Sein Leben der Anderen
Als er das Badezimmer betreten wollte, um sich vom Staub seiner Reisen durch nächtliche Schlaflandschaften zu befreien, stand schon jemand vor dem Waschbecken. Der Anblick der Person mit dem Rasiermesser in der Hand versetzte ihn in Erstaunen. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte Escher angenommen, dass er die Unterkunft allein bewohnte. Aber er war davon überzeugt, dass seine Welt in jeder Nacht vollständig neu erschaffen wurde.
Escher beobachtete die Person im Spiegel. Kopfform und Statur des Mannes kamen ihm vertraut vor. Als ein großer Teil des weißen Schaums im Ausguss verschwunden war und das Gesicht sichtbar wurde, erkannte Escher, dass er selbst dort vor dem Waschbecken stand und sich rasierte. In diesem Moment zwinkerte ihm der Andere im Spiegel zu.
Geistesabwesend fasste Escher sich ans Kinn und dachte, dass ihm zumindest die Rasur an diesem Tag erspart bliebe. Er runzelte die Stirn und ging zurück ins Schlafzimmer, um sich wieder ins Bett zu legen. Aber als er im Türrahmen stand, stellte er fest, dass bereits ein anderer in seinem Bett lag. Escher näherte sich dem Schlafenden, und wieder war es Escher, der kurz die Augen aufschlug und sich selbst ins Gesicht blinzelte.
Der Escher, der stumm in der Küche vor einer Tasse schwarzen Kaffees saß, schien ebenso wenig überrascht von sich wie der Escher, der zur Küche ging, um nachzusehen, ob er schon da war.
Überall, wo Escher hinging, befand er sich bereits, noch bevor er ankam. Es schien keine Möglichkeit zu geben, sich selbst aus dem Weg zu gehen. Sollte er sich ankleiden, oder würde Escher bereits am Kleiderschrank stehen und einen Anzug ausgewählt haben? Könnte er sich vermeiden, wenn er aus seinen Gewohnheiten ausbräche und sich ans offene Fenster stellte?
Erleichtert und allein atmete Escher die feuchte Luft ein. Er blies reinen, weißen Atem in die neue Welt des Tages. Beiläufig nahm er wahr, wie Escher das Haus verließ und mit einer Aktentasche unter dem Arm um die Ecke bog. Der Mann auf der Straße drehte im Gehen kurz den Kopf über seine Schulter und schaute nach oben, um sich zu vergewissern, dass er noch am Fenster stand.
Escher beobachtete die Person im Spiegel. Kopfform und Statur des Mannes kamen ihm vertraut vor. Als ein großer Teil des weißen Schaums im Ausguss verschwunden war und das Gesicht sichtbar wurde, erkannte Escher, dass er selbst dort vor dem Waschbecken stand und sich rasierte. In diesem Moment zwinkerte ihm der Andere im Spiegel zu.
Geistesabwesend fasste Escher sich ans Kinn und dachte, dass ihm zumindest die Rasur an diesem Tag erspart bliebe. Er runzelte die Stirn und ging zurück ins Schlafzimmer, um sich wieder ins Bett zu legen. Aber als er im Türrahmen stand, stellte er fest, dass bereits ein anderer in seinem Bett lag. Escher näherte sich dem Schlafenden, und wieder war es Escher, der kurz die Augen aufschlug und sich selbst ins Gesicht blinzelte.
Der Escher, der stumm in der Küche vor einer Tasse schwarzen Kaffees saß, schien ebenso wenig überrascht von sich wie der Escher, der zur Küche ging, um nachzusehen, ob er schon da war.
Überall, wo Escher hinging, befand er sich bereits, noch bevor er ankam. Es schien keine Möglichkeit zu geben, sich selbst aus dem Weg zu gehen. Sollte er sich ankleiden, oder würde Escher bereits am Kleiderschrank stehen und einen Anzug ausgewählt haben? Könnte er sich vermeiden, wenn er aus seinen Gewohnheiten ausbräche und sich ans offene Fenster stellte?
Erleichtert und allein atmete Escher die feuchte Luft ein. Er blies reinen, weißen Atem in die neue Welt des Tages. Beiläufig nahm er wahr, wie Escher das Haus verließ und mit einer Aktentasche unter dem Arm um die Ecke bog. Der Mann auf der Straße drehte im Gehen kurz den Kopf über seine Schulter und schaute nach oben, um sich zu vergewissern, dass er noch am Fenster stand.
Labels: Escher
9 Comments:
Eine wirklich penetrante Weise, überall seine Fußstapfen zu hinterlassen.
Ist das jetzt der Anfang oder das Ende einer Schizophrenie?
Wie dem auch sei: Ich mag es, wie Escher da so am Fenster steht...es kann nie schaden, sich auch 'mal gehen zu lassen, wahrscheinlich.
dementia praecox - ich sag's ja.
ich wollte eben fragen was der herr escher, also der der abends im ohrensessel sitzt und sich selbst beim whiskytrinken beobachtet, was der sich sonst so reinpfeift.
es ist mir langsam unheimlich wie sich hier die wortbestätigungen suggestiv anbiedern: chrack
Zum Glück ist der Herr Escher nicht so streitlustig wie Raumpilot Ion Tichy. Sonst würde er mit seinen vielen Avataren sicher einen veritablen Krieg anzetteln.
nennt man multiple choice, was der herr escher da durchlebt.
Herrlich. Ich würde noch ein bisschen surfen und mich dann neben mich ins Bett legen.
Morgen früh würde ich ausschlafen, während die Mutanten des leidliche erledigen. Als problematisch könnte sich das Bevölkerungswachstum erweisen, aber das sollen ruhig die anderen ausbaden.
Wer weiß, ob Eschers Wiedergänger wirklich so viel lieber Geschirr spülen als Escher selbst. Was, wenn nicht? Wenn sie ebenfalls essen, aber dann nicht abwaschen wollen?
"Ich beneide alle Leute darum, nicht ich zu sein."
Fernando Pessoa, "Buch der Unruhe"
/mkh: Aber effizient, um in die eigenen Fußstapfen zu treten.
/Frau H.: Man sollte sich nur nicht aus den Augen verlieren.
/MudShark: Vorzeitiger Gehirnerguss und Chrack. Na, bravo.
/100 Goldfischli: Mit den Sterntagebüchern hat uns Herr Lem eine Sternstunde der Literatur beschert.
/MoniqueChantalHuber: Aber welches Kästchen soll er ankreuzen?
/Andie Kanne: Du würdest nicht ausschlafen. Irgendeiner würde dich wecken.
/Christian 55: Vielleicht beneidet sich Escher auch darum, nicht er zu sein.
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