Kitsch
Sie versuchen, die profane Seite ihrer Leidenschaft zu verbergen, aber tatsächlich legen Sammler, die ein fundamentales Interesse an Originalität vorgeben, besonderen Wert auf die finanziellen Perspektiven beim Erwerb eines Kunstwerks.
Ihn hielt ich im ersten Moment für einen Kenner. Hinter monumentalen Augenbrauen musterte mich dieser flammende Blick. Sein zotteliger, farbloser Bart und der zerknitterte Anzug erweckten den Eindruck von Verwahrlosung und verliehen ihm gleichzeitig eine diskrete Souveränität. Er war reich, kein Zweifel.
Aber der Kunde würdigte die Werke meiner namhaften Künstler, die ich im hellen Teil der Galerie ausstellte, keines Blickes. Zielstrebig durchquerte er den Raum und ging zu jenem Ladenhüter, der sich seit Unendlichkeiten in einer Ecke der hinteren Ausstellungsfläche drehte. Es handelte sich um ein kugelförmiges Objekt aus Abfällen, das ich bei einer Auktion für einen geringen Preis ersteigert hatte. G., der Künstler, war längst tot. Ich glaubte damals, sein Werk gewinnbringend verkaufen zu können. Aber im Gegensatz zu den Werken anderer verstorbener Berühmtheiten interessierte sich kein Käufer für das Objekt. Manche waren sogar der Ansicht, es handle sich um Kitsch. Jedenfalls sind die Werke von G. kurz nach seinem Tod in der Versenkung verschwunden.
Ich kenne mich aus mit der Besessenheit von Kunden, die ein bestimmtes Stück um jeden Preis besitzen wollen. Also nannte ich eine astronomische, vollkommen utopische Summe. Es überraschte mich nicht, dass der Alte ohne Zögern in den Kauf einwilligte. Er schien eine Neigung für Utopien zu besitzen.
Ich traf den Kunden nie wieder, aber Ewigkeiten später erhielt ich einen Anruf von seinem Sohn. Er beklagte, dass sich das Werk verändert habe und vollkommen leblos wirke. Auch habe sich die Oberfläche von einem strahlenden Blau zu stumpfen Schwarz- und Grautönen gewandelt. Ich antwortete ihm, für Kunst gäbe es keine Garantie. Und auch kein Haltbarkeitsdatum. Zumindest nicht in meiner Galerie für universale Objektkunst. Ich beendete das Gespräch.
Später vernahm ich Gerüchte, dass G's Tod inszeniert gewesen sei und er versuche, seine Werke zurückzukaufen. Ich wünsche ihm, dass er findet, was er sucht.
Ihn hielt ich im ersten Moment für einen Kenner. Hinter monumentalen Augenbrauen musterte mich dieser flammende Blick. Sein zotteliger, farbloser Bart und der zerknitterte Anzug erweckten den Eindruck von Verwahrlosung und verliehen ihm gleichzeitig eine diskrete Souveränität. Er war reich, kein Zweifel.
Aber der Kunde würdigte die Werke meiner namhaften Künstler, die ich im hellen Teil der Galerie ausstellte, keines Blickes. Zielstrebig durchquerte er den Raum und ging zu jenem Ladenhüter, der sich seit Unendlichkeiten in einer Ecke der hinteren Ausstellungsfläche drehte. Es handelte sich um ein kugelförmiges Objekt aus Abfällen, das ich bei einer Auktion für einen geringen Preis ersteigert hatte. G., der Künstler, war längst tot. Ich glaubte damals, sein Werk gewinnbringend verkaufen zu können. Aber im Gegensatz zu den Werken anderer verstorbener Berühmtheiten interessierte sich kein Käufer für das Objekt. Manche waren sogar der Ansicht, es handle sich um Kitsch. Jedenfalls sind die Werke von G. kurz nach seinem Tod in der Versenkung verschwunden.
Ich kenne mich aus mit der Besessenheit von Kunden, die ein bestimmtes Stück um jeden Preis besitzen wollen. Also nannte ich eine astronomische, vollkommen utopische Summe. Es überraschte mich nicht, dass der Alte ohne Zögern in den Kauf einwilligte. Er schien eine Neigung für Utopien zu besitzen.
Ich traf den Kunden nie wieder, aber Ewigkeiten später erhielt ich einen Anruf von seinem Sohn. Er beklagte, dass sich das Werk verändert habe und vollkommen leblos wirke. Auch habe sich die Oberfläche von einem strahlenden Blau zu stumpfen Schwarz- und Grautönen gewandelt. Ich antwortete ihm, für Kunst gäbe es keine Garantie. Und auch kein Haltbarkeitsdatum. Zumindest nicht in meiner Galerie für universale Objektkunst. Ich beendete das Gespräch.
Später vernahm ich Gerüchte, dass G's Tod inszeniert gewesen sei und er versuche, seine Werke zurückzukaufen. Ich wünsche ihm, dass er findet, was er sucht.
6 Comments:
N. soll sich getäuscht haben???
Auf jeden Fall hat G., der gar nicht wirklich tot sein soll, sein Werk in einem ziemlich miserablen Zustand verscherbelt.
ich bin verwirrt. hat nun G die dicokugel gekauft?
Selbstportraits, vor allem Frühwerke, sind stets gespalten zu betrachten. Nicht alles, was im Überschwang und Unwissen der Jugend geschaffen wird, hält der Weisheit des Alters stand. G. hätte einfach noch ein paar Jahre warten sollen. Und die Sache perfektionieren. Vielleicht.
Andererseits ist nichts uninteressanter als absolute Perfektion.
Hm? H'sche Essenz: Man sollte G. sagen, dass man auch 'mal loslassen muss...
Haltbarkeitsdatum? Ich dachte immer, richtige Kunst muss schon bei ihrer Geburt morbide modrig müffeln... (ausgenommen dieser irreale nordkoreanische Realismus, der nur so kraftprotzt vor frischem Tatendrang...)
/mkh: 1) N. hielt sich für G. Und indem N. starb, erbrachte er den Beweis für seine Behauptung.
2) Als G. sein Werk verscherbelt hat, war es noch in einem akzeptablen Zustand. Die weitere Entwicklung hätte ihm aus verschiedenen Gründen bekannt sein müssen. Warum er die Diskokugel dennoch zurückerworben hat, bleibt rätselhaft.
/MudShark: s. /mkh, 2)
/Frau H.: G. steht auch für Größenwahn. Künstlerisch mag das Ganze wertvoll gewesen sein, aber er hat sein Handwerk zu diesem frühen Zeitpunkt noch nicht beherrscht und die Qualitätssicherung vernachlässigt.
/DanielSubreal: Adorno hat behauptet, es sei die Aufgabe der Kunst, Chaos in die Ordnung zu bringen. Und ein wenig Moder ist das Parfüm des Chaos. Ob G. aus Nordkorea stammt, lässt sich nicht validieren, da keine Geburtsurkunde vorliegt. Aber irreal ist er bestimmt.
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