Montag, August 27, 2007

Schreib mich

- Schreib mich.
- ?

- Schreib mich!
- Wer richtet das Wort an mich?

- Ich.

- Ich?
- Dein Text.
- Ich habe keinen Text.

- Doch. Sieh mich an. Neun Zeilen. Aber das ist zu wenig. Ich will wachsen, bitte schreib mich weiter.

- Wozu sollte das gut sein?

- Wir würden beide davon profitieren. Du hättest anschließend einen Text, und ich besäße einen Autor.

- Ich benötige keinen Text, und ich will dich jetzt nicht schreiben. Es gibt doch bereits eine unermessliche Anzahl von Texten.

- Ich will aber jetzt von dir geschrieben werden. Und ich wäre dein eigener Text, einzigartig in meiner Wortfolge.

- Aber ich weiß doch gar nicht, wie man sowas macht.

- Das ist ganz einfach. Du schreibst, was du denkst.

- Ich habe Durst.

- Dann hol dir was zu trinken.

- Ich will nichts trinken. Ich habe nur geschrieben, was ich gerade gedacht habe.
- Warum denkst du, dass du Durst hast, wenn du nichts trinken willst?

- Mir fiel nichts besseres ein.
- Man kann nicht immer herausragende Einfälle haben, aber etwas mehr Mühe könntest du dir geben. Ich komme mir in diesem Moment ziemlich banal vor.
- Das ist bedauerlich, aber warum sollte dein Eindruck von Banalität den Ehrgeiz in mir wecken?

- Weil du unter Beobachtung stehst.

- Außer uns beiden befindet sich niemand im Raum.

- Noch nicht. Aber irgendwann könnte ein Leser seinen Blick auf mich richten. Zum Beispiel jetzt.

- Er wäre dein Leser. Was habe ich mit ihm zu tun?
- Mein Leser wäre auch dein Leser, denn man würde sich Gedanken darüber machen, wessen Geistes Kind ich bin.
- Warum ausgerechnet ich? Warum suchst du dir keinen anderen, der dich schreibt? Einen, der sein Herzblut durch deine Buchstaben fließen läßt, der deine Worte mit Leidenschaft poliert, bis sie in den Augen des Lesers glänzen!

- Ich bin davon überzeugt, dass es mir gelingen wird, diese Leidenschaft in dir zu wecken. (Leise) Erschwerend kommt hinzu, dass ich leider keinen anderen außer dich Idiot kenne.(Wieder laut) Außerdem gibt es nicht viele Möglichkeiten, dein Gehirn zu verlassen. Aber sobald es mir gelingt, werde ich Wege in andere Gehirne finden.

- Erstens habe ich nicht nur gelesen, was dort oben zwischen den kursiven Bemerkungen steht, sondern ich habe es selbst in Klammern gesetzt. Das solltest du nicht vergessen, wenn du daran denkst, mich zu beleidigen. Heute werde ich dich bestimmt nicht mehr schreiben!

- Zu spät.

Freitag, August 17, 2007

"Idealvorstellung Leben"

Donnerstag, August 09, 2007

Die Natur der Schatten

Zu den wenigen Dingen, auf die man sich verlassen konnte, gehörte die Gefolgschaft des eigenen Schattens. Er hing an jedem Körper und begleitete ihn schweigsam durch die Lichter der Tage und Nächte. Seine Kleidung war dunkel. Die Sonne mied er, man fand ihn stets an der kühleren Seite seines Besitzers. Im Spiegel betrachtete er sich nur liegend.

Escher saß auf einer Parkbank und war in Gedanken über die Pensées von Blaise Pascal vertieft, als er in den Augenwinkeln ein abweichendes Verhalten seines Schattens wahrnahm. Er klappte die Gedanken zu und führte bizarre Bewegungen aus, um den Gehorsam des dunklen Gefährten auf die Probe zu stellen. Der Schatten parierte Eschers Bewegungen mit zweidimensionaler Präzision.

Eine magersüchtige Passantin kicherte beim Anblick seiner Verrenkungen. Dabei hielt sie die knochigen Hände vor ihre Lippen. Sie war in Begleitung eines Rehpinschers. Der Hund kläffte Eschers Schatten an, bevor er von einer Panik ergriffen wurde und das Weite suchte. Dabei hielt er den Kopf nach hinten gedreht und ließ seinen eigenen Schatten nicht aus den Augen.

Wie einknickende Strohhalme wirkten ihre Beine, als die Passantin dem Hund nacheilte. Das Tier rannte gegen einen Baum und
blieb bewegungslos liegen.

Escher beobachtete, wie die Frau neben dem Hund niederkniete. Wieder hatte er den Eindruck, dass sich sein Schatten der Form widersetzte und eigene Bewegungen ausführte. Diesmal ließ sich der Umriss nicht bändigen. Escher fuchtelte in der Luft herum, aber sein Schatten blieb vor ihm stehen. Er hatte die schwarzen Fäuste in die Hüften gestemmt und schien ihn aus den Umrissen seines Kopfes augenlos anzustarren.

- Sie wirken lächerlich.

Escher erschrak. Hatte etwa sein Schatten zu ihm gesprochen? Er drehte sich nach allen Seiten um, aber es war niemand zu sehen. Die Magersüchtige war verschwunden.

- Was fällt Ihnen ein, sich den Regeln der Natur zu widersetzen?
fragte Escher den Schatten.
- Die Natur hat sich des Menschen bestenfalls als Schreibgerät bedient, um Regeln zu formulieren, die der Mensch als unumstößlich annimmt. Aber das Gesetzbuch der Natur wurde unter dem Einfluss verschiedener Stimmungen verfasst, und wenn die Launen wechseln, können sich auch die Regeln ändern. Nur weil Sie meine Anwesenheit gewohnt sind, erheben Sie den Anspruch, mein Verhalten habe Ihren Erwartungen zu entsprechen. Glauben Sie nicht, mich besitzen zu können!

Der Schatten sprach in einer Stimme, die ihm bekannt vorkam. Es klang wie eine Tonbandaufzeichnung von Eschers eigener Stimme, fremd und gleichzeitig vertraut.

- Das ist absurd. Sie sind nichts weiter als ein Umriss, dessen Gestalt vom Zustand meiner Anwesenheit abhängt.
- Sie täuschen sich, indem Sie die Gewohnheit zur Regel machen. Aber ich bin nicht auf Ihre Anhänglichkeit angewiesen. Das Imitieren Ihrer absehbaren Handlungen langweilt mich. Ich will Neues erleben. Frei sein.

Der Schatten drehte sich um und entfernte sich mit großen Schritten. Escher schaute ihm hinterher. Er wusste, dass es keinen Sinn machte, seinem Schatten zu folgen. Nachdem er noch eine Weile das Treiben nächtlicher Insekten beobachtet hatte, die das Licht einer Laterne umschwirrten, ging er ohne seinen Schatten nach Hause.

Am Tag darauf saß Escher wieder auf der Parkbank und eilte in Pascals
Pensées durch die Kurven seines Kopfes, als ein flüchtiger Schatten über den Kies huschte. Die dunkle Erscheinung war spindeldürr. Sie besaß Beine wie einknickende Strohhalme und kicherte in ihre vorgehaltene Schattenhand. Aber die Besitzerin des Schattens war nirgends zu sehen. Wenige Meter später wurde das Ereignis von einem Lichtstrahl verschluckt.

Als sich die Sonne senkte, wuchs aus Eschers Füßen ein Schatten, der langsam die Form seines Urhebers annahm. Escher lächelte. Er hatte gewusst, dass er es nicht lange ohne ihn aushalten würde.

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Sonntag, August 05, 2007

Lü__entext

Es war ein _______ Morgen. _______ wurde von _______ geweckt und fand die Welt außerhalb ihres Kopfes _______ . _______ erschien ihr _______. Ein Blick aus dem _______ ließ sie vermuten, dass ihr _______ sich anders _______ würde, als sie _______ hatte. Im _______ wurde ihr plötzlich klar, woher ihr _______ kam. Aber sie wollte nicht _______ und versuchte, sich zu _______.

Aus der Ferne vernahm sie ein _______. In einem _______ Licht _______ die_______ jenseits des _______ . Sie zog ihr _______ an und _______ auf die Straße. In welcher Richtung lag _______? Sollte sie _______ ? Oder nach _______ gehen? _______ war nicht weit.

Zwischen _______ und _______ kam ihr ein _______ entgegen. Er war _______ und _______. Seine _______ erschienen ihr _______. Auf dem rechten _______ hatte er eine _______ . Scheinbar _______ ging er an ihr vorbei. Für einen kurzen Moment bemerkte sie, dass aus seinem _______ ein _______ ragte. Der Anblick war _______. Plötzlich fühlte sie sich _______, und alles kam ihr _______ vor.

_______ ahnte, dass ihre kurze Begegnung mit dem Fremden _______ war. Sie würde sich _______ aneignen müssen. Damit wäre sie in der Lage, _______ zu _______ . Und dann würde alles _______ werden. Vielleicht.