Donnerstag, Mai 18, 2006

Überflüssige Todesarten (III)

Suizid an sich ist schon ausreichend überflüssig. Richtig ärgerlich für die Umwelt wird es allerdings, wenn sich der selbsternannte Todeskandidat eine Bahnschiene als Tatwaffe auswählt.

Bei folgender Standard-Durchsage in der S-Bahn bleibt kaum ein Passagier gelassen: "Wegen eines Personenschadens verzögert sich unsere Weiterfahrt um wenige Minuten." Nur führt diese Durchsage nach meinen Beobachtungen in den seltensten Fällen zu einem aufrichtigen Mitgefühl mit der geschädigten Person. Man ärgert sich einfach nur, dass man schon wieder irgendwo zu spät kommt, weil man sich für das falsche Verkehrsmittel entschieden hat und einem Verzweifelten nichts Besseres einfiel, als sich vor die S5 zu werfen.

Ganz zu schweigen von den Fahrern, die sich wahrscheinlich den Rest ihres Lebens mit einem ungerechtfertigten schlechten Gewissen und den dazu passenden Albträumen herumplagen. In einem Hotel in Rom unterhielt ich mich vor einigen Jahren mit einem Fahrer der New Yorker Verkehrsbetriebe, der sich auf einer ausgedehnten Europatour befand, um sich von einem solchen traumatischen Ereignis zu erholen. Er meinte, dass er kaum einen Fahrer kenne, der diesen Beruf längere Zeit ausübt und es noch nie erlebt hat, dass sich ein Mensch vor seinen Zug warf. Zur perfekten Tragödie wird es, wenn der Selbstmörder kurz vor dem Aufprall noch in die Augen des Fahrers schaut.

All denen, die sich selbst zwingend aus der Welt schaffen wollen, schlage ich vor, sich eine umweltschonende Methode zu überlegen. Vielleicht einen Spaziergang durch eine unbekannte Moorlandschaft. Davon würden wenigstens die Archäologen der Zukunft profitieren.
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>> WHO: Suizid-Statistik

1 Comments:

Anonymous Anonym said...

... man kann sich natürlich auch biologisch wertvoll in die Nahrungskette einreihen.

Dazu benötigt man nur einen internetfähigen Computer, einloggen in einen Chatroom -Stichwort "Armin Meiwes"- absprechen, fertig.
Man denke nur an all die wertvollen Proteine.

Mahlzeit!

18.5.06  

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