Sehr geehrte Sylvesterkracher,
jedes Jahr wundere ich mich darüber, dass es kaum von Menschen bevölkerte Regionen auf diesem Planeten gibt, in denen es nicht dem Brauch entspricht, Ihresgleichen zur Jahreswende abzufackeln. Lange habe ich die Auseinandersetzung mit Ihnen gemieden und mich bemüht, in eine jener entlegenen Regionen zu verduften, wenn der Stichtag Ihrer Abfackelung nahte. Meine tiefgründige Abneigung wurde genährt von einem Ereignis, das sich in einer Sylvesternacht vor vielen Jahren zutrug. Damals hatte der offenkundig geistesgestörte R. einen Kanonenschlag in die Tasche meines Parkas geworfen. Ich muss Ihnen die Folgen nicht näher schildern, Sie kennen sich aus. Purer Zufall, dass die körperlichen Beschädigungen überschaubar blieben. Und erkundigen Sie sich gefälligst nicht nach dem Parka!
Inzwischen betrachte ich die Zeremonie entspannter. Ich behaupte sogar, dass dem Ritus eine Faszination von nahezu existenzieller Tiefe innewohnt. Sie werden allein zu dem Zweck erschaffen, Ihr Dasein in einem einzigen Knall oder als schillernde Stars mit improvisierten Kompositionen aus Leuchtspuren am Himmel zu beenden und kindliche Menschengemüter mit Ihrer Darbietung zu erfreuen. Das ist Rock 'n' Roll, irgendwie.
Und gibt es eine schönere Art, Geld zu verbrennen und diesen Akt der Verschwendung mit Entertainment zu verbinden? 2009 wurden Unmengen von Kohle auf weitaus weniger schillernde Weise verbrannt. (Allerdings mit einem vergleichbar intensiven Geräuschpegel. Ok. Entertainment war zuweilen auch im Spiel, zugegeben.)
Ich wünsche Ihnen zum Jahresabschluss einen fröhlichen Untergang. Bitte entflammen Sie keine Behausungen und zerfetzen Sie keine Sinnesorgane oder Gliedmaßen. Zusätzlich fände ich es begrüßenswert, wenn Sie geräuschlos explodieren könnten, damit die bedauernswerte Hausfauna nicht erschreckt. Aber das ist wohl zuviel verlangt.
Mit stillen Grüßen,
mq
Inzwischen betrachte ich die Zeremonie entspannter. Ich behaupte sogar, dass dem Ritus eine Faszination von nahezu existenzieller Tiefe innewohnt. Sie werden allein zu dem Zweck erschaffen, Ihr Dasein in einem einzigen Knall oder als schillernde Stars mit improvisierten Kompositionen aus Leuchtspuren am Himmel zu beenden und kindliche Menschengemüter mit Ihrer Darbietung zu erfreuen. Das ist Rock 'n' Roll, irgendwie.
Und gibt es eine schönere Art, Geld zu verbrennen und diesen Akt der Verschwendung mit Entertainment zu verbinden? 2009 wurden Unmengen von Kohle auf weitaus weniger schillernde Weise verbrannt. (Allerdings mit einem vergleichbar intensiven Geräuschpegel. Ok. Entertainment war zuweilen auch im Spiel, zugegeben.)
Ich wünsche Ihnen zum Jahresabschluss einen fröhlichen Untergang. Bitte entflammen Sie keine Behausungen und zerfetzen Sie keine Sinnesorgane oder Gliedmaßen. Zusätzlich fände ich es begrüßenswert, wenn Sie geräuschlos explodieren könnten, damit die bedauernswerte Hausfauna nicht erschreckt. Aber das ist wohl zuviel verlangt.
Mit stillen Grüßen,
mq
7 Comments:
Ja, die Hausfauna hat es schwer dieser Tage...meine weicht mir (was zu Zeiten der endlich durchgesetzten Zweck-WG sehr ungewöhnlich ist) kaum mehr von der Seite und vor die Tür traut sie sich schon gar nicht. Frage mich, wann er das letzte Mal seine Notdurft verrichtet hat. Und wo.
Sehr geehrter Herr,
"stille Nacht" findet jährlich sieben Tage vorher statt.
Mit freundlichen Grüßen
und immer
schön krachen lassen
Sekretariat, Jahresabschlussfestkommitee
Ach ja Frau H.,
bei altem Adel empfehle ich: immer der Nase nach...
frohes neues auch...
Ich empfehle ja ganz gemütlich ein kasachisches Sylvester zu feiern.
Ohne Krach mit Joghurtsuppe im Zelt.
Frohes Neues Herr Quint und werte Mitleser.
@FN: Ebenso frohes neues Madame! Und was die Nase angeht: Nüschte! Alles clean...das ist es ja gerade...und es wagt sich noch immer nicht von meiner Seite...
Unter zündenden Ideen sind sie die Überflieger.
Für Zweitausendzehn alles Beste!
/Frau H.: Pragmatische Treue.
/frech'n'nett: Ich lasse es zuweilen auch gern krachen, aber die stillen Nächte suche ich mir bevorzugt selbst aus.
/ttr: Ich wünsche Ihnen ebenso ein frohes neues Jahr mit viel Joghurtsuppe. Den kasachischen Tipp werde ich zu gegebener Zeit beherzigen, das klingt höchst erlesen, vor allem die "individual rites, amusements and performances"!
/mkh: Wenn mich meine Sinnesorgane nicht getäuscht haben, sind sie allerdings übers Ideenstadium hinaus. Gleichfalls ein leckeres 2010!
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