Bowling am Schädelstrand
Der Strand war von Skeletten übersäht. Dazwischen fanden sich halbverweste Leichenteile, und ein süßlicher Gestank wurde kilometerweit ins Landesinnere getragen, wenn der Wind aus Meeresrichtung kam. Ein gewöhnlicher Anblick, die toten Körper flößten uns trotz ihrer bizarren Verstümmelungen keine Angst ein.
Es waren die Lebenden, die den unberechenbaren Dämon der Angst in uns weckten. Wem es nicht gelang, diesen Dämon in ein Monster des Hasses zu verwandeln, bezahlte sein Unvermögen mit der wertlosen Währung des eigenen Lebens. Wir ritten auf den Monstern und schwangen Macheten über unseren Köpfen. Die Klingen waren rostig vom vielen Blut, das über sie floss.
Eines Tages spülte die Flut eine Kiste mit Bonbons an den Strand. Der Inhalt war in buntes Papier gewickelt.
Nachdem wir gestritten und uns gegenseitig mit den Macheten kleinere Verletzungen beigebracht hatten, beschlossen wir, um die Beute zu spielen. Ausgebleichte Rippenknochen dienten uns als Kegel, die wir senkrecht in den schwarzen, von Salzwasser und Sonne hart gebackenen Sand steckten. Wir warfen mit Schädeln nach den Knochen, und Ajamu, dem kleinsten in unserer Kampfeinheit, gelang es als erstem, alle Neune mit einem Wurf abzuräumen.
Die Bonbons waren vom Salzwasser verdorben und ungenießbar. Mit dem bunten Papier verzierten wir Totenschädel, bis man uns ins nächste Gefecht schickte. Als wir das Dorf überfielen, wurde Ajamus Kopf von einem Riesen mit einem einzigen Hieb in zwei Hälften gespalten.
Die Spiele am Strand waren unser einziges Vergnügen. Wer könnte es uns übel nehmen?
Wir waren Kinder und kannten keine Schuld.
Es waren die Lebenden, die den unberechenbaren Dämon der Angst in uns weckten. Wem es nicht gelang, diesen Dämon in ein Monster des Hasses zu verwandeln, bezahlte sein Unvermögen mit der wertlosen Währung des eigenen Lebens. Wir ritten auf den Monstern und schwangen Macheten über unseren Köpfen. Die Klingen waren rostig vom vielen Blut, das über sie floss.
Eines Tages spülte die Flut eine Kiste mit Bonbons an den Strand. Der Inhalt war in buntes Papier gewickelt.
Nachdem wir gestritten und uns gegenseitig mit den Macheten kleinere Verletzungen beigebracht hatten, beschlossen wir, um die Beute zu spielen. Ausgebleichte Rippenknochen dienten uns als Kegel, die wir senkrecht in den schwarzen, von Salzwasser und Sonne hart gebackenen Sand steckten. Wir warfen mit Schädeln nach den Knochen, und Ajamu, dem kleinsten in unserer Kampfeinheit, gelang es als erstem, alle Neune mit einem Wurf abzuräumen.
Die Bonbons waren vom Salzwasser verdorben und ungenießbar. Mit dem bunten Papier verzierten wir Totenschädel, bis man uns ins nächste Gefecht schickte. Als wir das Dorf überfielen, wurde Ajamus Kopf von einem Riesen mit einem einzigen Hieb in zwei Hälften gespalten.
Die Spiele am Strand waren unser einziges Vergnügen. Wer könnte es uns übel nehmen?
Wir waren Kinder und kannten keine Schuld.
8 Comments:
Bei Kindersoldaten bin ich unschlüssig, ob mir die armen Schicksale leid tun oder ob ich sie verfluchen soll...
Wir sollten sie nicht verfluchen, denke ich, aus einem Fluch entwickelt sich niemals Positives...wir sollten die Strukturen zerstören, die sie zerstören...und die haben ihren Ursprung nicht in Afrika, so einfach ist das nicht...internationale Firmen bezahlen Rebellenorganisationen für ihren Schutz und diese Organisationen entführen häufig Kinder für ihre Zwecke...wer schneidet die meisten Ohren, Nasen und Lippen ab, ist ein beliebtes Spiel, um diese erst sechs-, sieben-, achtjährigen Kinder an ihren Alltag heranzuführen...Ein interessantes Buch gibt es von Pedro Rosa Mendes und Wolf Böwig mit dem Titel "Schwarz.Licht." - "Das Interesse der Autoren gilt dabei der seelischen und moralischen Verwüstung, die die Bürgerkriege angerichtet haben. Mendes erzählt die Geschichten von Menschen, die Täter oder Opfer waren oder beides, ohne das Grauen zu beschönigen. Böwig fotografiert die Tatorte, die Kindersoldaten, die Versehrten..." - ai "Das Leben stinkt", um mit Mel Brooks zu sprechen.
Klar, die Strukturen, die dahinter stecken, sind das eigentlich Grausame. Und Kindersoldaten sind trotz aller Mordgier Kinder. Unschuldige Bestien mit Schnellfeuerwaffen...
Ich finde ja den Begriff Mordgier etwas unpassend. Was diesen Kindern angetan wird ist schlimmer als das Töten das sie selbst veranstalten. Ein Leben lang geschädigt. Kaum vorstellbar aus unserer Behüteten-Kindheits-Perspektive.
@mkh: selbstverständlich ist es furchtbar, was diese Kinder tun, doch sie haben keine andere Möglichkeit; ein Kind ist ein sehr sensibles Wesen und in diesen frühen Jahren sind Kinder wahnsinnig beeinflussbar, ein zartes Pflänzlein im Sturm; sie werden vergewaltigt und "die Welt" schaut zu; ich sehe das wie eon, allerdings sollte man die Grausamkeiten nicht gegeneinander aufwiegen, der Täter bleibt Täter, so wie das Opfer Opfer bleibt...die klassischen Konstrukte versagen hier.
zu nah am wasser
Gerade bei diesem Thema frage ich mich immer, ob das wirklich ein und derselbe Planet ist, auf dem wir leben...
@eon und @chris
Ich sehe das nicht anders als ihr: Die Kinder hatten/haben keine Chance, irgendwas anders zu tun. Das ist fürchterlich für die Kinder. Gleichwohl ist es fürchterlich, was die Kindersoldaten tun. Das ist fast wie ein Paradoxon, wie hier Opfer und Mörder zusammentreffen. Und genau deshalb versagen hier mehr denn je die klassischen Konstrukte von Schuld und Unschuld, wie Chris es ausdrückte.
Und Markus´ Text trifft die getretene, ausweglose Kinderpsyche der Kindersoldaten meines Erachtens sehr genau: "...die den unberechenbaren Dämon der Angst in uns weckten. Wem es nicht gelang, diesen Dämon in ein Monster des Hasses zu verwandeln, bezahlte sein Unvermögen mit der wertlosen Währung des eigenen Lebens.
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