Über Ehrungen im fortgeschrittenen Jugendalter
Bei den Bundesjugendspielen im Jahr 1984 erzielte ich ein Ergebnis von 2593 Punkten und bekam eine Siegerurkunde verliehen. Danach beschloss ich, keine Ehrungen mehr entgegen zu nehmen.
Thomas Bernhard war der Ansicht, dass es bis zu einem gewissen Alter in Ordnung sei, Auszeichnungen zu akzeptieren. Danach nicht mehr. Ich hatte dieses Alter meiner Ansicht nach 1984 erreicht.
Die gesellschaftliche Stimmung war sowiesoim Arsch getrübt wegen George Orwell, dem kalten Krieg und der Atomkraft. Das kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen. Aber damals war es Grund genug, um sich beim zweiten Dorfpunk-Revival durch kreativen Konsum von Hansa-Pils (schwelgender Weise sei die Randnotiz gestattet: 29 Pfennige pro Büchse!) und ebenso kreative Kopfhaargestaltung zu engagieren.
Die konsequente Haltung, Ehrungen nur bis zu einem gewissen Alter anzunehmen, finde ich richtig - auch vor dem Hintergrund, dass Sartre und Pasternak den Nobelpreis abgelehnt haben. Obwohl es bei Pasternak nicht aus Eigennutz geschah.
Man sollte allerdings in der Lage sein, ein-, bis zweimal im Leben, oder auch jederzeit, über den eigenen Schatten zu springen. Allerdings nur, wenn die Dringlichkeit der Situation es erfordert. Heute stand ich vor der Entscheidung, ein Ehrungsgesuch abzulehnen, das mich über mein Sekretariat erreichte. Aber ich entschied mich gegen die Ablehnung und für die Ehrung. Dies war für alle offiziellen Stellen und Medienberichterstatter überraschend, diente aber einem guten Zweck, nämlich der Verwirrung. Eine Ablehnung wäre sowieso wirkungslos geblieben, weil der zuständige Publikationsopa die zur Ehrung gehörende Urkunde längst im Club der halbtoten Dichter an die Klowand gekleistert hatte.
Im Vergleich zu einem schnöden Nobelpreis ist diese Ehrung tatsächlich hocherfreulich, weil es sich erstens um eine quasi kultische Handlung, und zweitens um ein auf Neptuns persönliches Geheiß gefälschtes Dokument handelt.
Thomas Bernhard war der Ansicht, dass es bis zu einem gewissen Alter in Ordnung sei, Auszeichnungen zu akzeptieren. Danach nicht mehr. Ich hatte dieses Alter meiner Ansicht nach 1984 erreicht.
Die gesellschaftliche Stimmung war sowieso
Die konsequente Haltung, Ehrungen nur bis zu einem gewissen Alter anzunehmen, finde ich richtig - auch vor dem Hintergrund, dass Sartre und Pasternak den Nobelpreis abgelehnt haben. Obwohl es bei Pasternak nicht aus Eigennutz geschah.
Man sollte allerdings in der Lage sein, ein-, bis zweimal im Leben, oder auch jederzeit, über den eigenen Schatten zu springen. Allerdings nur, wenn die Dringlichkeit der Situation es erfordert. Heute stand ich vor der Entscheidung, ein Ehrungsgesuch abzulehnen, das mich über mein Sekretariat erreichte. Aber ich entschied mich gegen die Ablehnung und für die Ehrung. Dies war für alle offiziellen Stellen und Medienberichterstatter überraschend, diente aber einem guten Zweck, nämlich der Verwirrung. Eine Ablehnung wäre sowieso wirkungslos geblieben, weil der zuständige Publikationsopa die zur Ehrung gehörende Urkunde längst im Club der halbtoten Dichter an die Klowand gekleistert hatte.
Im Vergleich zu einem schnöden Nobelpreis ist diese Ehrung tatsächlich hocherfreulich, weil es sich erstens um eine quasi kultische Handlung, und zweitens um ein auf Neptuns persönliches Geheiß gefälschtes Dokument handelt.
10 Comments:
Sehr geehrter Herr Quint,
zu diesem freudigen Ereignis gratulieren ich und mein Volk Ihnen von Herzen.
Aufopferungsvoll und mit Hingabe haben Sie über Jahre die satirische und text-cineastische Kunst zu neuen, ungeahnten Höhepunkten getrieben.
Ihre Beiträge werden von Millonen Lesern geliebt, ganz banal gesprochen sogar verschlungen.
Wer, wie ich, schon als Kind Ihre Auswürfe quasi einatmete, erfreut sich heute einer erbauenden Buchstaben-Staublunge!
Unvergessen Ihre Geschichte von Escher, Ihr Klamauk, Ihr unvollendeter Porsche in Tarnfarben. Ihre lieblichen und bisweilen bissigen Kommetare.
Weiter so! Herzlichen Glückwunsch!
Alles Gute! Schiff ahoi!
(etwas neidisch) Ihr AK47%
Ich hatte tatsächlich die Befürchtung, daß du mir das Ding um die Ohren haust oder zufällig übersiehst, denn ich kann eine solche Haltung gut verstehen.
Einen Nobelpreis zum Beispiel, zumindest für Frieden oder Literatur, werde ich frühestens posthum entgegennehmen.
Und Sie, verehrter Herr Hochprotz Entig, brauchen gar nicht neidisch zu sein. Sie wissen doch, das Schwert schwebt schon, das können Sie auch mit taktischer Verlinkungstechnik nicht verhindern.
Es müssen nur mit Rücksicht auf meine letzten zwei Leser noch ein paar Liter Wasser Main und Neckar hinablaufen, sonst laufen die mir auch noch davon.
Schlimm genug, daß ich Sie drei kenne. (Dieser Neckarschiffer ist genau so ein unmöglicher Mensch).
@AK47%: Auch diese Ehrung nehme ich dankend an. Aber auch diesmal nur ausnahmsweise und nur nach Schattensprung.
@COD: Wobei man die mit der sowieso absehbaren Nobelpreisverleihung verbundenen Preisgelder doch gerne praehum in den halbtoten Briefkasten gesteckt bekäme.
Nix da, in einen Topf mit den Herren Arafat und Grass nur über meine Leiche.
Gemeinsame Urne mit den beiden SPD-Spitzen wäre also ok, aber die Kohle vom Komitee würdest du ausschlagen? Sehr vorbildlich!
Auch von meiner Wenigkeit Herzlichen und so. Und ein wenig Ego streicheln tut doch immer gut ^^
Aufrichtigsten Dank. Und dieser Herr Ego ist ein ganz fürchterliches Subjekt.
waren das winter oder sommerbundesjungendspiele?
herzlichen glück wunsch ;)
Sommer. Soweit ich mich erinnern kann, gab es diese Ertüchtigungen während der fränkisch-sibirischen Winter bei uns nicht, weil wir in unseren Hütten immer am Ofen festgefroren sind.
bei uns gab es beides, sommer war leichte athletik und winter war bodenturnen. und ich war so erschreckend gut im bodenturnen das ich schon gehänselt wurde - deswegen habsch dann im sommer immer die ehrenurkunde erkämpft um nicht ganz in die homosexuelle ecke gedrängt zu werden ^^
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