Am Wühltisch der Meinungen
Im medialen Dauerschlussverkauf ist nichts so billig zu bekommen wie eine Meinung. Wie viele Zeitgenossen widerstehen den Sonderangeboten ihrer Tage und legen beim Meinungs-Discounter kein günstiges Produkt in den Einkaufswagen?
Hochglanzprospekte mit knallbunten Ansichten und Meinungsbildern werden von den Zustellern in die Briefkästen von Millionen Haushalten geworfen. Die Austräger der Meinungen müssen Mindestabsätze erzielen und achten nicht auf die vergilbten Zettel mit der Aufschrift Bitte keine Meinung, die von Bewohnern kritischer Köpfe an den Briefkästen angebracht wurden.
Auch aus allen anderen Kanälen werden die Wohnzimmer mit Meinungen gefüllt. Beim Shopping muss man keine Ladenschlusszeiten beachten, an den Wühltischen der Großhandelsketten werden die Meinungen rund um die Uhr zu Schleuderpreisen verteilt. Der Warenwert ist aufgrund der kurzen Haltbarkeit grotesk inflationär, und für die Abnahme vieler Produkte werden die Kunden nicht zur Kasse gebeten, unaufgefordert verpacken die Verkäufer jede gewählte Meinung als Geschenk. Wenn die Euphorie bei absatzfördernden Sonderaktionen zu Markenartikel eskaliert, kommt es im Gedränge am Wühltisch nicht selten zu Gewalttätigkeiten, denn die Kunden sind eher dazu bereit, sich kämpfend mit den konkurrierenden Schnäppchenjägern auseinanderzusetzen, als mit dem tatsächlichen Wert einer Meinung.
Schon lange findet die Ausschussware keinen Platz mehr auf den Wühltischen der großen Meinungshäuser. Während unkanalisierte Meinungsfluten durch die Straßen strömen, gibt es zu jeder Welle eine mächtige Gegenströmung. Man kann nicht gegen die Strömung schwimmen, ohne in eine andere Strömung zu geraten. Bei Stürmen ziehen tückische Meinungsstrudel auch geübte Schwimmer unter die Oberfläche ihrer distanzierten Wahrnehmung. Selbst Profis ertrinken in den Fluten, wenn ihre eigene Meinung durchlässig ist, und sie der Erschöpfung oder der Gleichgültigkeit nachgeben.
Hochglanzprospekte mit knallbunten Ansichten und Meinungsbildern werden von den Zustellern in die Briefkästen von Millionen Haushalten geworfen. Die Austräger der Meinungen müssen Mindestabsätze erzielen und achten nicht auf die vergilbten Zettel mit der Aufschrift Bitte keine Meinung, die von Bewohnern kritischer Köpfe an den Briefkästen angebracht wurden.
Auch aus allen anderen Kanälen werden die Wohnzimmer mit Meinungen gefüllt. Beim Shopping muss man keine Ladenschlusszeiten beachten, an den Wühltischen der Großhandelsketten werden die Meinungen rund um die Uhr zu Schleuderpreisen verteilt. Der Warenwert ist aufgrund der kurzen Haltbarkeit grotesk inflationär, und für die Abnahme vieler Produkte werden die Kunden nicht zur Kasse gebeten, unaufgefordert verpacken die Verkäufer jede gewählte Meinung als Geschenk. Wenn die Euphorie bei absatzfördernden Sonderaktionen zu Markenartikel eskaliert, kommt es im Gedränge am Wühltisch nicht selten zu Gewalttätigkeiten, denn die Kunden sind eher dazu bereit, sich kämpfend mit den konkurrierenden Schnäppchenjägern auseinanderzusetzen, als mit dem tatsächlichen Wert einer Meinung.
Schon lange findet die Ausschussware keinen Platz mehr auf den Wühltischen der großen Meinungshäuser. Während unkanalisierte Meinungsfluten durch die Straßen strömen, gibt es zu jeder Welle eine mächtige Gegenströmung. Man kann nicht gegen die Strömung schwimmen, ohne in eine andere Strömung zu geraten. Bei Stürmen ziehen tückische Meinungsstrudel auch geübte Schwimmer unter die Oberfläche ihrer distanzierten Wahrnehmung. Selbst Profis ertrinken in den Fluten, wenn ihre eigene Meinung durchlässig ist, und sie der Erschöpfung oder der Gleichgültigkeit nachgeben.
8 Comments:
yayaya...und warum zum teufel, muss/darf überhaupt jeder zu allem(überfluss) auch noch eine eigene meinung haben?
ich halte mich zurück und lasse mich nicht dazu hinreißen zu sagen:"ganz ihrer meinung, herr quint, sie sprechen mir eben aus der seele)"
ich nicke nur unauffällig und entschwinde zurück ins
off....
Sowieso würde ich niemals irgendwem aus der Seele sprechen, für solche Sauereien bin ich nicht zu haben. Und eigene Meinungen (falls es das überhaupt gibt) werden zukünftig - zusammen mit den Killergames - verboten.
Es is' schon echt scheiße, wenn frau, nur weil frau zu faul war früh aufzustehen und sich in die Schlange vorm Kaufhaustor einzureihen, eine drittklassige no name Meinung abbekommen hat... Aber na ja, was will frau machen... Wer zuspät kommt, denn bestraft das Leben....
Ich beziehe meine Meinung grundsätzlich nur noch vom Versandhandel. Aus dem Katalog mit Zahlpause und in 24 Monatsraten. Bevorzugt herabgesetzte Auslaufmodelle, jedoch nur mit Vorort Service und Garantie.
/FrauH.: Manchmal treibt mich der Appetit auf eine frisch gebackene Meinung früh aus dem Bett.
/Mind-estens-halt-bar: Hier ist Vorsicht angesagt. Die Hausbanken der Versandhäuser locken mit hinterhältigen Kreditmodellen.
Ich habe mich ja auch schon vor einem guten Jahr gefragt, wann der Zeitpunkt kommen wird, an dem die SZ und die anderen Gazetten alles an Kultur verramscht haben, was sich zu Geld machen lässt und wann es erstmalig "Die 50 überzeugendsten politischen Meinungen" zu kaufen geben wird. Einfach auspacken, anlesen, übernehmen, fertig. Jede im pastellfarbenen Pappschuber für nur 4,99 €! Und doch wird der ein oder andere vielleicht auch dort merken, dass es dieselben Meinungen besser ausgestattet woanders günstiger gibt. Wie z.B. bei der DVD-Serie der SZ. Keine Extras, blöde Menüführung, kein filmspezifisches Layout, der Film kostet aber mehr als eine besser ausgestattete Version bei XXXXXX. Ist ja manchmal auch egal, meine ich. :)
Sehr anschauliches Beispiel! Produktion auf DVD wäre jedoch die reinste Speicherplatverschwendung, vermutlich würde eine Floppy Disc vollkommen genügen. Und da heutzutage kein Rechner mehr über ein entsprechendes Laufwerk verfügt, wäre auch schon das Zeitproblem gelöst - man kann den Schuber einfach dekorativ im Schrank platzieren, ohne sich mit den Inhalten auseinanderzusetzen.
wie Sie meinen. Mir ist alles recht, echt!
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