Haltestelle Kopfbahnhof
Escher starrte auf die Spiegelungen grauer Gesichter im Glas. Betäubt von der morgendlichen Gleichförmigkeit saß er neben einem Ohrstöpselmenschen. Aus dem Kopf des Nachbarn knisterten rhythmische Geräusche.
Mit der Trägheit einer satten Made kroch der Zug durch die Eingeweide der Stadt. Hinter der Finsternis zogen Kabelstränge vorbei, wie Adern verliefen sie entlang der Schachtwand und versorgten die Organe aus Stahlbeton mit Energie. Quer über die Scheibe hatte jemand молоко geritzt. Eine Frau, die Escher gegenüber saß, sonnte sich in der milchigen Beleuchtung. Obwohl sie sich für einen hohen Neonlichtschutzfaktor entschieden hatte, erinnerten die Falten in ihrem Gesicht an verbrannte Landschaften.
Escher schloss die Augen für einen Kurzurlaub in seinem Kopf. Dieses Vergnügen war günstig und bedurfte keiner intensiven Planung. Er nahm sich vor, in einem Zug mit weich gepolsterten Gedanken erster Klasse zu verreisen. Nach einer Fernreise stand ihm nicht der Sinn, daher hatte Escher sich gegen einen Flug entschieden. Um die richtige Haltestelle nicht zu verpassen, wollte er rechtzeitig aus seinen Urlaub zurück sein.
Die Wartehalle des Kopfbahnhofs war menschenleer, am Zeitungsstand bellte ein angeleinter Hund. Auf der Anzeigetafel stand молоко. Ohne einen Blick auf den Fahrplan bestieg Escher den einzigen Zug inmitten einer verwirrenden Anzahl von Gleisen. Er wählte den Platz gegenüber einer Frau, deren Gesicht an verbrannte Landschaften erinnerte.
Langsam setzte sich der Zug in Bewegung. Schon bald, nachdem der Schaffner ihm eine Fahrkarte ohne Zieleintrag ausgestellt hatte, wurde Escher vom monotonen Schaukeln der Fahrt müde. Verschwommen nahm er die graue Spiegelung seines Gesichts im Fenster wahr. Er schloss die Augen.
Tief in den Windungen seines Unterbewusstseins fuhr der Zug durch einen langen Tunnel. Am Ende des Tunnels beschloss Escher, die Rückreise anzutreten. Er öffnete die Augen.
Als er benommen aus dem Fenster schaute, stellte Escher fest, dass sich der Zug inzwischen durch eine Dämmerung aus schmutzigem Blau bewegte. Die Landschaft war Escher fremd. Für einen Moment überlegte er, wie es wohl wäre, einfach bis zur Endhaltestelle sitzen zu bleiben. Würde man wieder im Kopfbahnhof ankommen? Aber dann bemerkte Escher die knisternden Geräusche und beschloss, an der nächsten Haltestelle auszusteigen. Dort könnte er auf den Zug in die entgegengesetzte Richtung warten. Oder noch einmal die Augen öffnen.
Mit der Trägheit einer satten Made kroch der Zug durch die Eingeweide der Stadt. Hinter der Finsternis zogen Kabelstränge vorbei, wie Adern verliefen sie entlang der Schachtwand und versorgten die Organe aus Stahlbeton mit Energie. Quer über die Scheibe hatte jemand молоко geritzt. Eine Frau, die Escher gegenüber saß, sonnte sich in der milchigen Beleuchtung. Obwohl sie sich für einen hohen Neonlichtschutzfaktor entschieden hatte, erinnerten die Falten in ihrem Gesicht an verbrannte Landschaften.
Escher schloss die Augen für einen Kurzurlaub in seinem Kopf. Dieses Vergnügen war günstig und bedurfte keiner intensiven Planung. Er nahm sich vor, in einem Zug mit weich gepolsterten Gedanken erster Klasse zu verreisen. Nach einer Fernreise stand ihm nicht der Sinn, daher hatte Escher sich gegen einen Flug entschieden. Um die richtige Haltestelle nicht zu verpassen, wollte er rechtzeitig aus seinen Urlaub zurück sein.
Die Wartehalle des Kopfbahnhofs war menschenleer, am Zeitungsstand bellte ein angeleinter Hund. Auf der Anzeigetafel stand молоко. Ohne einen Blick auf den Fahrplan bestieg Escher den einzigen Zug inmitten einer verwirrenden Anzahl von Gleisen. Er wählte den Platz gegenüber einer Frau, deren Gesicht an verbrannte Landschaften erinnerte.
Langsam setzte sich der Zug in Bewegung. Schon bald, nachdem der Schaffner ihm eine Fahrkarte ohne Zieleintrag ausgestellt hatte, wurde Escher vom monotonen Schaukeln der Fahrt müde. Verschwommen nahm er die graue Spiegelung seines Gesichts im Fenster wahr. Er schloss die Augen.
Tief in den Windungen seines Unterbewusstseins fuhr der Zug durch einen langen Tunnel. Am Ende des Tunnels beschloss Escher, die Rückreise anzutreten. Er öffnete die Augen.
Als er benommen aus dem Fenster schaute, stellte Escher fest, dass sich der Zug inzwischen durch eine Dämmerung aus schmutzigem Blau bewegte. Die Landschaft war Escher fremd. Für einen Moment überlegte er, wie es wohl wäre, einfach bis zur Endhaltestelle sitzen zu bleiben. Würde man wieder im Kopfbahnhof ankommen? Aber dann bemerkte Escher die knisternden Geräusche und beschloss, an der nächsten Haltestelle auszusteigen. Dort könnte er auf den Zug in die entgegengesetzte Richtung warten. Oder noch einmal die Augen öffnen.
Labels: Escher
6 Comments:
Wahrscheinlich hatte Escher zuviel Nastojka Klukwennaja getrunken.
Das Zeug sieht so aus. Schmeckt vielleicht etwas süß.
Ach, passiert mir auch öfter. Und ich muss noch nicht einmal die Augen dazu schließen.
(Wobei ich die ganze Zeit an dem Punkt hänge, wann und ob und überhaupt Escher die Augen offen hat; aber das ist wahrscheinlich Absicht?)
wie oft könnte escher seine augen schliessen und eine neue referenz auf diesen traum anlegen bevor seine hirnwindungen melden: ausnahmezustand - maximale schachtelungstiefe erreicht. hat das gleissystem seines kopfbahnhofs absturzsichere bearbeitungsroutinen für einen solchen ausnahmezustand?
ich glauba ja, escher hatte als kind die milch mit der молоко плус verwechselt.
/Elder Blogman: Könnte sein. Die Brühe sieht aus wie Schmieröl für die Scharniere an der Pforte zur Hölle.
/Frau H.: Sie haben bestimmt keine Sehschwäche auf dem inneren Auge.
/MudShark: Gelegentlich ist ein Bluescreen im mentalen Betriebssystem dem Drehwurm in einer While-Schleife vorzuziehen. Reboot funktioniert meistens, allerdings nur unter Verlust nicht gespeicherter Daten.
/Eon: Er wurde von einer Wodka-Wölfin gesäugt.
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