Donnerstag, Juli 22, 2010

B

Hornbrillenträger, die in zwanzig Jahren immer noch Tocotronic hören. Schöne Paare in T-Shirts mit originellen Aufdrucken. Blasse Typen, von denen man dachte, dass es sie seit zwanzig Jahren nicht mehr geben kann, verankert in Kneipen, die es mindestens ebenso lang nicht mehr geben kann. Biologisch gekleidete Mütter, die in niedlichen Läden Bioprodukte verkaufen. Statussymbolbesitzer, die stundenlang in Cafés sitzen und die Welt mit verzichtbaren Social Web Inhalten füttern. Touristen auf der Suche nach dem anderen Berlin. Straßenpunks mit kaschierten süddeutschen Akzenten. Biologisch gekleidete Mütter, die in niedlichen Läden Bioprodukte von den anderen biologisch gekleideten Müttern kaufen. Minderjährige Wichtigtuer mit Migrationshintergrund und Katzengoldkettchen. Gepiercte Autonome mit todernsten Gesichtern, in denen sich der Weltuntergang abzeichnet. Und überall Frühstücker, zu jeder Tageszeit.

Es hat sich nichts verändert, ich kann die Stadt beruhigt wieder verlassen.

10 Comments:

Blogger Frau H. said...

Ach ja..Berlin...ich sollte den Lieblingsverwandten 'mal wieder besuchen! Aber wenn sich nichts verändert hat..

(Wortbestätigung sagt: couse.. Wie passend!)

22.7.10  
Blogger MudShark said...

im dicken b war ich seit 1988 nicht. wollte eigentlich mal wieder hin - das hat sich jetzt erledigt. du solltest reiseführer schreiben.

23.7.10  
Anonymous c.s. said...

Die biologischen Mütter haben sie anscheinend fest im Griff. ;)

24.7.10  
Blogger 100 Goldfischli said...

... aber warum sagst Du denn nichts? Ich hätte Dir so gerne das andere Berlin gezeigt. So gerne! Das Berlin, das sich seit vierzig Jahren nicht verändert hat...

Pah! Was sind schon zwanzig Jahre!

24.7.10  
Blogger mkh said...

Wer über die Alpen wandert, verliert den Blick für Banalitäten wie Berlin.



Wortbestätigung: "morocco"

24.7.10  
Blogger nora said...

Das haben Sie schön gesagt, auch wenn mir dieser Blick noch nicht abgeht.

28.7.10  
Blogger mq said...

/Frau H.: Ob sich bei Ihrem Lieblingsverwandten Änderungen ergeben haben, entzieht sich meiner Kenntnis. Das sollten Sie persönlich überprüfen, Werteste.

/MudShark: Weitaus mehr Freude würde mir das Schreiben von Reisewarnungen bereiten, unter ständiger Verwendung des Textbausteins "stellenweise Glatteis". Aber das dicke B ist immer wieder eine Reise wert - vor allem, wenn man dort noch einen Koffer hat, den man immer wieder abholen will, aber jedes Mal wegen Restalkohol vergisst.

/c.s.: Wow. Das war mindestens tripledeutig.

/100 Goldfischli: Du hast recht, 20 Jahre sind ein feuchter Klacks.

/mkh: Bei dieser Gelegenheit empfehle ich die aufschlussreiche Dokumentation Heimatkunde mit Martin Sonneborn.

/nora: Man sollte keinen Blick verlieren, für nichts.

1.8.10  
Blogger mkh said...

/mq
Danke! Spannend, wie sich aus dem Wanderbuchgenre von Andrack über Grober allmählich politische Wandererbackgrounds entwickeln...

2.8.10  
Anonymous Burnster said...

Schade, dass nicht mehr hängen blieb als die Klischees.

16.8.10  
Blogger mq said...

Auffällig an Klischees ist leider, dass sie immer zutreffen.

17.8.10  

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