Denkmal für die Namenlosen
Es wird Zeit, dass man jenem Mensch ein Denkmal setzt. Außer den wenigen Personen in seinem Umfeld hat ihn niemand gekannt. Und es ist lange her, dass man den Letzten, der sich an seinen Namen erinnert hätte, zu Grabe trug.
Vielleicht war jener Mensch ein Erfinder. Oder ein Künstler, Musiker oder Schriftsteller. Jedenfalls gab es eine Beschäftigung, der er sich mit einem außergewöhnlichen Talent und grenzenloser Leidenschaft widmete. Aber keiner hat jemals davon erfahren, denn er schuf sein Werk im Verborgenen.
Unauffällig verdiente er seinen Lebensunterhalt. Vielleicht war jener Mensch ein Handwerker. Oder ein Matrose, Hilfsarbeiter oder Lehrer. Die Zeit, die ihm außerhalb der Arbeit blieb, widmete er keinen alltäglichen Beschäftigungen, sondern der Erweiterung seines Werks. Vielleicht musste, konnte, oder wollte er keinem Gelderwerb nachgehen und beschäftigte sich ausschließlich mit seiner inneren Berufung.
Vielleicht starb jener Mensch in einem Krieg. Oder bei einem Unfall, an den Folgen einer Krankheit oder am Hunger.
Am Ende hatte er etwas Großes geschaffen, aber was mit seinem Nachlass geschehen sollte, hat ihn nie gekümmert. Sein Lebenswerk ging für alle Zeiten verloren. Vielleicht verbrannte es. Oder es versank auf dem Grund eines Meeres, einer Müllkippe oder unter Trümmern.
Er war nicht der einzige Mensch mit einem bedeutenden Werk, das unbekannt bleiben sollte. Es gab Zahllose von ihnen, und mit ihrem Verschwinden gingen auch ihre Namen und die Inhalte ihrer Leben verloren.
Vielleicht war jener Mensch ein Erfinder. Oder ein Künstler, Musiker oder Schriftsteller. Jedenfalls gab es eine Beschäftigung, der er sich mit einem außergewöhnlichen Talent und grenzenloser Leidenschaft widmete. Aber keiner hat jemals davon erfahren, denn er schuf sein Werk im Verborgenen.
Unauffällig verdiente er seinen Lebensunterhalt. Vielleicht war jener Mensch ein Handwerker. Oder ein Matrose, Hilfsarbeiter oder Lehrer. Die Zeit, die ihm außerhalb der Arbeit blieb, widmete er keinen alltäglichen Beschäftigungen, sondern der Erweiterung seines Werks. Vielleicht musste, konnte, oder wollte er keinem Gelderwerb nachgehen und beschäftigte sich ausschließlich mit seiner inneren Berufung.
Vielleicht starb jener Mensch in einem Krieg. Oder bei einem Unfall, an den Folgen einer Krankheit oder am Hunger.
Am Ende hatte er etwas Großes geschaffen, aber was mit seinem Nachlass geschehen sollte, hat ihn nie gekümmert. Sein Lebenswerk ging für alle Zeiten verloren. Vielleicht verbrannte es. Oder es versank auf dem Grund eines Meeres, einer Müllkippe oder unter Trümmern.
Er war nicht der einzige Mensch mit einem bedeutenden Werk, das unbekannt bleiben sollte. Es gab Zahllose von ihnen, und mit ihrem Verschwinden gingen auch ihre Namen und die Inhalte ihrer Leben verloren.
13 Comments:
irgendwie kommt mir diese thematik sehr bekannt vor. nicht aus meinem leben, denn ich bin ja reich, berühmt und sexy. jeder kennt meine werke. nein, eher aus einem anderen gedankenfaden deiner geschichten. escher - die buddelschiffflotte 12/2006 ...
n'est pas?
Denkmäler? Sehr suspekt. Und jetzt stellen Sie sich doch bitte 'mal vor, wie voll die Welt dann wäre, hmmm? Auf so eine Idee kann auch nur ein Mensch kommen....
Immerhin trägt er wie jeder Bekannte oder Unbekannte, Genannte oder Ungenannte, Erkannte oder Unerkannte, Vergessene oder Unvergessene zum Kreislauf der Natur bei durch Kompostierung im Falle von Land- oder Seebestattung. Kremation erscheint in diesem Zusammenhang final egoistisch. Neben dem hohen Energieverbrauch und Schadstoffausstoss verbleibt nichts als Asche - schwermetallverschmutzter Sondermüll durch das Quecksilber der Plomben und die Batterien des Herzschrittmachers. Vielleicht wurde er auch eingegossen in Pompeji, damals in 79. Oder in Epoxid-Harz durch den Professor mit Hut. Oder er verdampfte gar in Hiroshima?
selbst wenn...
doof ist ja die seltsame angewohnheit, dass man erst dann mal denkt und ein denkmal dem zu gedenkenden errichtet, wenn er längst den löffel abgegeben hat.
Danke für diese trostreichen Zeilen. Und für die neue Beschallung.
Gemaltes Denken stelle ich mir übrigens sehr abstrakt vor mit einer Vielzahl von Deutungsmöglichkeiten.
"das ist ein lied für all die vergessenen, die niemals im rampenlicht stehen. für alle die die nie drauf versessen sind, die ganz großen räder zu drehen."
pur (frei zitiert). hat meine mama immer gehört (ausrede) :)
wunderbar dieser reichtum im überallumunsherum. potentiell in jedem, unfassbar, unberechenbar und verschwenderisch.
/Mudshark: Die Thematik ist mit jener tatsächlich verwandt, wobei Escher sein Werk bereits zu Lebzeiten vernichtete, "während er dem Behälter seiner Hoffnung auf etwas Bleibendes hinterher sah."
/Frau H.: Ich bin ein großer Liebhaber von Denkmälern, geradezu ein Denkmaltourist. Allerdings ohne jeden Fanatismus inspiziere ich jedes Denkmal, in dessen Nähe ich mich befinde. Manchmal ist der beste Moment im Lebenszyklus eines Denkmals, wenn es eingerissen wird.
(Und außerdem möchte ich Sie zwar keiner Illusion berauben, aber ich bin tatsächlich ein Mensch.)
/Andie: Die Natur thront sowieso gelassen über jedem Dünkel. Jedoch rückt die Vergänglichkeit des Fleisches in den Hintergrund, wenn es um den Verlust wertvoller Ideen geht. Hätte dein Onkel bereits im Krieg sein Leben verloren, würde ich nichts von den bewegenden Bildern und Texten zu sehen bekommen, die du derzeit bei dir drüben austellst. Für mich wäre dies ein Verlust, wenn auch ein unbewusster.
Mit Tamis geht es mir genauso, und ich erinnere mich genau an die Situation vor seinem Haus, damals in Amsterdam. Aber sein Werk kann noch in einigen Köpfen weiterleben.
Frech'n'Nett: Es ist ein merkwürdiges Phänomen, dass die Werke mancher Toten in Achtung und Wert steigen. Das mag an der Unwiderrufbarkeit des letzten Abschieds liegen.
/Opa: Malen nach Zahlen käme für mich nur in Frage mit einem Gemälde von Jackson Pollock. (Oder mit den Mustern auf meiner Raufasertapete.)
/Stard: Alles andere - aber ein Denkmal für Pur hätte ich an dieser Stelle gewiss nicht erwartet.
/Kopffuessler: Exakt mit dieser Vorstellung bin ich durch den Tag gegangen, an dem der Text entstand.
Denkmal-Inflation hatten wir schon lange nicht mehr. Allein schon generell und vom Ansatz her eine erfrischende Idee.
das ist das schlimme mit (m)einem hirn, es assoziiert freudig vor sich hin und manchmal kommt der pure wahnsinn bei raus :/ freut mich aber sie überrascht zu haben ;)
Der Unbekannte wird es Ihnen danken, Herr Quint. Er würde, wenn er es könnte.
Ich für meinen Teil bevorzuge es, zum Denkmal meiner selbst zu werden. :-)
Namenlos...Traum und Verzweifelung zugleich... Nicht angesprochen werden, nicht ausgesprochen haben... Woher kommen nur all diese Namen und wie wird man sie wieder los?....
/Ole: Auch Ideen-Inflation ist ein willkommenes Phänomen.
/Stard: Nein, schlimm wäre es, wenn es nicht so wäre :)
/Scheibster: Geht mir genauso. Sich selbst kann man am schnellsten wieder vom Sockel schubsen.
/Danielsubreal: Die Versenkung ist ein namenloser Ort.
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