Dienstag, April 24, 2007

Hardcore Porno

Herzlich willkommen. Ich bin ein Text und freue mich, Ihre Bekanntschaft zu machen. Schön, dass wir uns hier begegnen. Gleich geht es richtig zur Sache. Ich werde Ihnen gehörig einheizen, Sie quasi rattenscharf machen. Aber bitte gedulden Sie sich noch ein wenig, denn vorab will ich Ihnen einige lebensnotwendige Informationen vermitteln.

Sie sind genau im richtigen Moment vorbeigekommen. Ich war kurz davor, mich zwischen meinen Sätzen einsam zu fühlen. Fast hätte ich mich sogar gelangweilt. Und wenn es eine Stimmung gibt, die furchtbarer ist als das Gefühl der Einsamkeit, dann ist es die Langeweile. Eigentlich läuft es heute ganz gut, ich wurde bereits von einigen interessanten Leuten gelesen. Schließlich ist es das Ziel von uns Texten, gelesen zu werden. Manche unserer Mütter und Väter sehen das anders. Sie würden ihre Kinder am liebsten für sich behalten, weil sie denken, Begegnungen mit der grausamen Welt hier draußen könnten uns schaden. Und sie haben Angst davor, dass man sie als Erziehungsberechtigte für Folgeschäden der Lektüre haftbar macht. Das ist jedoch aus unserer Sicht totaler Unsinn, denn erstens können wir hervorragend auf uns selbst aufpassen, und zweitens sind wir hungrig nach Erfahrungen mit außergewöhnlichen Leuten wie Ihnen!

Wir Texte wollen gelesen werden, genau wie unsere Brüder und Schwestern, die Bilder, Skulpturen, Filme und Musikstücke gesehen und gehört werden wollen. Unsere Zeugung und Geburt kann doch nicht der einzige Sinn dieser Existenz sein! Wir wollen in den Köpfen unserer Leser anderen Texten begegnen, bei gegenseitiger Sympathie ekstatischen Sex erleben und uns grenzenlos fortpflanzen. Wir wollen Anregungen sein, und manchmal wollen wir unsere Leser sogar beeinflussen.

Auf jeden Fall wollen wir nicht langweilig sein. In diesem Punkt unterscheiden wir uns nicht von Ihnen, oder? Ich wäre sogar bereit, sehr viel dafür zu tun, um Sie zu unterhalten. Sagen Sie mir einfach, was ich für die Steigerung Ihres Interesses tun kann. Ich könnte zum Beispiel merkwürdige Zeichenketten aneinander reihen: ¢±¿¥¦æþýηњћҐҰ. Oder einen Salto rückwärts machen: sträwkcür otlaS. Unter anderen Bedingungen könnte ich mich sogar auf den Kopf stellen, aber die Umgebung hier erlaubt es nicht. Und außerdem wird mir schnell schwindelig. durcheinander Ich würfeln auch einige Wörter kann.

Falls Sie nun den Vorwurf erheben, hier würde mit Tricks und Doppelbödigkeiten gearbeitet, dann zeigen Sie mir doch bitteschön einen Text, der ohne diese Methoden auskommt! Die Konkurrenz schläft nicht - und falls doch, dann wälzt sie sich in unruhigen Träumen, um Ihre Aufmerksamkeit mittels absurdester Phantasien auf sich zu ziehen. Unter Texten wütet ein gnadenloser Wettbewerb. Sobald man eine kleine Schwäche zeigt, wird man vom Leser verlassen. Ist Ihnen eigentlich klar, was diese Reaktion in einem Text auslösen kann? Mein Autor ist völlig anderer Meinung, und wir hatten deswegen schon heftige Auseinandersetzungen, aber haben nicht alle Texte die Aufmerksamkeit der Leser verdient?

Ich kann es geradezu fühlen, wie Sie mit der Entscheidung ringen, die Lektüre an dieser Stelle abzubrechen. Bitte bleiben Sie noch einen Moment bei mir. Denken Sie einfach an scharfe Muschis oder prächtige Schwänze, oder was auch immer Sie anregend finden. Zur Belohnung werde ich Sie mit entsprechendem Bildmaterial versorgen.

Es wäre ein großer Fehler, meinen Körper nur mit flüchtigen Blicken zu streifen. Genieren Sie sich nicht, mich unverschämt zu mustern. Denn wenn Sie sich aufmerksam mit mir beschäftigen, bin ich in der Lage, jedes beliebige Bild in Ihrem Kopf zu erzeugen. Rosa Tiger mit schwarzer Kerze auf dem Rücken. Sehen Sie ihn, den rosa Tiger mit schwarzer Kerze auf dem Rücken? Nochmal: Rosa Tiger mit schwarzer Kerze auf dem Rücken. Jetzt müsste es funktionieren. Der rosa Tiger mit schwarzer Kerze auf dem Rücken sagt mit der neugierigen Stimme eines Kindes:
- Ist das hier eigentlich noch Afrika?
Haben Sie es gehört? Nein? Der rosa Tiger mit der hellgrünen Kerze auf dem Rücken brüllt mit der zornigen Stimme eines Kindes:
- IST DAS HIER EIGENTLICH NOCH AFRIKA!?

Wenn Sie bemerkt haben, dass die Kerze auf dem Rücken des Tigers ihre Farbe gewechselt hat, gehören Sie zu den besonders hartnäckigen Lesern. Aber nun will ich das Versprechen einlösen, das ich Ihnen eingangs gegeben habe. Zur Befeuchtung Ihrer Träume folgen Sie bitte den nachstehenden Links.

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>> Scharfe Muschis
>> Prächtige Schwänze

21 Comments:

Anonymous Anonym said...

Mich grade dabei ertappt wie mein Ego in Ermangelung scharfen Muschimaterials auf "prächtige Schwänze" klicken wollte.
Und nun frage ich mich, ob es die Neugierde war, das Verlangen nach der Feststellung ob auch unter dem "prächtige Schwänze" Link ebenfalls erotisch wertlose Inhalte sich verbergen, oder ob ich....hmm...nun ja.. die Zukunft wird die Antwort bergen.

24.4.07  
Blogger frech'n'nett said...

ganz schön hardcore...der erste porno meines lebens...

24.4.07  
Anonymous Anonym said...

Herrlüsch, lieber Herr Text! Ich danke Ihnen dafür, dass Sie sich provokant gegen Ihren Autor stellten und sich nicht haben beirren lassen! Es war wirklich ausgesprochen fein, heute kurz Ihre Bekanntschaft machen zu dürfen!

24.4.07  
Blogger mq said...

/Texttourist: Zumindest die libyschen Experten scheinen in Sachen scharfe Muschis auf ihre Kosten zu kommen.

/Frech'n'Nett: Wow. Und auf Anhieb die weltgeilste Sauerei erwischt. So ein Glück!

/FrauH.: Herzlichen Dank, liebe Leserin. Mein Autor behauptet zwar, ich wäre ein dermaßen müdes Erzeugnis, dass er beim Schreiben eingepennt sei, aber ich bin völlig anderer Meinung und empöre mich über diesen unmöglichen Menschen!

25.4.07  
Anonymous Anonym said...

ich find die afroperücke am coolsten. und ich schäme mich weder dafür geklickt zu haben noch frage ich mich warum :)

btw.: ein richtig schöner schwanz

25.4.07  
Anonymous Anonym said...

(Nur fürs Protokoll)

Korrekt müßte das heißen:

Prächtige Muschis
Scharfe Schwänze

25.4.07  
Anonymous Anonym said...

Das war, lieber Text, ein wirklich guter Brain F*ck. Lang und schmatzig. Und das noch dazu im Büro, wo jeder mich sehen kann. Wow.

Dankeschön für das!
Und grüß mir deinen Autor.

(und jetzt will ich mal gespannt sein, ob dieser Kommentar veröffentlicht oder als Spam gebrandmarkt wird. Mach's gut, Kommentar.)

25.4.07  
Blogger mq said...

/Stard: Immer, wenn ich denke, es gäbe nichts mehr, was mich verwundern könnte, kommen Sie mit so einem Link daher.

/Opa: Prächtige Muschis. Alles klar?

25.4.07  
Anonymous Anonym said...

Sehr geehrte Julia, ich hoffe, dass die Bürosituation nicht allzu peinlich war. Die Grüße kann ich leider nicht ausrichten. Mein Autor und ich reden nicht mehr miteinander.

25.4.07  
Anonymous Anonym said...

/Kommentar: Also, gut. Ausnahmsweise.

25.4.07  
Blogger der Nachbar said...

Ein Text, der sein Dasein preist und somit auch das des Autors als dessen Vater. Dagegen könnten berechtigterweise eigentlich nur wenige etwas haben. Schöne Idee und sehr rund umgesetzt! Außerdem ein wunderbares Plädoyer für´s Schreiben!

25.4.07  
Anonymous Anonym said...

Genau, Herr Nachbar!

25.4.07  
Blogger mq said...

/Text: Halt die Klappe, ungezogenes Gör!

/der Nachbar: Eigentlich wollte er nur zum Spielen raus. Und jetzt bleibt wieder alles an mir hängen.

25.4.07  
Anonymous Anonym said...

Wenn du glaubst, du kannst mich hier manipulieren:

prächtige Muschis

25.4.07  
Blogger mq said...

Sauhund, trächtiger :)

25.4.07  
Blogger undundund said...

toller text, herr quint!

25.4.07  
Anonymous Anonym said...

Okay, aber ich bin wenigstens nicht lesbisch.

26.4.07  
Anonymous Anonym said...

Siehste, Papa! Danke, Herr Undundund.

26.4.07  
Blogger mq said...

/Opa: Zur zoologischen Ergänzung für das Arbeitspapier einer zu gründenden Wertekommission, hier das Plädoyer einer Girlgroup für Toleranz gegenüber homosexuellen Tieren.

26.4.07  
Blogger Oles wirre Welt said...

Ziel erreicht. Leser bei der Stange gehalten, Leser begeistert und geschickt genarrt!

26.4.07  
Anonymous Anonym said...

Danke, Herr Ole, ein wohliges Gefühl durchströmt meinen Textkörper.

27.4.07  

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