Gehen bei rot
Die Verkehrsordnung sieht vor, dass Fußgänger eine Straße nicht überqueren dürfen, während ihnen die Fußgängerampel ein rotes Lichtsignal anzeigt. Diese Vorschrift ist verbindlich, auch wenn sich einer mitternächtlichen Kreuzung in der Oberpfalz seit Stunden kein Fahrzeug nähert. So will es der Gesetzgeber, ohne Rücksicht auf die Funktion der Sinne und die Fähigkeiten des menschlichen Verstandes. Das ist aus Sicht der gesetzlichen Instanzen nachvollziehbar, denn zum einen wäre man nicht ganz bei Trost, wenn man auf die Funktion der Sinne und die Fähigkeiten des menschlichen Verstandes in der mitternächtlichen Oberpfalz vertrauen würde, zum anderen ist ohne eindeutige Regeln keine Rechtsprechung möglich.
Ähnlich wie in Ameisenstaaten würden sich alle an die Regeln einer bestehenden Ordnung halten, wenn der Mensch nicht vom Willen zur Freiheit seiner Entscheidungen beseelt wäre. Besonders deutlich wird dieses Bedürfnis, wenn es um die Wahl geht, sich an Regeln zu halten oder bei einem bewussten Verstoß die Gefahr von Sanktionen in Kauf zu nehmen.
Da die Wahrscheinlichkeit einer Sanktionierung, sei es durch Bußgelder oder Straßenverkehrstod, beim Überqueren von Straßen während Ampelrotphasen gering ist und das Strafmaß in den meisten Fällen überschaubar bleibt, steigt die Versuchung, gegen diese Regel zu verstoßen. Wahrscheinlich gibt es in Deutschland keinen erwachsenen Fußgänger, der noch nie eine Straße bei rot überquert hat.
Dieses Verhalten ist gesellschaftlich weitgehend akzeptiert und wird geduldet, solange sich kein Kind in Sichtweite befindet. Wenn man jedoch aus irgendwelchen Gründen, beispielsweise wegen einem entzündeten Backenzahn, ein Kind am Straßenrand nicht wahrnimmt und bei rot über den Fußgängerüberweg latscht, müsste es mit dem Teufel zugehen, wenn nicht irgendwer hasserfüllt brüllen würde: "Es ist rot!" Und dabei spielt es keine Rolle, ob sich der Zögling in diesem Moment viel mehr für einen Taubenschiss am Bordsteinrand interessiert oder im Kinderwagen friedlich vor sich hin schnarcht.
Man kann sich in einer solchen Situation trotzig mit den Worten "Lieber rot als tot" für den Hinweis bedanken oder eine Grundsatzdiskussion darüber starten, wer für die Erziehung des Zöglings verantwortlich sei. Schließlich wolle man den Eltern anhand des schlechten Vorbilds eine Chance zur Verwirklichung ihrer Erziehungsideale geben etc. Und überhaupt sei Großes im Verlauf der Menschheitsgeschichte nur aus regelabweichendem Verhalten entstanden, während sich Ameisenstaaten seit Millionen Jahren kaum weiterentwickelt und keine Fahrzeuge mit Hybridantrieb entwickelt haben.
Ähnlich wie in Ameisenstaaten würden sich alle an die Regeln einer bestehenden Ordnung halten, wenn der Mensch nicht vom Willen zur Freiheit seiner Entscheidungen beseelt wäre. Besonders deutlich wird dieses Bedürfnis, wenn es um die Wahl geht, sich an Regeln zu halten oder bei einem bewussten Verstoß die Gefahr von Sanktionen in Kauf zu nehmen.
Da die Wahrscheinlichkeit einer Sanktionierung, sei es durch Bußgelder oder Straßenverkehrstod, beim Überqueren von Straßen während Ampelrotphasen gering ist und das Strafmaß in den meisten Fällen überschaubar bleibt, steigt die Versuchung, gegen diese Regel zu verstoßen. Wahrscheinlich gibt es in Deutschland keinen erwachsenen Fußgänger, der noch nie eine Straße bei rot überquert hat.
Dieses Verhalten ist gesellschaftlich weitgehend akzeptiert und wird geduldet, solange sich kein Kind in Sichtweite befindet. Wenn man jedoch aus irgendwelchen Gründen, beispielsweise wegen einem entzündeten Backenzahn, ein Kind am Straßenrand nicht wahrnimmt und bei rot über den Fußgängerüberweg latscht, müsste es mit dem Teufel zugehen, wenn nicht irgendwer hasserfüllt brüllen würde: "Es ist rot!" Und dabei spielt es keine Rolle, ob sich der Zögling in diesem Moment viel mehr für einen Taubenschiss am Bordsteinrand interessiert oder im Kinderwagen friedlich vor sich hin schnarcht.
Man kann sich in einer solchen Situation trotzig mit den Worten "Lieber rot als tot" für den Hinweis bedanken oder eine Grundsatzdiskussion darüber starten, wer für die Erziehung des Zöglings verantwortlich sei. Schließlich wolle man den Eltern anhand des schlechten Vorbilds eine Chance zur Verwirklichung ihrer Erziehungsideale geben etc. Und überhaupt sei Großes im Verlauf der Menschheitsgeschichte nur aus regelabweichendem Verhalten entstanden, während sich Ameisenstaaten seit Millionen Jahren kaum weiterentwickelt und keine Fahrzeuge mit Hybridantrieb entwickelt haben.
Im Idealfall verkneift man sich jede Reaktion auf den zornigen Hinweis "Es ist rot!", konzentriert sich auf die Unterdrückung der Zahnschmerzen und verschwindet im Gewimmel des Ameisenstaates. Bis zum nächsten Regelbruch, und vielleicht entsteht dabei sogar irgendwann eine große Idee. Wenn man sich nicht überfahren lässt.
10 Comments:
Also ich, so für mich betrachtet, sehe diese roten Ampeln immer eher als eine Art Hinweis mit Empfehlungscharakter.
Im Berliner Stadtteil Kreuzberg, formerly known as Anarcho-County, ertappe ich immer häufiger junge Menschen aus aller Herren Länder, Fußgänger, die bei Rot einfach stehen bleiben. Da stehen sie einem dann im Weg, in ihrer Nonkonformisten-Uniform, offene Flasche Bier in der Hand, zerzauste LKW-Planen-Tasche über der Schulter, und warten brav auf Grün.
Währenddessen rennen Leute etwa im Alter ihrer Großeltern - verkürzt zusammenzufassen vielleicht als Achtundsechziger - ungerührt bei Rot rüber, wenn gerade nichts kommt. Wer das sieht kann leicht denken "Die haben ja auch nichts zu verlieren."
Das gilt natürlich nur für Fußgänger. Für Radfahrer speziell in Kreuzberg scheint hingegen das Gesetz zu gelten, dass sie ungeachtet der tatsächlichen Verkehrssituation geradezu zwanghaft jedes rote Licht ignorieren müssen. Müssen! Dies gilt nun für alle Altersgruppen.
Das wiederum verärgert mich, den rotlichtachtenden Fahrradschnellfahrer, der mit dem durchschnittlichen pedalenden Lahmarsch überhaupt nicht mithalten kann, wenn der nur konsequent jede rote Ampel überfährt. Neid und Missgunst funkeln mir dann unter der Fontanelle.
Meine unvorhersehbare Einsicht speist sich wiederum aus der Annahme, dass man ja auch als Radfahrer den Autolenkern als schlechtes Vorbild dient. Dass sie, wenn man wieder eine rote Ampel überfährt, reflexhaft schlussfolgern "Wenn DER das darf - warum nicht ich?" Und weil ihnen die richtige Antwort beim besten Willen nicht in den Sinn kommen will steigt die Zahl der Unfälle mit Rotlichtverstößen in der Stadt rasant.
Ich will aber auch nicht jedes mal anhalten und dem nächsten Hirsel im tiefergelegten Opel Corsa oder Toyota Carola erklären "Warum? Weil Du mit deiner Karre mit weniger Hirn 20mal mehr Schaden anrichten kannst als ein Radfahrer - deshalb nicht!". Würden sie eh nicht einsehen. Also deshalb verkleide ich mich als gutes Vorbild - auch wenn's schwer fällt. Hoffentlich erkennt mich wenigstens keiner.
Zähne und Rücken — das kann SO weh tun! Insofern: gute Besserung!
Was rote Ampeln und die damit verbundene Befolgung der StVo: da habe ich letztens™ eine interessante Entdeckung gemacht.
Und zwar ist es allgemein bekannt, dass der Mensch irgendwo einem Herdentrieb unterliegt. Sollte an einer roten Ampel eine Person die Straße überqueren, dann folgen ihr weitere wildfremde Personen.
Sollte die Überquerung aber eine markante Person starten (in meinen Beobachtungen waren es Obdachlose (und die Flaschen in der Tüte machten *klonk klonk klonk*), Punker, ziemlich böse aussehende Biker), dann rührt sich niemand. Alle stehen, gucken doof und glasig und weit und breit ist kein Auto zu sehen.
Sollte das wirklich in echt "Zahn" sein, so haben Sie mein volles Mitgefühl. (Empfehle die Wunderwaffe, so Sie sich noch entsinnen....) Und was den Rücken angeht: TTR hat Recht. Uneingeschränkt!
Das "darf" ich gerade sehr eindrücklich bei mir selbst beobachten.... Ansonsten: Wundervoll zu lesen, hab' mich köstlich amüsiert!
Mooohhhhment! Gerade fiel mir etwas auf: Man kann nicht, bei ROT über einen Zebrastreifen laufen... Wobei allein die Existenz eines Zebrastreifens gepaart mit einer Ampel mich vor die Frage stellt: Gibt es sowas vielleicht doch, irgendwo auf dieser Welt? Das ist jetzt wieder so was ganz fieses, werter Sir MQ. Ganz fies. Pfui!
/Herr MiM: Solange sich kein Zögling einschließlich Vollzugsaufsicht in Rufweite aufhält, mag diese Betrachtung zutreffen. Ansonsten besteht die Gefahr, mit Mächten konfrontiert zu werden, gegen die jede Staatsgewalt schnuckelig wirkt.
/100 Goldfischli: Das Accessoire Bierflasche ist bei Hauptstadtjugendlichen, und in Berlin darf sich sowieso jeder unter 50 ungestraft als jugendlich bezeichnen, offenbar unerlässlich. Ebenso rätselhaft ist das Phänomen, dass der menschliche Verstand, sobald sein Inhaber ein Fahrrad besteigt, in vielen Fällen auf das Volumen eines Hasenhirns schrumpft. Aber Hauptsache, alle haben Spaß.
/ttr: Obdachlosen Alkoholikern, Punkern, und (mit Einschränkungen) ziemlich böse aussehenden Bikern wird auch in den meisten anderen Zusammenhängen Führungsschwäche unterstellt.
/Frau H.: Der menschliche Körperbau ist darauf ausgerichtet, täglich rund 30 Kilometer im aufrechten Gang oder Lauf zurückzulegen. Rote Ampeln dürfen dabei, ebenso wie im Fall kieferorthopädischer Beschwerden, kein Hindernis darstellen, werte Frau H.
Und Sie haben recht, laut >Wikipedia ist in Deutschland "eine Kombination von Zebrastreifen und Ampel jedoch nicht zulässig und auch nicht sinnvoll, da Fußgänger an Zebrastreifen ohnehin Vorrang vor Fahrzeugen haben." Die entsprechende Textstelle wurde unter Verwendung der zutreffenden Bezeichnung "Fußgängerüberweg" korrigiert.
Nun, mir scheint, ich habe Herrn TTR missverstanden (könnte natürlich auch sein, dass Sie ihn missverstanden haben, aber sowas würde ich NIE behaupten, von daher...) Ich meinte damit auf alle Fälle anderen "Rücken" als den "körüerlich belastungsorientierten" ;)... Aber na ja, das ist wohl gerade einfach nur mein Film... An kieferorthopädisches (allein dieses Wort!) möchte ich indes selbst nicht unbedingt erinnert werden.
Ansonsten "Vielen Danke!" für die Korrektur, Sie wenden Bürgerkriege ab, damit ;)...
Dear Miss H., Missverständnisse sind der Dreh- und Angelpunkt meiner Tagesordnung.
Wir beide sollten eine Ampelkoalition bilden!
Logo. Ich bin blau, und du?
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