Donnerstag, November 05, 2009

Sehr geehrte Servicefachkraft,

Sie besitzen meinen größten Respekt, und wenn ich Blickkontakt zu Ihnen suche, will ich Sie weder anmachen noch beleidigen. Sie müssen also nicht genervt in eine andere Richtung schauen und mich solange ignorieren, bis ich mit vorgehaltener Schusswaffe an den Tresen komme, um das Trinkgeld loszuwerden.

Bei der Erledigung Ihres Jobs müssen Sie sich auch nicht mit Nebensächlichkeiten wie Freundlichkeit etc. aufhalten: einfach eine Bestellung entgegennehmen, eine kulinarische Auskunft erteilen oder die Rechnung bringen. Oder wurde vielleicht Ihr gastronomisches Geschäftsmodell geändert, und es geht überhaupt nicht mehr um den Konsum von Speisen und Getränken, sondern nur noch um W-Lan?

Mit unbedingt respektvollen Grüßen,
mq

6 Comments:

Blogger Frau H. said...

Bestellen und bezahlen Sie doch einfach übers Internet. Wo es schon W-Lan for free gibt... ;)
Direkte Kontakte sind einfach uncool geworden in unserer heutigen Zeit. Und gehören auch nicht mehr zum guten Ton von Servicekräften. Dafür checken die bestimmt ganz oft ihre Email-Accounts! (Wobei ich sagen muss, dass meine Erfahrungen in dieser Hinsicht anders sind. Zumindest meist. Es gibt sogar nach zweimaligem Genörgel IMMER eine Erdnussschale auf dem Tisch. Auch wenn Erdnüsse eigentlich nicht zur "CI" gehören...)

5.11.09  
Anonymous Ole said...

CI... falls der Laden Schalensitze hat und erdnussbutterfarbene Wände, könnte auch das ja passen.

5.11.09  
Anonymous ttr said...

Einer meiner LIeblingsautoren – Herr Dowlatov – bezahlte einmal seine Rechnung im Restaurant. Als er die passenden Scheine zählte , sagte der Ober zu ihm: "Zähl du nur ab, ich gebe dir sowieso zu wenig Restgeld heraus."

Aber das war ja eine andere Zeit und überhaupt.... aber ich muss ja immer Vergleiche ziehen und sage mir dann "es hätte auch schlimmer kommen lönnen usw."

5.11.09  
Blogger MudShark said...

freundlichkeit gehört eben nicht zum sla, sondern ist ein softskill und als solcher in hohem maße unmodern. genauso verhält es sich mit dem sozialen gewissen in manageretagen.

6.11.09  
Blogger 100 Goldfischli said...

"Sie müssen also nicht genervt in eine andere Richtung schauen und mich solange ignorieren..."

[x] Du kennst das MUTTER in der Hohenstauffenstraße, Schöneberg.

Ich glaube, falls wir jemals zusammen in einem Lokal ein Bier trinken wollen, wird in dem Laden an diesem Abend gar nichts mehr ausgeschenkt.

Wobei mich eine gute Freundin mal darauf aufmerksam machte, dass das eines der vorrangigen Lernziele beim Servicejob ist: Die Kundschaft möglichst lässig zu übersehen, ohne darauf allzuviel Energie zu verschwenden.


blerser

6.11.09  
Blogger mq said...

/Frau H.: Ich würde mich gerne für diesen überaus pragmatischen und folgerichtigen Hinweis bedanken, aber das würde bedeuten, dass ich entsprechende elektronische Ausstattung mit mir führen müsste. Und das erscheint meinen eigentlichen Zielsetzungen beim Gastronomiebesuch nicht angemessen.

/Ole: ... oder falls sich der Laden im Besitz von Jimmy Carter befindet.

/ttr: Eine ähnlich fatalistische Haltung habe ich mir auch angeeignet. Aber ich bin noch auf der Suche nach einer besseren Lösung.

/MudShark: Ein Mindestmaß an Aufmerksamkeit wäre zuweilen als Mordserfolg zu verbuchen. Freundlichkeit hingegen ist eine andere, höhere Dimension.

/100 Goldfischli: Wohlauf! Lass uns Eiszapfen pflanzen gehen!

10.11.09  

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