Sonntag, Juni 04, 2006

Ein Porsche in Tarnfarben (V)

Ari stellte seine Gitarre hinter die Bar und ging zu einer riesigen Gestalt, die regungslos im Halbschatten einer hinteren Ecke des Coffee Shops stand. Ich bestellte zwei Bier, lehnte mich an die Wand und beobachtete die beiden aus dem Augenwinkel.

Der Riese musste Tony sein. Während Ari im Verlauf des Gesprächs immer aufgeregter gestikulierte, blieb Tony starr wie eine von Rodin in Bronze gegossene Skulptur. Er hatte seine Arme vor der Brust verschränkt, hin und wieder schien er langsam und zustimmend mit dem Kopf zu nicken.

Irgendwann drehte sich Ari um und winkte mich zu sich. Ich drückte ihm das zweite Bier in die Hand und er stellte mich seinem Cousin vor. Tony nickte kurz, wobei er zwar in Richtung meines Gesichts, aber an mir vorbei sah. Später fiel mir auf, dass er auch Ari nie direkt in die Augen, sondern immer knapp an ihm vorbei sah. Das hatte jedoch nichts Ausweichendes, da sein Blick die ganze Zeit über konzentriert war und irgendeinen Punkt in weiter Ferne zu fixieren schien.

Tony hatte einen großen Kopf, der in Relation und Wuchtigkeit zum Rest seines Körpers passte. Sein Hals, sowie die rechte Gesichtshälfte und der rasierte Schädel waren nach Art der Maori mit geometrischen Mustern tätowiert. Über die linke Gesichtshälfte erstreckte sich ein dunkelrotes Brandmal, das in seinen Umrissen an einen unbekannten Kontinent erinnerte.
(Fortsetzung folgt)

Die letzte Kriegerin>> Filmtipp:
Die letzte Kriegerin
(Once were warriors, Neuseeland, 1994)