Montag, April 02, 2007

Frischer Eisbär von vorgestern

Diese Eisbären stellten sich mir nicht namentlich vor, aber vermutlich hieß keiner von beiden Knut. Ich filmte die beiden 1991 im Karlsruher Zoo, und sie schienen sich aufrichtig für meine Super-8 Kamera (Bauer C Royal) zu interessieren.



Das mickrige Betonbecken, in das man sie damals eingekerkert hatte, bot einen deprimierenden Anblick. Seit 2000 gibt es laut den Betreibern des Karlsruher Zoos eine "Nachbildung ihres Arktis- und Tundra-Lebensraumes in drei Gehegeabschnitten für Eisbären-Mütter mit Kindern und für erwachsene Tiere." Bestimmt ist dieses Gehege eine große Attraktion für Zoobesucher.

Falls man selbst kein Eisbär ist, sollte man sich nicht anmaßen, ein Urteil darüber zu fällen, welche Lebensräume von Eisbären bevorzugt werden. Die Behauptung, dass sich die Ausstellungsstücke möglicherweise in den Weiten nordischer Eisregionen wohler fühlen könnten, als im sonnigen Baden-Württemberg, könnte als verstiegen romantisch eingeordnet werden. Vielleicht würden sich diese Tiere sogar im Death Valley wohl fühlen. Soweit bekannt, kam jedoch noch kein am Nordpol ansässiger Polarbär aus eigenem Antrieb auf die Idee, das Ränzlein zu schnüren und in Richtung Baden-Württemberg oder Mojave-Wüste aufzubrechen.

13 Comments:

Blogger frech'n'nett said...

getroffen!
sehr gut!

2.4.07  
Anonymous Anonym said...

Bärig - sogar als Stummfilm.

2.4.07  
Blogger Scheibster said...

Ja, die armen Schweine. Dabei sind es doch Bären...

2.4.07  
Anonymous Anonym said...

Verrate mir doch bitte, bitte, wie man Super8-Spulen bei Youtube hochlädt... ;-)

2.4.07  
Blogger mq said...

Vom Hochladen der Spulen war keine Rede.

2.4.07  
Blogger Tillmister said...

Karlsruhe - Stuttgarter Zeitung online vom 23.10.2000

¯¯¯¯¯¯¯¯¯

Gegen die Haltung und Zucht von Eisbären in Zoos machen Tierschützer erneut Front. Auch ein noch so echt scheinendes Gehege könne nicht darüber hinwegtäuschen: "Panzerglas und Beton ersetzen keine Polarlandschaft", kritisierte der Landestierschutzverband Baden-Württemberg in Karlsruhe. In den Zoos vegetierten Tiere im Stumpfsinn vor sich hin, "Lichtjahre von ihrem artgewollten Leben entfernt". Der Verband reagierte damit auf die Eröffnung des größten deutschen Eisbärengeheges vor einer Woche in Karlsruhe. Die ersten Bewohner sind die Eisbärendamen "Mien" und "Katrien". Die beiden kamen als Ersatz für die im Nürnberger Zoo vor einem halben Jahr getöteten Karlsruher Bären. Am 30. März waren die vier Karlsruher Bären in Nürnberg erschossen worden, nachdem ein Unbekannter die Schlösser des Geheges aufgebrochen hatte. Die frei umher laufenden Bären konnten nicht betäubt werden.

3.4.07  
Blogger mq said...

Danke, Tillmister, für die Aufklärung über den traurigen Verbleib meiner Super-8-Stars.

3.4.07  
Blogger Oles wirre Welt said...

Jedes Mal, wenn ich in einen Zoo gehe - es ist zuletzt im vergangenen Herbst gewesen, davor sicherlich zehn Jahre nicht - verdicken sich die Mandeln im Hals ein wenig zum Kloß. Wenn ich asiatische Marder sehe, die in winzigen Käfigen hospitalistisch stundenlang in Hochgeschwindigkeit nach links rennen, gegens Gitter tappen, nach rechts rennen, gegens Gitter tappen, nach links rennen, gegens Gitter tappen, nach rechts rennen, gegens Gitter tappen, nach links rennen, gegens Gitter tappen, nach rechts rennen, gegens Gitter tappen, wenn ich Geier ihre zerrupften Hälse hängen lassen sehe, Delfine, die in gechlorten Becken missmutig ihre Tricks zeigen, dann ist die Freude über vergnügt dreinblickende Erdschweine, die in Hügeln buddeln und quietschfidel wuselnde Erdmännchen schon klar getrübt. Ich mag Zoos nicht sonderlich, auch wenn sie für den Artenschutz vielleicht sogar hilfreich sind. Was ich hingegen seit Jahren liebe, ist dieser ganz besondere, oscargekrönte Zoo-Streifen.

3.4.07  
Anonymous Anonym said...

Ich versuche immer mit geschlossenen Augen bis zum Prairiehund-Hügel zu kommen...

3.4.07  
Anonymous Anonym said...

Als ich vor zwei Jahren das erste und letzte Mal in Schönbrunn (das ist der Wiener Zoo) war, hab ich mir die Tränen verbeißen müssen und den Glauben an meine degenerierte Spezies verloren. Vor allem wegen der miesen Leute, die es ihrer nichtswissenden Brut nicht untersagten, mit kleinen Terrorhändchen an Glasscheiben zu hämmern oder auf der falschen Seite der Gitterstäbe so laut zu kreischen, daß die Kreaturen auf der anderen Seite ebenfalls kreischend in Hysterie ausbrachen, worauf die blöden Bälger wiehernd lachten und ihre Erzeuger sie gelangweilt zum nächsten Terrorschauplatz zerrten. So ein Zoo ist scheiße, und zwar wegen der letztrangigen, rohen Gaffer, die da hinpilgern und keine, absolut keine Ahnung davon haben, was Respekt bedeutet. Und, das ist das Dilemma, mit ihren Eintrittsgeldern doch einen gewissen Teil dieser Form der Artenerhaltung finanzieren.

Laßt sie besser aussterben, wenn es in euren Augen anders nicht mehr geht.
Es ist so würdelos.

Ach, und a probos Eisbär:
http://tinyurl.com/2sjb9f

Und Rilkes Panther erspare ich mir an dieser Stelle. Es ist so traurig.

4.4.07  
Blogger mq said...

/Ole: Auch ich bemühe mich, das Thema nicht einseitig zu sehen, es gibt z.B. einige Beispiele für erfolgreiche Auswilderungsversuche im Sinne des Artenschutzes. Beim Anblick eines Löwen oder Gorillas hinter einer Glasscheibe will jedoch auch mein Kloß im Hals nicht schrumpfen.
Creature Comforts ist dufte, meine Favoriten sind die beiden Ratten Sid und Nancy.

/Eon: Hoffentlich landest du nicht irgendwann versehentlich im Vogel-Strauß Gehege :)

/dieJulia: Dabei benötigt man nicht zwingend Großkatzen oder Eisbären, um Kindern eine Freude zu machen. Domestizierte Tiere wie Kühe, Esel oder Pferde sind für die meisten Kinder ein ebenso faszinierender Anblick.

Dein Foto zeigt die Situation sehr treffend, vor allem der hohe Betonanteil ist bezeichnend ... Merci für die bildliche Ergänzung.

4.4.07  
Anonymous Anonym said...

Da war ich auch schon. Wir haben uns prima verstanden (für eine Weile). Mussten uns ja auch nicht ansehen. Die Geräusche waren mir aber irgendwann zu dumpf.

4.4.07  
Blogger mq said...

Ich empfinde es auch immer als sehr unangenehm, sich hinterher den Dreck aus den Ohren zu puhlen.

4.4.07  

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