Mittwoch, Februar 21, 2007

Jenseits von Licht und Dunkelheit

Was sehen Gespenster, wenn sie Gespenster sehen? Und wovor fürchten sich Gespenster? Wir sollten uns mit dem Gedanken anfreunden, dass unser Dasein nur eine kurze Atempause vor einem schlimmeren Zustand sein könnte.



Auf deiner letzten Forschungsreise findest du es heraus. Vor allen anderen, denn diese Expedition trittst du allein an. Deine Ausrüstung lässt du zurück, alle Werkzeuge deines Bewusstseins verlierst du unterwegs. Dein Verstand verlässt dich zuerst. Mit den Sinnen verschwinden die Gefühle, zuletzt geht der Schmerz.

Du bildest dir ein, dass du die Erinnerung an die Angst verloren hast, weil Milliarden Menschen diesen Weg vor dir gegangen sind. Aber die Unsicherheit nimmt ihre kalte Hand nicht von deiner Schulter, denn keiner von jenen, die das Ziel erreicht haben, konnte von dort berichten.

12 Comments:

Blogger MudShark said...

das einzige gespenst vor dem wir uns fürchten (müssen?) ist die unsicherheit, n'est pas?

21.2.07  
Blogger DanielSubreal said...

Wieso gibt es eigentlich ein "dort" wenn von "dort" noch nieman berichten konnte?

...von der Ewigkeit hingegen kann man viel erzählen... ich z.B. bin schon da solange ich zurückdenken kann...

21.2.07  
Blogger DanielSubreal said...

...aber vielleicht sollte man seinen Todespazifismus doch an den Nagel hängen... Höllenvisionen sind doch eigentlich durch die Reihe weg spannende Geschichten...

21.2.07  
Blogger mq said...

/Mudshark: Oui. C´est possible. Aber ich glaube, sie ist eines von den freundlichen Gespenstern. Und wir müssen uns zu Unrecht vor ihr fürchten.

/DanielSurreal: Ich wollte nicht fahrlässig irgendwelche Möglichkeiten ausschließen. Tatsächlich besteht auch die Möglichkeit, dass danach alles beim Alten bleibt und sich in derselben Weise fortsetzt wie es sich davor fortgesetzt hätte. Dass es also nicht nur kein Hier und kein Dort gibt, sondern auch kein Davor und kein Danach. Glückwunsch, Daniel - damit hast du vielleicht eine der schlimmsten aller Höllenvisionen geschaffen!

21.2.07  
Anonymous Anonym said...

Ich werde ein Wurm.
Das stand auf meinem Geburtsteller.
Komisch, scheint nicht überall Sitte zu sein, das mit den Geburtstellern...also:
Sie werden entweder ein Wurm, eine Fliege oder eine Mikrobe.
Da Sie aber scheinbar alle keine Geburtsteller hatten, kann ich Ihnen auch nichts genaueres sagen. Und am Ende gibt es regionale Unterschiede.
Vielleicht fragen Sie mal auf dem örtlichen Standesamt? Kann sein, dass man es registriert hat.

21.2.07  
Anonymous Anonym said...

Ich liebe die Unsicherheit und den Spuk um sie herum. Diese Gänsehaut macht das Leben so besonders. Angst und die Bilder, die sie wirft, sind der Tritt in den Arsch von großen Taten.

22.2.07  
Blogger MudShark said...

@st burnster
oder der tritt der große taten verhindert.

@frauh
das mit den geburtstellern ist ja witzig. werde gleich mal nachgoogeln.

22.2.07  
Anonymous Anonym said...

Nach einem Abend mit einer erheblich zu großen Menge mexikanischer Bodengewächse, habe ich eine etwaige Vorstellung vom Übergang und auch von dem Danach. Wenn man es dann endlich geschafft hat loszulssen und sich dem hinzugeben, kann es recht angenehm werden. Rauschen wäre das passendste Wort. Entspannendes Rauschen...

22.2.07  
Anonymous Anonym said...

AUS FERNEN, AUS REICHEN



Was dann nach jener Stunde
sein wird, wenn dies geschah,
weiß niemand, keine Kunde
kam je von da,

von den erstickten Schlünden
von dem gebrochnen Licht,
wird es sich neu entzünden,
ich meine nicht.

Doch sehe ich ein Zeichen:
über das Schattenland
aus Fernen, aus Reichen
eine große, schöne Hand,

die wird mich nicht berühren,
das läßt der Raum nicht zu:
doch werde ich sie spüren,
und das bist du.

Und du wirst niedergleiten
am Strand, am Meer,
aus Fernen, aus Weiten:
“- erlöst auch er;”

ich kannte deine Blicke
und aus des tiefsten Schoß
sammelst du unser Glücke,
den Traum, das Los.

Ein Tag ist zu Ende,
die Reifen fortgebracht,
dann spielen noch zwei Hände
das Lied der Nacht,

vom Zimmer, wo die Tasten
den dunklen Laut verwehn,
sieht man das Meer und die Masten
hoch nach Norden gehn.

Wenn die Nacht wird weichen,
wenn der Tag begann,
trägst du Zeichen,
die niemand deuten kann,

geheime Male
von fernen Stunden krank
und leerst die Schale,
aus der ich vor dir trank.

22.2.07  
Anonymous Anonym said...

Gespenster sehen nur Kälte. Ich weiß es zufällig genau, denn durch unseren komposteimer streift seit 2 Wochen ein eben solches jenes da dort. Murmelt unüberhörbar vor sich hin, wickelt sich in Bananenschalen die immer ins Leere fallen und klappert mit den Zähnen (das einzige nicht transparente übrigens)
Gestern nacht verlies es seine faulige Beahusung und hielt einen Monolog vor meiner nasenspitze (die heute ein fescher Gefrierbrand ziert). daher meine Insider ( oder besser: Jensider)-Informationen.

Ich weiß nicht ob ich mit dieser Vorstellung warm werden kann.

22.2.07  
Blogger mq said...

/FrauH.: Entsprechende Sterbeteller könnten neue Geschäftsfelder eröffnen - das brächte Abwechslung ins Leichenschmausgedeck.

/St. Burnster: Bei meinen Besuchen blieben die Glaskugeln der Zigeunerinnen immer blind. (Und ich war nie unglücklich darüber.)

/Eon: Ich vermute, Mescal oder Tequila war während des mexikanischen Abends auch im Spiel, und dann hat sich der Fehlerteufel eingeschlichen ... du meintest bestimmt entspannender Rausch ... oder?

/Gottfried Benn: Sie hatten auch immer kalte Hände, gell.

/Joppi: Und das Kompostenst hatte keine Angst vor dir? (Vielleicht kann wenigstens deine Nasenspitze mit der Vorstellung warm werden.)

22.2.07  
Anonymous Anonym said...

Eigentlich meinte ich tatsächlich Rauschen. Wie gesagt, nach der Angst, dass es das dann wohl war, war da nur noch ein zerflossen-körperfreies Rauschen in dem und das ich und das alles andere war. Im Gegensatz zum weißen und rosa Rauschen handelte es sich auch um ein buntes Rauschen. Ein Rausch dennoch. War dann sehr froh als ich die Autos auf der Straße wieder als solche wahrnehmen konnte. Muss ich auch nicht noch mal haben...

26.2.07  

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