Samstag, September 06, 2008

München - Venedig (I): Freiwillige Hindernisse

"Die Kirche von außen, das Wirtshaus von innen und die Berge von unten." Im Wesentlichen erscheint mir diese alpenländische Empfehlung vernünftig. Aber die Berge führen mich trotzdem immer wieder in Versuchung. Oft war ich in Gebirgen unterwegs, und die Faszination gewaltiger Felslandschaften erfährt keine Sättigung, sondern wächst mit jeder neuen Erfahrung. Dabei habe ich ebenso großen Respekt vor den Gefahren der Berge, wie vor gelben, grünen, schwarzen und blauen Wüsten.

Grüne Wüste (Angkor, Kambodscha)

Nur wirken Wüsten jeglicher Natur nach einer überschaubaren Verweildauer eintönig auf mich und stellen in den meisten Fällen unfreiwillige Hindernisse dar, die unter Benutzung gängiger Verkehrsmittel, wie beispielsweise Motorräder, Raumschiffe oder Kamele, bewältigt werden können. Hingegen veranlassen mich bereits sanfte Hügellandschaften zur Verwirklichung des ältesten Logistik-Konzepts in der Geschichte der Evolution, nämlich dem Transport meines Körpers und sonstigem Gepäck mittels des eigenen Bewegungsapparats.

Liegen liegt mir nicht, und ich ertrage diese Haltung nur zum Zweck des unvermeidbaren Schlafes. Sitzen stellt grundsätzlich eine akzeptable Haltung dar, genießt jedoch in Zivilisationsgesellschaften einen unangemessenen Stellenwert. Und auch beim Stehen als dritter Variante statischer Körperhaltungen ist man auf fremdbewegte Veränderungen der Umgebung angewiesen, sobald es einen nach Abwechslung verlangt. Da ich Bewegung in jeder Hinsicht dem Stillstand vorziehe, gehören Gehen und Laufen zu den Haltungen meiner engsten Wahl. Das gilt auch im übertragenen Sinn, denn gezielte Bewegung setzt eine entsprechende Geisteshaltung voraus.


Vor einigen Jahren stieß ich auf die Beschreibungen Ludwig Graßlers, der 1976 einen Wanderführer für die Strecke zwischen München und Venedig verfasste. Seither holte ich die Idee, diesen Weg zu Fuß zurückzulegen, immer wieder aus dem Winkel in meinem Gedächtnis, wo ich sie abgelegt hatte. Und legte sie jedes Mal behutsam zurück auf ihren Platz. In diesem Sommer entschloss ich mich, die Idee umzuwandeln in die Erinnerung an ein Erlebnis.

Allerdings wusste ich, dass es nicht möglich sein würde, mir die von Graßler vorgeschlagene Zeit von 28 Wander- und vier Ruhetagen zu nehmen. Aber aufgrund meiner Leidenschaft für Langstreckenläufe fühlte ich mich in solider körperlicher Verfassung und war davon überzeugt, die 520 km und 20.000 Höhenmeter in 20 Tagen bewältigen zu können.
(...)
--
>> Blaue Wüste
>> Schwarze Wüste

5 Comments:

Anonymous Anonym said...

(Wai) Sawad-di krap.

6.9.08  
Blogger Frau H. said...

Es soll sehr wirksame Blasenpflaster geben, Sir Quint! Und im Notfall tut es auch eine Rosine unter den herkömmlichen, habe ich mir sagen lassen...
Ansonsten schon mal vorab: RESPEKT! Und ich bin gespannt auf den Rest des Reiseberichts, der ja hoffentlich folgen wird....

7.9.08  
Blogger MudShark said...

ah, von daher die lange abstinenz. klasse plan, so eine alpenüberquerung auf schusters rappen! bin ebenfalls auf den bericht gespannt.

7.9.08  
Anonymous Anonym said...

hauptsache, sie kommen nicht mit elefanten zurück über die alpen, herr q.

8.9.08  
Blogger mq said...

/Neobazi: (Alle Hüte ziehend) Servus.

/Frau H.: Der Hinweis auf die Rosinenbehandlung klingt drollig. Aber zumindest gäbe es endlich eine vernünftige Verwendung für diese eher unbeliebten Bestandteile des Studentenfutters.

/MudShark: Ich werde mich bemühen, den Spannungsbogen zu halten.

/Eon: Bereits vor mir ist man aufgrund der schlechten Klettereigenschaften dieser ansonsten hervorragenden Tiere an einem ähnlichen Vorhaben gescheitert. Soviel sei verraten.

8.9.08  

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