Samstag, Januar 08, 2011

Dönerbeschöner

Bestimmt handelt es sich um einen kulinarischen Geheimtipp. Der Gourmet-Tempel befindet sich in unmittelbarer Nachbarschaft zur Goethe-Universität, im selben Haus bietet ein Copyshop seine Dienste an. Offenbar sollte bei der Wahl des Namens ein akademischer Geschmacksnerv betäubt werden: Avalesque Dönermanufaktur. Klarer Fall von Haute Cuisine. Mon dieu.



Während man sich den Titel des Gastbetriebs auf der Zunge zergehen lässt, taucht die Frage auf, mit wievielen Sternen, Hauben oder Fezen das dönersäbelschwingende Personal bislang ausgezeichnet wurde. Darunter stellt man sich zunächst einen wuchtigen, schnauzbärtigen Chef beim Abkosten der Knoblauchsoße* vor. Und auch die Krautsorten entstammen keinesfalls profanen Plastikeimern, sondern erfreuen sich familiärer Geheimrezepte, deren Ursprünge in vorsarazenischer Zeit zu suchen sind. Jede Zwiebel wurde sorgsam aus ökologischem Anbau für die Handelsklasse 1+ ausgewählt und individuell von Derwischen betanzt. Und die Dönertiere genießen eine ayurvedische Diät sowie tägliche Lendenmassagen, dargeboten von orientalischen Jungfrauen.

Das Interieur der Avalesque Dönermanufaktur wurde vermutlich von morgenländischen Magiern aus Jade und Mandelholz geschnitzt. Und Sitzplätze erhält man gewiss nur mittels Kontakten in höchste Gesellschaftskreise, unter der Voraussetzung einer Tischreservierung mit dreijährigem Vorlauf.

Nicht nur die frankophile Bezeichnung, sondern auch der geschwungene Schriftzug referenzieren auf ein elitäres Qualitätsbewusstsein. Reizvoll absurd wirkt der Name übrigens auch in Fraktur:

*Bitte Kurzbetonung auf Vokalen ("Knobblauchsosse").

6 Comments:

Anonymous stilhäschen said...

Bruaaaaha. Manufaktum ist allmächtig.

8.1.11  
Anonymous Andreas Gammelfleisch said...

Oha. Die online Rezensionen verheißen ja gutes - zumindest vermutlich gut getürktes. Die Rezensionen kamen ausschließlich innerhalb weniger Tage im Frühjahr 2009 (http://www.restaurant-kritik.de/107270/bewertungen)

Nette Dinge sind dabei:
------
- Wurde uns ein Tisch angeboten?
> war nicht nötig

- Wie war die Qualität des Essens?
> ausgezeichnet, frischer Ruccola und tolles Fleisch. Alles super frisch und vor allem mal ein paar andere Zutaten

- Was sollte verbessert werden?
> Ein paar nette Bilder und ein wenig chillige Musik waere nicht schlecht.
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Fazit:
Tolles Fleisch, aber Scheissbilder (womöglich doch wieder schnöde Pamukkale Poster vom Touristenamt?) und Türkspeed-Pop.

8.1.11  
Anonymous eon said...

das unten müsste aber "Dönermanufraktur" heißen, oder?
http://de.wikipedia.org/wiki/Fraktur_%28Schrift%29

9.1.11  
Blogger mq said...

/stilhäschen: Manufraktum.

/Andie Gammelfleisch: Frühjahr 2009? Wow. Ich habe keine zwei Jahre gebraucht, um das Wirtshaus zu entdecken. Frischer Döner von vorgestern, Arkadas!

/eon: Merci für den Hinweis. Der Typo wurde korrigiert, der Lektor entlassen.

10.1.11  
Blogger Oles wirre Welt said...

Fraktale Dönerverwöhner. Eine wundersame, heilbare - pardon - wunderbare, heilsame Ergänzung zu einem Dampfbad im Hamam. Begeisternde Sache... leider so fern, vorerst. Ich sollte womöglich dringend mal nach Frankfurt reisen.

24.1.11  
Blogger mq said...

Frankfurt, das Drehkreuz des internationalen Fernreiseverkehrs, wird dich herzlich willkommen heißen.

29.1.11  

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