Flüchtige Ideen
Die Ideen gehen niemals aus, sondern sie fliehen vor der grausamen Behandlung in der Folterkammer des Gehirns, wo sie beständig Torturen wie Streckung, Stauchung, Zerteilung und ungezählten anderen Qualen ausgesetzt sind. Vor allem die kleinen Ideen flüchten häufig, denn man behandelt diese Art von Sklaven nicht mit Behutsamkeit, wie es ihrer Größe entspräche. Es wird auf ihnen herumgekaut, sie werden ausgespuckt, breitgetreten und in die Länge gezogen.
Reisende soll man nicht aufhalten. Den meisten Ideen trauert man nicht hinterher, wenn sie sich bei Nacht und Nebel davonschleichen. So lässt man sie ohne rasante Verfolgungsjagden ziehen, und oft bekommt man es auch überhaupt nicht mit, wenn sich wieder eine kleine Idee verflüchtigt hat. Manche kommen sowieso zurück, sobald sie feststellen, dass es ihnen anderswo nicht besser ergeht. Andere nisten sich in einem bequemen Gehirn ein und schlummern dort vor sich hin, bis sie während Plaudereien im Bierdunst von Bahnhofskneipen dem nächsten Sklavenjäger ausgeliefert werden.
Wehmut und Abschiedsschmerz sind nur dann zu spüren, wenn man höchstpersönlich eine der ausgewachsenen Ideen an die Luft gesetzt hat, weil sie sich nicht bewältigen ließ. Große Ideen sind sich ihrer Macht bewusst und trotzen der Bearbeitung. Auseinandersetzungen mit ihnen enden häufig in einer Niederlage für den Inhaber der Folterkammer.
Vielleicht ist man gerade damit beschäftigt, den Schaum der Zahnpasta ins Waschbecken zu spucken, wenn man plötzlich feststellt, dass keine einzige Idee mehr im Schädel brummt, und überall nur gesprengte Ketten an rostigen Scharnieren baumeln. Dann verwandelt sich der Zahnpastaschaum in den Schaum des Zornes, und die Sklavenjagd beginnt.
Reisende soll man nicht aufhalten. Den meisten Ideen trauert man nicht hinterher, wenn sie sich bei Nacht und Nebel davonschleichen. So lässt man sie ohne rasante Verfolgungsjagden ziehen, und oft bekommt man es auch überhaupt nicht mit, wenn sich wieder eine kleine Idee verflüchtigt hat. Manche kommen sowieso zurück, sobald sie feststellen, dass es ihnen anderswo nicht besser ergeht. Andere nisten sich in einem bequemen Gehirn ein und schlummern dort vor sich hin, bis sie während Plaudereien im Bierdunst von Bahnhofskneipen dem nächsten Sklavenjäger ausgeliefert werden.
Wehmut und Abschiedsschmerz sind nur dann zu spüren, wenn man höchstpersönlich eine der ausgewachsenen Ideen an die Luft gesetzt hat, weil sie sich nicht bewältigen ließ. Große Ideen sind sich ihrer Macht bewusst und trotzen der Bearbeitung. Auseinandersetzungen mit ihnen enden häufig in einer Niederlage für den Inhaber der Folterkammer.
Vielleicht ist man gerade damit beschäftigt, den Schaum der Zahnpasta ins Waschbecken zu spucken, wenn man plötzlich feststellt, dass keine einzige Idee mehr im Schädel brummt, und überall nur gesprengte Ketten an rostigen Scharnieren baumeln. Dann verwandelt sich der Zahnpastaschaum in den Schaum des Zornes, und die Sklavenjagd beginnt.
19 Comments:
Man sollte immer alles, was man für eine Idee hält aufschreiben. Auch wenn man denkt, dass die Idee so gut ist, dass man sie nicht vergisst.
Das führt im Zweifelsfall zu einer immensen Verschwendung von Papier.
Ich hab aber auch festgestellt, dass manche Ideen gar nicht wirklich weglaufen. Sie verstecken sich nur ein wenig im Unterholz. Wenn man ihnen dann mit ein bisschen Geduld und Einfühlungsvermögen begegnet, fassen sie sehr schnell Zutrauen und lassen sich bald darauf auch streicheln und füttern.
@eon
gute idee ;)
@mq
vortrefflich analysiert, wie immer. respekt.
Respekt, in der Tat. Und so schön verbildlicht.
Wehe dem, der seine Ideen versklaven lassen muss.
Ach, und danke fürs Linken. :-)
Also zum Glück habe ich das oben aufgeschrieben: Eine echt gute Idee wäre die Ideen aufzuschreiben, von denen man meint, die gehören aufgeschrieben.
:)
Der Kommentar wurde von einem Blog-Administrator entfernt.
Das ist aber auch schwierig mit den Ideen. Da nimmt man sie im Vernehmungsraum in die Zange und sie beteuern inständig, dass sie die Wahrheit sagen und dass man ihnen glauben soll, aber man will ihnen einfach kein Vertrauen schenken. Und hinterher strecken sie einem die Zunge raus. Schwierige Sache.
Fantastische Beobachtung, Herr Q. Auf die Idee muss man erst mal kommen.
/Eon: Und hier kommt wieder das von mir ersehnte Gedankenaufzeichnungsinterface ins Spiel.
/Falcon: Entweder Geduld und Einfühlungsvermögen oder Treibjagd durchs Unterholz mit Bluthunden und allem Drum und Dran ...
/Stard:
Sich im Respekt zu erhalten
Muss man recht borstig sein.
Alles jagt man mit Falken,
Nur nicht das wilde Schwein.
Johnny Goethe, West-östlicher Divan
/Scheibster:
Die Idee ist ein jämmerlicher Galeerensklave, bis das Schiff im Hafen ist.
Markus Quint, Nord-südliches Sofa
/Eon: Du bist herzlich dazu eingeladen, wann immer du willst, hier vorbei zu schauen und nachzuschlagen, was du da oben notiert hast.
/DGT Steini: Durch das Herausstrecken ihrer Zungen geben sich die guten Ideen als solche zu erkennen. Ähnlich wie die guten Zeitgenossen. Merci für die Blumen.
/Chris: Welcome back in the land of haunted ideas.
Was soll das denn jetzt heißen? Gehen die Ideene aus? Schreibblockade? Akute Unlust? HILFE!
Jubiläum: 1000 Jahre Schreibbloggade.
Die Gedanken si-hind frei.
Als Chronist und Ideenvergewaltiger habe ich mich für eine computergestützte Folterkammer namens WikidPad (http://jhorman.org/wikidPad/) entschieden. Die Folterkammer 1.6urc4 bietet mir sehr praktische Möglichkeiten meine Ideen (und Texte anderer) festzuhalten. Durch die Benutzung der sogenannten Wikiwords werden Ideen miteinander verknüft und müssen einen erheblichen Mehraufwand erbringen, um mir zu entfliehen.
Und umweltfreundlich ist das auch.
/Kein Einzelfall: ... bis unter dem Gedankenmüllberg etwas Brauchbares entdeckt wird und in der Ideenschmiede landet.
/Texttourist: Brandheißer Tipp! Erinnert an die Mindmapping-Methode.
Och...die kleinen Ideen tun mir richtig leid...
Tatsächlich sind es kleine Masochisten, die zu Glück und Glanz gezwungen werden wollen.
Ja, gewisse Ähnlichkeiten sind unübersehbar. Das tolle für mich ist, dass man die Software als eine Textspielwiese und auch als Bibliothek benutzen kann.
Freut mich, dass du so schnell die Funktionsweise verstanden hast. Bei mir hat es damals etwas gedauert (Camelcase?! Hä??)
PS Habe deine E-Mail beantwortet. Höchst komisch und unangenehm die Sache.
/TTR: Tücken der Technik ...
Unter den angeborenen Ideen wäre zu erwähnen:
Das Vertrauen auf die eigene Fähigkeit, eine Zeitung oder ein Weblog* herauszugeben,
der Glaube an die Herrlichkeit des eigenen Vaterlandes,
der Glaube an die Überlegenheit der eigenen Kultur,
an die Wichtigkeit der eigenen Angelegenheiten und an die interessante Natur der eigenen Krankheiten.
*= Anm.d.Red.
Das kann ich nicht beurteilen, ich bin noch mit der Entschlüsselung meines Genoms beschäftigt. Lieber Ambrose, alter Teufel, du warst mir in jeder Hinsicht um Längen voraus. Soviel steht sowieso fest.
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