Freitag, Dezember 24, 2010

Die Weihnachtseinkäufe des Teufels

Es war ein dunkler, feuchtkalter Dezembertag. Frost lungerte hinter dem Wolkengrau. Wie in jedem Jahr hatte er seine Weihnachtseinkäufe bis zur letzten Gelegenheit aufgeschoben. Der Teufel mochte keine Kälte. Schneematsch hasste er wie das Weihwasser.

Nachdem er die Ziegenbockstiefel und den selbstgehäkelten Schweifwärmer angezogen hatte, setzte der Teufel seine Mütze mit den Ohrenklappen aus Asbest auf. Dann stapfte er durch das schmutzige Weiß zur Bushaltestelle und fuhr mit dem 666er in die Innenstadt. Bereits im Bus begegnete er Leuten, die satanischer dreinblickten als er selbst. An solchen Tagen erschien ihm sein Dasein besonders fragwürdig. Der Busfahrer murmelte irgendwas von einem höllischen Verkehr.

Im Vergleich mit den Warenhäusern, wo er sich zwischen Daunenjacken auf Rolltreppen eingekeilt fand, war die Hölle ein beschauliches Paradies. Zuerst begab sich der Teufel in die Zooabteilung, aber dort fand er kein geeignetes Geschenk für sein Haustier. Er wechselte zu den Lebensmitteln und kaufte eine Packung Äpfel. Braeburn. In Klarsichtfolie eingeschweißt.

Die armen Seelen würde er mit Schwefelhölzern beglücken, und für die Engel der Zweigstelle kaufte er Noppenkondome mit Lakritzgeschmack. Zuvor hatte er in der Metzgerei einen Teufelsbraten zum Abendmahl besorgt.

Und dann benötigte der Teufel noch ein Geschenk für sich selbst, denn wer außer ihm würde den Teufel beschenken? In der Phonoabteilung entdeckte er eine Death Metal Rarität aus pechschwarzem Vinyl. Er freute sich auf den Moment, wenn er die Scheibe rückwärts abspielen und böse Botschaften entschlüsseln würde.

Zuletzt, kurz vor Ladenschluss, erwarb der Teufel ein Enthaarungsgerät. Seine Mundwinkel verzogen sich zu einem diabolischen Schmunzeln, als er sich das Gesicht des Alten beim Auspacken vorstellte.

4 Comments:

Blogger mkh said...

Sicherlich hatte er eine Spanische Weihnachtsgrippe bereits über den Internethandel bezogen?

26.12.10  
Anonymous Frau H. said...

Für den Alten: Zuallererst auf 5 mm kürzen. Dann die Haut möglichst gut straffen. So tut's weniger weh..
Und wer braucht schon weiße Bärte? Heutzutage.

(Sehr amüsiert, 'mal wieder...und schon 'mal einen guten Beschluß!)

27.12.10  
Blogger 100 Goldfischli said...

Natürlich bekommt er Geschenke! Von seiner Großmutter nämlich! Von wem sonst sollte der selbstgehäkelte Schweifwärmer sein?

Als kleine Überraschung und als Imbiss für sein Haustier hätte er aber wirklich Charles und Marilyn Manson einladen können. Naja, man weiß immer erst hinterher, was ein gutes Geschenk gewesen wäre.

28.12.10  
Blogger mq said...

/mkh: Mit dem Verkauf böser Krankheiten im Webshop finanziert er seine Einkäufe.

/Frau H.: Da habe ich doch glatt einen guten Beschuss gelesen. Mein Fehler. Danke, dito.

/100 Goldfischli: Jetzt sind die Ostereier sogar in einer Weihnachtsgeschichte nicht mehr sicher!

29.12.10  

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