witzige Vorstellung, irgendwo im Herzen Afrikas.
21 Comments:
Für mich kämen da eher "Als Büblein klein an der Mutterbrust" oder "Auch ich war ein Jüngling mit lockigem Haar" in Frage.
Lustige Weiber und Büblein kommen vermutlich überall gut an, den Hrn. Lortzing habe ich noch nicht verhört.
Also bei den Iren geht das schlecht wegen derer ureigenen Melancholie. Aber im tiefen afrikanischen Busch könnte ich mir es lustig vorstellen, ein paar Micky-Krause-Schinkenstraßen-Hits zu gröhlen. "Ich will zehn nackte Frisösen mit richtig feuchten Haaren" oder so was. Das sorgt doch für Stimmung im Kral!
Säße ich im Herzen Afrikas (in Ghana!) am Lagerfeuer, dann sicherlich nicht allein, sondern mit mindestens einer liebreizenden Frau, der ich ihren Wunsch selbstverständlich nicht abschlagen dürfte. So würde ich dann vielleicht (natürlich nur bei entsprechenden sympathiebekundenden Vorzeichen) ein typisches teutsches Kinderlied anstimmen: "Guten Abend, gute Nacht, mit Rosen bedacht, mit Näglein bedeckt, schlupf unter die Deck..." nix verwerfliches dabei denkend...Wenn sie mich dann fragt, was das heißt und warum ich gerade das gesungen habe, würde ich eventuell auf Freud zu sprechen kommen und dann könnte es richtig nett werden...na ja, nur mal so gesponnen...
/DGT Steini: Die Frage ist dann nur, ob man am nächsten Morgen noch ohne Identitätsverlust in den Spiegel schauen kann ... Bullshit, scheiss auf die Identität. Und meistens hängen da sowieso keine Spiegel rum.
/Chris: Da könnte man glatt noch ein Ave Maria draufsetzen. Auf die Nummer mit Freud würde ich in diesem Fall allerdings verzichten, ehrlich gesagt.
Na wenn schon 'nen scheiß auf die Identität dann sing das nächste mal was von Wolle Petri. HölleHölleHölle oder so. Dann hat sich das mit der Selbstachtung eh erstmal erledigt ^^
Also immer wieder angebracht finde ich Wir lagen vor Madagaskar, zwar weder in Ghana noch in Irland geographisch sinnvoll, aber trotzdem sehr nett. Ansonsten bringt man den Gastgebern bei, Froh zu sein bedarf es wenig im Kanon zu singen, das kommt bestimmt gut an und der Text ist auch eher unverfänglich.
hm.
"ein hund kam in die küche"
gerne auch mit 315695 improvisierten strophen.
@markus: ok, die Nummer mit Freud könnte nach hinten losgehen...
Mir fallen normalerweise ja auch eher Sachen ein, die man nicht singen sollte.
In Irland gehört unter anderem das ansonsten gern gesungene "XY, wir danken Dir für diese Runde hier" dazu.
Kurz nach dem Anstimmen in einem Pub im Norden Irlands wurde uns aufgrund des drohenden Verstummens der offensichtlich katholischen und republiknahen übrigen Pubbesucher klar, dass dieses Lied keine so gute Idee war, um deutsches Sangesgut vorzustellen.
"Wenn die bunten Fahnen wehen" ist da schon eindeutig besser, drückt es doch auch die typisch deutsche Überzeugung aus, dass es anderswo immer schöner ist. Sowas kann man auch dem Ghanesen vermitteln.
Ansonsten empfehle ich das Liedgut aus dem ersten Drittel des letzten Jahrhunderts - "Ein Freund, ein guter Freund" lässt sich sehr schön schmettern und "Mein kleiner grüner Kaktus" zeigt, dass auch Deutsche Humor haben können.
Wenn man gerade zwei Mitsänger zur Hand hat, gehen auch "Hohe Tannen", "Kein schöner Land" und "Maria durch ein Dornwald ging".
Aber dreistimmig ist dabei Pflicht.
Zum Thema des Tages "Der politisch inkorrekte Beitrag" möche ich die Volksweise "Zehn kleine Negerlein" zur Darbietung in Ghana vorschlagen.
/Martha: Unglaublich, in welche höllischen Tiefen man hier geschickt wird.
/Mlle Händel: Chorale Interaktion ist prima für die Völkerverständigung, und der Text ist absolut p.c. Die Seefahrer-Schote könnte man textlich in Wir lagen vor Sekondi abwandeln, falls man in Ghana gestrandet ist.
/Mudshark: Spätestens bei der 315694en improvisierten Strophe werden alle begeistert mitgröhlen. Oder friedlich schnarchen.
/Chris: Man könnte das Thema allerdings mit dem Lied verbinden - Ein Freud kam in die Küche ...
/Falcon: In Nordirland sollte man hinsichtlich aller Songtexte das Risiko einer Darbietung im Vorfeld genau abwägen, unter gewissen alkoholischen Voraussetzungen könnte dort auch Hänschen klein verfänglich sein. Auf Oh du schöner Westerwald ist weltweit zu verzichten. Ein Freund, ein guter Freund hingegen halte ich für einen brandheißen Tipp.
Meine Kenntnis an deutschen Liedern ist ziemlich beschränkt. Am besten noch bei Weihnachtsliedern - und man muss ja nicht verraten dass es um Weihnachten geht... Geignetes klassisches deutsches Liedgut wären dann noch die Ärzte mit "zu spät" und ähnlichem.
Und der "König von Deutschland" sollte eigentlich Pflichtprogramm sein für diese Fälle!
Könnte in bestimmten ländlichen afrikanischen Gebieten vielleichtt sogar dazu führen, dass man als deutscher Stammeskönig verehrt wird!
/Andie: Ich würde jedenfalls keine Mohrenköpfe als Gastgeschenk mitbringen, sondern höchstens Schokoküsse verteilen.
/Lundi: Im semi-christianisierten Afrika dürfte die Melodie Stille Nacht bekannt sein, aber vielleicht funktioniert es mit Ihr Kinderlein kommet ...
/Mkh: Am 20. August jährte sich sein Todestag zum zehnten Mal. Die Zeit ist ein Eilzug.
Rio lebt.
Im Herzen Afrikas würde sich "Ein bisschen Spaß muss sein" anbieten. Für authentische Optik mit Schuhcreme nachhelfen.
/Mkh: Sao Paulo pulsiert.
/Simplex: Das ließe sich gut mit einer selbstgemachten Polonaise kombinieren. (Obwohl die wegen den rohen Eiern in der Hitze schnell einen Stich kriegt.)
@Simplex
Roberto Blanco, genau, das ist es!!!
Ich bin mir immer noch nicht sicher, ob Roberto Blanco wirklich echt ist. Der bedient so perfekt das Bild vom immer fröhlichen singenden Neger, dass ich vermute, dass es sich dabei um den geschminkten Tony Marschall handelt.
Hat irgend jemand schon einmal beide gleichzeitig auf einem Bild gesehen?
Roberto Blanco ist ein Android. Soviel steht fest. Es wäre denkbar, dass derselbe Android auch Tony Marshall darstellt.
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